Köln – Ein entkleidetes Paar, gefesselt, blutig gefoltert – diese Aufnahmen aus einer Villa in Köln wurden zum Sinnbild der Grausamkeit, mit der im Sommer 2024 der Drogenkrieg in Nordrhein-Westfalen tobte. Vor Gericht schilderte jetzt einer der Täter, wie er zum Entführer wurde. Für gerade mal 1000 Euro.
Charef K. ist einer der sieben Männer, die wegen der Geiselnahme und Folter im Juli 2024 seit Dienstag vor dem Landgericht Köln stehen. Er packte aus, schilderte im Kidnapping-Prozess, wie es zu der Tat kam.
Die beiden Opfer wurde von der Bande gefoltert und dabei gefilmt
Foto: Privat
Bekannter bot 1000 Euro für „nichts machen“
„Ich saß gerade im Café, als der mitangeklagte Othman S., den ich schon länger kenne, ankam und mich und einen Kumpel fragte, ob wir 1000 Euro verdienen wollen“, sagte der Kölner über seine Anwältin Pantea Farahzadi. „Er sagte dann zu uns: Kommt bitte mit, ihr müsst auch nichts machen. Nur bei mir bleiben. Ich muss etwas abholen. Ich dachte damals, er will Geld abholen. Ich war nach einem Joint benebelt und sagte dann zu.“
Entführer Charef K. mit seiner Anwältin Pantea Farahzadi
Foto: Mario Jüngling / BILD
An einer Tankstelle habe man weitere Männer getroffen. „Es wurden dann hektisch Waffen verteilt. Ich bin dann in einen Transporter eingestiegen. Zwei Männer aus den Niederlanden waren dabei hinten“, behauptet Charef K. „Ich dachte da noch, dass sie jemandem Gras wegnehmen, beziehungsweise wir jemanden ausrauben würden. Als wir dann in dem Industriegebiet ankamen, stiegen wir aus dem Wagen aus und versteckten uns hinter einem Gebüsch, die beiden Männer aus Holland blieben aber hinten im Wagen.“
Aus dieser Lagerhalle in Hürth wurden 350 Kilo Marihuana gestohlen. Auslöser des Drogenkrieges in NRW
Foto: Georgios Xanthopoulos
Kurz darauf kamen die beiden Opfer – Angehörige eines bekannten Clans – mit einem Auto an. Dann seien die Türen des Transporters aufgeflogen, Niederländer hätten das Paar hineingestoßen. Charef K. und die anderen seien dazugekommen, hätten es getreten. Erst jetzt will der 23-Jährige erfahren haben, dass die Bande die beiden verdächtigte, zu wissen, wer hinter dem Diebstahl von 350 Kilogramm Marihuana steckt. Die Geiseln wurden in die Kölner Villa gebracht. Er sei mit Essen dorthin nachgekommen, so Charef K.
Mehr zum Thema„Der Mann war unbekleidet, die Frau in Unterwäsche“
Der 23-Jährige über das, was er dort sah: „Überall war Blut, an der Wand, auf den Böden. Der Mann war unbekleidet, die Frau in Unterwäsche. Ich war so schockiert. Überall roch es nach Blut. Es sah aus, als wären sie schwer misshandelt und gefoltert worden. Ich sah dann am nächsten Morgen aus dem Fenster, dass draußen sich etwas bewegte. Plötzlich gab es einen Knall. Dann stürmte schon ein SEK-Beamter mit einer vorgehaltenen Waffe auf mich zu. Ich wurde gefesselt. Meine Augen wurden verbunden.“
Polizisten vor der Villa in Köln. Der Eingangsbereich ist nach dem SEK-Zugriff von Scherben übersät
Foto: RheinlandNews
Der Entführer: „Mir ist klar, dass das Leid, das den Opfern zugefügt wurde, durch nichts wiedergutgemacht werden kann, und ich übernehme dafür Verantwortung.“
Der Prozess wird fortgesetzt.