Erstmals gab es in Österreich mehr Geld vom Staat, wenn man sich für Solaranlagen oder Stromspeicher aus Europa entschieden hat. Greift die Idee? Und was müssen angehende PV-Anlagenbesitzer beachten, wenn sie profitieren wollen?
Europas Energiewende kommt mit dem Container aus China. Rund 90 Prozent aller Solaranlagen, die auf dem Kontinent verbaut werden, liefert aktuell die Volksrepublik. Doch das soll sich ändern. In fünf Jahren sollen in der EU 40 Prozent des Bedarfs an sauberen Technologien aus europäischer Produktion stammen, so die Ansage.
Konkrete Schritte in diese Richtung gab es bisher aber wenige. Österreich hat im Frühjahr als eines der ersten EU-Mitgliedsländer einen „Made in Europe“-Bonus bei den Förderungen für private Photovoltaikanlagen eingeführt, um die hiesige Industrie zu stützen. Die Förderung für Solaranlagen ist mit dem Fördercall im Juni erstmals um jeweils zehn Prozent gestiegen, wenn der Wechselrichter bzw. die Solarzellen nachweislich aus europäischer Wertschöpfung stammen. Zehn Prozent extra gab es auch für Stromspeicher made in Europe. Aber welchen Effekt hat der Europa-Bonus?
Jeder zweite Wechselrichter aus Europa
Das ASCII-Institut für Lieferketten attestiert dem Bonus zwar grundsätzlich eine ökonomisch sinnvolle Wirkung, um die Resilienz europäischer Produzenten zu stärken und internationale Abhängigkeiten zu verringern. „China und die USA stützen ihre Schlüsselindustrien massiv. Wenn andere ihre Industrie absichern, darf Europa nicht zuschauen“, ist auch Energieminister Wolfgang Hattmannsdorfer von der Maßnahme überzeugt. Aber hat das die angehenden PV-Anlagenbesitzer auch interessiert?
Der „Presse“ liegen dazu nun erstmals konkrete Zahlen aus dem Wirtschaftsministerium vor. Demnach zeigt sich der Effekt beim letzten Fördercall deutlich. Die geplanten Mittel von zwölf Millionen Euro mussten auf fast 50 Millionen aufgestockt werden, um die rund 9000 Anträge erfüllen zu können. Fast die Hälfte aller angehenden Solaranlagenbesitzer (48 Prozent) hat sich zumindest für einen Wechselrichter aus europäischer Produktion entschieden. Einer der größten Nutznießer der geänderten Förderlandschaft ist damit wohl der oberösterreichische Wechselrichterhersteller Fronius.
Deutlich weniger „europäisch“ kauften die Österreicher ihre Solarmodule und Stromspeicher ein. Bei den Solarmodulen kamen 22 Prozent aus Europa, bei den Stromspeichern gar nur 19 Prozent. Zwar gibt es auch hier Angebote aus Europa und Österreich – Module liefert etwa Ertex, Speicher gäbe es bei Energy Innovation, Miba oder Zellhof. Aber weder die Preise seien kompetitiv genug noch die Produktionsvolumina groß genug, um mehr Kunden zu erreichen, heißt es.
Die Zeit drängt
Wer beim kommenden Fördercall im Oktober vom „Made in Europe“-Bonus profitieren will, sollte darauf achten, dass zentrale Fertigungsschritte im Europäischen Wirtschaftsraum oder in der Schweiz erfolgt sind. Dazu zählen bei PV-Modulen etwa die Inspektion, Laminierung, Verkabelung, Rahmenmontage und die Testung. Bei Wechselrichtern sind es die Bestückung der Leiterplatten, Endmontage, Endprüfung und Verpackung. Und bei Stromspeichern die Batteriezellenfertigung oder Modulherstellung samt Batteriemanagementsystem.
Auch wichtig: Ohne eine Zählpunktzusage vom Netzbetreiber ist keine Antragstellung möglich. Allzu viel Zeit sollten sich angehende Solaranlagenbesitzer daher nicht lassen. Denn bis man diesen Zählpunkt erhält, vergehen oft mehrere Wochen.
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