Das rheinland-pfälzische Bildungsministerium hat einen Leitfaden zu Handys an Schulen veröffentlicht. So sollen Smartphones und Tablets nach Möglichkeit ausgeschaltet bleiben. Wir haben am Theodor-Heuss-Gymnasium in Ludwigshafen nachgefragt, wie Schüler das finden.

In seinem „Orientierungsrahmen“ empfiehlt das Bildungsministerium unter anderem allen Schulen, bis zum Beginn des kommenden Schuljahres 202627 entsprechende Regeln aufzustellen. Am Theodor-Heuss-Gymnasium gibt es so etwas schon länger.

Stefan Schacht, 49 Jahre alt, Schulleiter am Theodor-Heuss-Gymnasium

Handyverbot

Rektor Stefan Schacht findet, der Vorstoß des Bildungsministeriums hätte früher kommen können

„Wir haben schon seit Jahren eine Handyordnung. Eine Zeit lang hatten wir eine Regelung, wenn der Unterricht beginnt oder wenn man die Schule betritt, müssen die Handys ausgeschaltet sein. Wir haben das jetzt so modifiziert, dass wir Verstöße in ein digitales Klassenbuch eintragen, die Geräte aber nicht mehr einsammeln. Und dann gibt es ein gestuftes Modell: Beim zweiten Verstoß gibt es ein Gespräch bei mir. Das ist für mich auch Arbeit, das wirkt aber in den meisten Fällen dann schon, wenn man zum Schulleiter muss. Und beim dritten gibt es dann eine pädagogische Maßnahme. Ein paar Gespräche musste ich führen, im Großen und Ganzen funktioniert es aber eigentlich ganz gut.“

Konstantin Scholz, 18 Jahre alt, Schüler am Theodor-Heuss-Gymnasium

Handyverbot

Konstantin glaubt, dass in der Unterstufe mehr durchgegriffen wird als in der Oberstufe

„Ein generelles Handyverbot halte ich für die falsche Handhabung. Wir haben das mobile Endgerät dabei, weil es einen großen Nutzen für uns bringt. Zum Beispiel können per E-Mail bestimmte Sachen schneller kommuniziert werden. Ich denke, seitdem es die neue Regelung in unserer Schule gibt, ist es besser geworden. Wir hatten vorher Phasen, wo wir gerade viele Unterstufenschüler hatten, die zusammen in großen Gruppierungen auf dem Schulhof saßen und gezockt haben. Inzwischen sieht das nicht mehr so aus. Ich würde sagen, es läuft gerade ganz gut.“

Johannes Berger, 18 Jahre alt, Schüler am Theodor-Heuss-Gymnasium

Handyverbot

Johannes hat schon die ein oder andere „böse Erfahrung“ mit dem Handyverbot gemacht

„Ich finde es hat positive und negative Seiten. Einerseits finde ich, man sollte der Digitalisierung nicht im Wege stehen und man kann ja auch manchmal ans Handy gehen. Aber ich sehe auch, dass dann zum Beispiel Schüler aus der fünften, sechsten Klasse gerade in der Pause nicht irgendwas miteinander machen, sondern jeder an seinem eigenen Handy sitzt. Da verstehe ich es schon. Ich bin ja in der Oberstufe, das heißt, ich habe einen Aufenthaltsraum, in dem ich mein Handy benutzen kann. Aber die Schüler der Mittelstufe und Unterstufe dürfen es, soweit ich weiß, gar nicht benutzen.“

Moritz Utech, 18 Jahre alt, Schüler am Theodor-Heuss-Gymnasium

Handyverbot

Moritz findet, dass es an langen Schultagen mit viel Stress eine gute Ablenkung ist, ab und zu ans Smartphone gehen zu können

„Ich würde schon sagen, dass es an unserer Schule gut klappt. Wir haben vor etwa einem Jahr eine neue Handy-Regelung bekommen und fast alle Schüler halten sich dran. In den unteren Klassen kann es sein, dass das Handy immer mal mehr ablenkt. Ich denke, ab der zehnten Klasse kann man sich den Konsequenzen bewusster sein, wenn man zum Beispiel im Unterricht nicht aufpasst, wenn man seine Pausen nur am Handy verbringt und dann den Unterrichtsstoff vergisst. Also ich finde es schon sehr wichtig, dass so eine Handyregelung gilt.“

Dirk Lorenz, 57 Jahre alt, Mittelstufenleiter am Theodor-Heuss-Gymnasium

Handyverbot

Verstöße gegen die Regeln gebe es fast nur in den unteren Klassen und der Mittelstufe, meint Dirk Lorenz, Mittelstufenleiter

„Es gibt ja Schulen, die morgens die Handys einsammeln, in so einer Art Tresorkiste lagern, und die nach der sechsten Stunde wieder raus geben. Das war uns mit der Verantwortung und Versicherungsfragen zu viel. Wir haben aber vor allem gesagt, die Schüler müssen eigentlich die Handys haben, falls sie eben im Unterricht sinnvoll eingesetzt werden. Und abgesehen davon brauchen es die meisten Schüler heutzutage für den Hinweg und Rückweg, haben digital ihre Deutschlandkarte darauf. Also ich denke, das wäre indiskutabel. Daher glaube ich, dass wir einen sehr guten Mittelweg gehen.“

Klaus Ziegler, 57 Jahre alt, Vorsitzender des Personalrats am Theodor-Heuss-Gymnasium

Handyverbot

„Bei den Kleineren ist es wirklich wichtig, dass sie merken, dass es uns ein Anliegen ist“, meint Lehrer Klaus Ziegler

„Ich habe den Eindruck, dass das im Moment sehr gut läuft. Wir haben viel, viel weniger Schüler, die alleine irgendwo in einer Ecke sitzen und irgendwas mit ihrem Handy machen. Das hatten wir in der Vergangenheit oft und ich glaube, das ist ein großes Problem. Und ich will nicht sagen, dass es diese Schüler nicht mehr gibt, aber ich sehe sie nicht mehr so, wie ich das früher oft gesehen habe. Und ich finde, das ist auch ein Fortschritt. Natürlich gibt es Situationen, wo man Handys pädagogisch sinnvoll einsetzen kann. Aber grundsätzlich finde ich das gut, dass es erst mal weg ist und nur dann zum Einsatz kommt, wenn es wirklich gebraucht wird.“