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Leporello Buchhandlung Anne-Lene Alyanak schließt ein Kapitel: Nach drei Jahren als Inhaberin der Leporello Buchhandlung verabschiedet sie sich schweren Herzens. Am 16. Januar 2026 schließt das traditionsreiche Geschäft, das seit 1999 besteht, endgültig seine Türen. © Leporello

Die Leporello Buchhandlung in Brinkum wird nach Angaben von Inhaberin Anne-Lene Alyanak am 16. Januar endgültig schließen. Alyanak führt das Geschäft seit Januar 2022, sieht jedoch angesichts des Strukturwandels im Handel und der zunehmenden Konkurrenz im Internet keine wirtschaftliche Perspektive mehr.

Brinkum – Wenn Anne-Lene Alyanak morgens den Schlüssel im Schloss dreht, ist es für sie mehr als Routine. Es ist das Öffnen eines kleinen Universums aus Geschichten, Begegnungen und Träumen. Drei Jahre lang hat sie die Leporello Buchhandlung in Brinkum geführt – bald wird sie zum letzten Mal aufschließen. Am 16. Januar schließt das traditionsreiche Geschäft endgültig seine Türen.

Eine eigene kleine Buchhandlung zu führen war immer mein Traum – deshalb ist der Entschluss, aufzuhören, wirklich schmerzhaft.

„Eine eigene kleine Buchhandlung zu führen war immer mein Traum“, erzählt die 42-Jährige, die mit ihrer Familie in Brinkum lebt und den Laden an der Bassumer Straße seit 2022 führt. „Über die Zeit ist er zu einem wichtigen Teil meines Lebens geworden. Deshalb ist der Entschluss, aufzuhören, wirklich schmerzhaft.“

Nach mehr als 25 Jahren schließt die Buchhandlung Leporello

Die Geschichte von Leporello reicht weit zurück. Gegründet wurde die Buchhandlung 1999 am ZOB in Brinkum. Sechs Jahre später, als das Neubaugebiet Briseck entstand, zog die damalige Inhaberin Christine Fritsch mit ihren Regalen und Büchern dorthin um. Mehr als zwei Jahrzehnte lang prägte sie das literarische Leben in Brinkum.

Im Januar 2022 übergab Fritsch die Buchhandlung schließlich an Anne-Lene Alyanak. Für viele Kundinnen und Kunden war der Wechsel ein sanfter Übergang, denn Alyanak war kein unbekanntes Gesicht: Sie hatte bereits drei Jahre zuvor bei Fritsch im Geschäft gearbeitet. „Christine war meine Chefin, und ich konnte unglaublich viel von ihr lernen“, erinnert sie sich.

Doch auch eine vertraute Nachfolgerin konnte den Strukturwandel im Handel nicht aufhalten. „Mit unseren wunderbaren Stammkundinnen und Stammkunden allein lässt sich die Buchhandlung leider nicht mehr wirtschaftlich betreiben“, sagt Alyanak. „In den letzten drei Jahren habe ich mein Inhaberinnengehalt mehrfach gekürzt oder ganz darauf verzichtet. Auf Dauer ist das keine Lösung.“

Hinzu kommt die wachsende Konkurrenz im Netz. „Viele Menschen bestellen spontan im Internet, anstatt vor Ort einzukaufen. Das trifft besonders inhabergeführte Geschäfte“, so Alyanak.

Schluss für die Buchhandlung: „Ich schaue mit Wehmut, aber auch mit Dankbarkeit nach vorn“

Bis zum 15. Januar 2026 bleibt die Leporello Buchhandlung geöffnet – und füllt die letzten Wochen mit Leben. Lesungen, Kinderaktionen und Veranstaltungen laden ein, ein letztes Mal „ihr“ Leporello zu erleben. Ab dem 2. Januar beginnt ein großer Ausverkauf: Bücher, Geschenkartikel und andere Waren werden stark reduziert angeboten.

„Ich schaue mit Wehmut, aber auch mit Dankbarkeit nach vorn“, sagt Alyanak. „Viele Stammkunden sind mir über die Jahre sehr ans Herz gewachsen. Ich bin dankbar für die vielen Jahre, in denen wir Teil der Kultur und des Lebens hier in Stuhr sein durften.“

Ganz verschwinden wird Leporello nicht: Der beliebte Lesekreis „eat.READ.sleep Stuhr“ wird unabhängig von der Buchhandlung fortgeführt und sucht dafür neue Räumlichkeiten. Auch Geschenkgutscheine behalten ihre Gültigkeit – sie können bis Ende 2025 eingelöst werden (außer älteren Exemplaren von vor 2022).

Zusammen mit ihren Kolleginnen Susanne Ilsemann und Lina Heiermann richtet sich Anne-Lene Alyanak am Ende mit einem großen Dank an die treue Kundschaft: „Wir bedanken uns herzlich bei allen für die langjährige Unterstützung. Ohne sie wäre die Buchhandlung niemals das geworden, was sie war.“

Kommentar: Danke Leporello – ein Wohnzimmer geht verloren

Mit der Schließung der Leporello Buchhandlung verliert Brinkum weit mehr als ein Geschäft. Hier ging es nie nur um den Verkauf von Büchern – sondern um Begegnungen, Gespräche und Inspiration. Leporello war ein kultureller Treffpunkt, ein Ort der Nähe in einer zunehmend digitalen Welt. Dass selbst ein so lebendiges „literarisches Wohnzimmer“ dem Strukturwandel im Handel nicht standhalten konnte, zeigt, wie fragil lokale Kulturorte geworden sind. Umso wichtiger ist es, die letzten Monate bewusst zu nutzen – und die Menschen hinter dem Tresen nicht nur als Verkäuferinnen, sondern als Kulturträgerinnen wertzuschätzen. Klar ist: Brinkum verliert einen besonderen Ort. Die Erinnerung daran bleibt – ebenso wie die Verantwortung, solche Räume künftig stärker zu schützen.

Und wie geht es für die 42-Jährige weiter? Konkrete Pläne gibt es ihren Worten nach noch nicht. Nach der intensiven Zeit als Inhaberin möchte sie sich zunächst eine kleine Auszeit gönnen und im neuen Jahr in Ruhe nach einer passenden beruflichen Perspektive suchen. „Gut vorstellen kann ich mir, wieder in einem Angestelltenverhältnis zu arbeiten – eine unmittelbare Rückkehr in die Selbstständigkeit plane ich jedenfalls nicht.“

Wer weiterhin auf dem Laufenden bleiben möchte, findet Neuigkeiten und Buchtipps künftig auf Instagram unter @buchhandlungleporello.