Für das neue Album haben Sie sich mit alten Aufnahmen von vor über 20 Jahren konfrontiert. Wie war das?
Es war, als würde ich mich zu jemandem setzen, der mir Dinge erzählte, die ich gar nicht mehr auf dem Schirm hatte. Ich erinnere mich nicht an alles, was ich in meinem Leben gemacht habe, aber die Musik hilft, mich zurück in die Situation zu bringen. Es war eine wichtige Zeitreise für mich, mit der ich Traumata verarbeiten konnte. Die Texte würde ich heute so nicht mehr schreiben, aber ich verstehe, warum ich sie damals so gerappt habe. Und ich kann darüber auch lachen.
Allein im ersten Song des neuen Albums fällt 13 Mal das Wort „Bitch“. Haben Sie nichts aus den vergangenen Diskussionen um Ihre sexistischen Texte gelernt?
Ich verwende den Begriff heute anders. Ich probiere, nicht abwertend über Frauen zu sprechen oder respektlos zu sein. Die Beleidigung ist immer auf Rapper bezogen oder auf Menschen, mit denen ich Probleme habe, egal welchen Geschlechts.
Und dann sind sexistische Ausdrücke wie „Bitch“ in Ordnung?
Mein Rap ist mein Rap. Aber es macht einen Unterschied, bei wem er ankommt. Jemand, der mit Rap aufgewachsen ist, versteht das. Wenn ich meiner Mutter die Texte damals gezeigt hätte, hätte sie mich gefragt, ob ich eine Meise habe. Nur weil ich in meinem Text zu jemandem respektlos bin, muss ich es im normalen Leben nicht sein. Battle Rap ist für mich wie Box-Sport. Ich würde da Worte wie Bitch, Nutte oder Schlampe nicht überbewerten.
Welche Art von Männlichkeit vermitteln Sie damit?
Ich möchte niemandem ein Bild von Männlichkeit vermitteln. Wenn ich mich wie eine arme Wurst fühle und nach außen den Harten geben würde, wäre das für mich ein Problem. Aber das mache ich nicht. Im Gegenteil: Ich zeige mich verletzlich und habe Selbstzweifel. Ich bin kein übelst krasser Typ, sondern arbeite an mir und möchte ein besserer Mann werden.
Wäre der elfjährige Savas von damals heute stolz auf Sie?
Ich denke schon, dass er stolz auf mich wäre.