Ich gebe es jetzt einfach mal zu: Ich schaue gerne Reality-Dating-Shows, die ehrlicherweise mit der Realität eh nicht besonders viel zu tun haben und die deshalb dem gemeinen Volke als „Trash-TV“ bekannt sind. Manchmal muss zwischen der Beschäftigung mit Wissenschaft, Literatur und Politik ein bisschen mentale Auszeit her. Wobei das auch nicht stimmt, denn erstens kann man sich über Dating-Shows von „Love Is Blind“ über „Der Bachelor“ bis zu „Princess Charming“ super unentspannt aufregen und zweitens taugen einige davon schon fast als soziologische Studien, die ich uns allen an dieser Stelle allerdings ersparen möchte.
TV-Dates in Stuttgart und Freiburg
Der Südwesten darf seit vergangener Woche übrigens auch im Datingshow-Game mitspielen: SWR und HR haben „City of Love“ produziert – eine Sendung, in der pro Folge je zwei Pärchen zusammengewürfelt, in Rikschas durch eine Stadt kutschiert werden und dabei ganz viel erleben sollen. Freiburg und Stuttgart spielen die Hauptrollen in zwei der vier Folgen, über die ich in den letzten Tagen in der ARD-Mediathek gestolpert bin. Trifft sich ganz gut, denn kürzlich durfte ich einen Freund zwar nicht mit einem Date, aber dafür mit Stuttgart verkuppeln – er zieht in meine allerliebste Kesselstadt und ich wollte ihm ein paar Orte und Aussichtspunkte empfehlen. Schließlich muss ja irgendwann Schluss sein mit dem leider allzu häufigen Stuttgart-Bashing.
Von Killesberg bis Fernsehturm
Ganz abseits von irgendwelchen Touri-Tipps bin ich mit meinen liebsten „schönen Ecken“ allerdings doch nicht so besonders, das hat mir dann die „City of Love“-Folge aus Stuttgart gezeigt, die quasi die gleichen Stops abklapperte. Markthalle und Schloßplatz sind vielleicht doch eher was für TikTok und Walking Tours – aber mit dem Killesbergpark, dem Teehaus oder dem Eugensplatz konnte ich schon den ein oder anderen Besucher zum 0711-Fan machen und der Fernsehturm beeindruckt auch internationale Gäste. Immerhin habe ich die nicht in 150 Metern Höhe die Fenster putzen lassen wie in der Datingshow.
In Freiburg kenne ich mich zu wenig aus, um die Sendung beurteilen zu können – trotzdem oder gerade deswegen ist das Ganze doch ein hervorragender Anlass, über Orte und Erlebnisse in der eigenen Umgebung nachzudenken – ob die wohl für ein zweites oder drittes Date mit der jeweiligen Stadt reichen?
Zur Kolumnistin
Jule Rona Eccard gehört zu den Jahrgängen zwischen den Millennials und der Generation Z und ist auch sonst in mehreren Welten zuhause: Sie arbeitet als Online-Redakteurin beim Staatsanzeiger und studiert außerdem Rhetorik und Literaturwissenschaft in Tübingen. Davor hat sie nach ihrem Abschluss in Kommunikationswissenschaft im Marketing gearbeitet – „irgendwas mit (Online-)Medien“ ist also ihr Spezialgebiet.