Die Absichten des Boxautomaten-Betreibers in Ettlingen klingen zwar nobel. Der Automat sollte trotzdem nicht vorm Späti stehen – nicht nur, weil er Lärm macht.

Wer schafft die meisten Punkte? Am Boxautomaten messen Jugendliche täglich ihre Kräfte.

Wer schafft die meisten Punkte? Am Boxautomaten messen Jugendliche täglich ihre Kräfte.

Foto: Anne Herder

Seit gut zwei Wochen steht der Boxautomat inzwischen vor dem Späti am Wasen in Ettlingen. Dass Anwohner rund um die neue Sehenswürdigkeit nicht begeistert sein würden, war abzusehen.

Das Ding scheppert laut, bei jedem Schlag. Und davon gibt es viele. Es ist einiges los dort, und das Scheppern ist ab dem Nachmittag bis in den Abend in der Umgebung deutlich zu hören.

Besonders beliebt ist das Gerät bei (männlichen) Kindern und Jugendlichen. Kräftemessen ist in diesem Alter eben offensichtlich angesagt. Das hat der Betreiber erkannt.

Intention des Betreibers ist zunächst richtig

Seine Absichten, den Kindern ein ungefährliches Angebot zu machen, sind nobel. Natürlich ist es besser, wenn sich die jungen Menschen körperlich verausgaben, statt sich mit Lachgas zu berauschen oder illegale Einweg-Vapes zu rauchen.

Das Boxen gegen einen Automaten birgt kaum ein gesundheitliches Risiko. Und es funktioniert ja auch: Viele Jungs sind bereits Stammgast. Der Späti-Vorplatz ist ein Treffpunkt zum Kräftemessen geworden.

Anwohner in Ettlingen leiden unter dem Lärm

Trotzdem ist der Boxautomat ein Problem. Denn andere leiden darunter. Solch ein Gerät macht eine Menge Lärm. Verständlicherweise empfinden Anwohner das als extrem störend, selbst wenn die Ruhezeiten eingehalten werden.

Denn der Lärm ist nicht monoton. Es ist kein Rauschen, wie Verkehrslärm, man kann sich an die punktuellen Schläge kaum gewöhnen. Auf Dauer ist das störend und belastend.

Suchtgefahr bei Jugendlichen

Ein zweiter Aspekt ist jedoch mindestens genauso problematisch: Die Jugendlichen und Kinder bezahlen pro Schlag einen Euro. Das ist eine Menge Geld für die wenigen Sekunden Spaß. Schnell sind da an einem Nachmittag fünf oder zehn Euro weg.

Gerade junge Menschen, die sich im Wettkampf profilieren möchten, sind besonders anfällig dafür, hier „hängenzubleiben“ und ihr Taschengeld auszugeben.

Wer Jugendliche wirklich vor Gefahren schützen und ihnen Alternativen bieten möchte, muss auch dieses Suchtpotenzial mitbedenken – und sollte ihnen den Automaten eigentlich gar nicht erst dauerhaft zugänglich machen.

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