Union-Frauen vor dem Saisonstart

Mit Schultüten und Optimismus

Fr 05.09.25 | 19:38 Uhr | Von Ilja Behnisch

Unions Tanja Pawollek (l.) und Ailien Poese (imago images/Matthias Koch)

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Audio: rbb24 Inforadio | 05.09.2025 | Tabea Kunze | Bild: imago images/Matthias Koch

Nachdem der Zuschauerschnitt bei den Spielen von Union Berlins Fußballerinnen schon längst europäische Spitze ist, startet die Mannschaft nun in ihre erste Bundesliga-Saison. Von Nervosität ist dabei aus guten Gründen wenig zu spüren.

So ein ganz klein wenig ist sie schon getrübt, die Vorfreude von Unions Berlins Fußballerinnen. Die vergleichsweise späte Anstoßzeit beim Auftakt gegen den 1. FC Nürnberg ist Schuld. 18:30 Uhr soll es am Sonntag beginnen, das Erstliga-Abenteuer der Mannschaft, die zuletzt zwei Mal in Folge aufgestiegen ist. Die dabei in der Vorsaison mit 7.190 Besuchern pro Heimspiel den viertbesten Zuschauerschnitt in ganz Europa hatte. Von der viele Experten glauben, ihr Durchmarsch bis an die Spitze auch der Bundesliga sei nur eine Frage der Zeit.

18:30 Uhr aber, da ist man sich bei Union einig, ist einfach zu spät für viele Eltern und ihre Kinder. Zumal am darauffolgenden Montag wieder die Schulzeit beginnt. Aber der Verein ist traditionell erfinderisch. Und so hat man sich eine kleine „Überraschung“ ausgedacht für all jene, die trotzdem kommen. Wobei es Überraschung nur bedingt trifft, denn es ist ja bekannt: Schulkinder, die den Weg ins Stadion an der Alten Försterei machen, erwartet eine „Schultüte“. Und einen „Entschuldigungszettel“ für den Fall, dass die jungen Union-Fans am Montag „einmal mehr gähnen“ im Unterricht, wie es Presse- und Stadionsprecher Christian Arbeit auf der Spieltagspressekonferenz mit einem Lächeln im Gesicht ankündigt.


Immer noch Gänsehaut

So wirklich schwer und anhaltend scheint die Betrübnis dann wohl aber doch nicht zu sein. Vielleicht auch, weil sich bei knapp 3.500 verkauften Dauerkarten und insgesamt bereits verkauften knapp 9.000 Karten für das Auftaktspiel gegen Nürnberg dann ja doch eine ganz gute Stimmung erwarten lässt für die erste Bundesligapartie in der Geschichte von Unions Spielerinnen.

Eine gute Stimmung, die sie ja längst gewohnt sind innerhalb der Mannschaft. Seit der Klub bestimmt hat, das Frauenteam auf die große Bühne und also in die Alte Försterei zu bringen. Und dennoch, sagt etwa Union-Kapitänin Lisa Heiseler vor dem Start, sei es „immer noch besonders. Ich kriege immer noch Gänsehaut. Wenn man die Hymne hört und die ganzen Menschen sieht, die einen unterstützen und die ins Stadion kommen, um einen Fußball spielen zu sehen – das ist natürlich unglaublich.“


Gute Gründe für viel Optimismus

Beobachtet man Heiseler dabei, wie sie über die nun beginnende Saison spricht, wünscht man sich fast, der Start gegen Nürnberg würde noch ein wenig auf sich warten lassen. Die Vorfreude ist nicht nur spürbar, sondern fast ansteckend. Und paart sich rund um die Mannschaft durchaus mit Selbstbewusstsein. „Natürlich wollen wir die ersten drei Punkte in Berlin behalten“, sagt Heiseler. „Natürlich drei Punkte holen“, ihre Trainerin Ailien Poese. „Wir können schon so mutig sein und sagen, dass das unser Ziel sein sollte, Nürnberg zu schlagen“, ihre Geschäftsführerin Jennifer Zietz.

Es gibt aber auch gute Gründe für so viel Optimismus. In der Vorsaison gelang ein 4:0-Erfolg im Heimspiel gegen Mitaufsteiger Nürnberg. In der Sommerpause sicherte sich Union die Dienste gleich einiger hochkarätiger Spielerinnen. So kamen mit der Torhüterin Nadine Böhi (21, Schweiz), der Angreiferin Hannah Eurlings (22, Belgien) und Tanja Pawollek (26, Polen) gleich drei Spielerinnen, die im Sommer bei der Europameisterschaft aktiv waren.


„Zeigen, wie Erstliga-Fußball geht in Berlin“

Insbesondere Pawollek soll dabei eine Führungsrolle einnehmen. Eine hervorragende Fußballerin sei das, so ihre neue Trainerin, die vor allem viel „Erfahrung mitbringt, die mal eingreifen kann, wenn jemand zu emotional ist, die Ruhe reinbringen kann, die Situationen erkennt“, so Poese. Die so Gelobte sieht es ganz ähnlich, sagt: „Ich kann zeigen – wir können alle aufgeregt sein, aber auch mit Spaß an die Sache rangehen.“

Wirklich aufgeregt scheint man aber nicht zu sein bei Union. Eher voller Vorfreude. Weil die Mannschaft es „klasse“ mache, wie Trainerin Poese sagt, die die „hohe Intensität“ während der Vorbereitung lobt und auch die „enorme Entwicklung in der Spielgeschwindigkeit“. Auch deshalb scheint man sich sicher, mit dem dunklen Regionen der Tabelle eher wenig zu tun zu bekommen. Oder wie es Geschäftsführerin Zietz sagt: „Das Ziel ist es, von Spieltag eins an Punkte sammeln für den Klassenerhalt. Aber es wäre schon auch das Ziel, dass das nicht am letzten Spieltag passiert.“

Mittelfeldspielerin Pawollek sieht es ganz ähnlich: „Etablieren. Im Mittelfeld. So schnell wie möglich nichts mit den Abstiegsplätzen zu tun haben.“ Kapitänin Heiseler setzt noch einen drauf: „Es geht darum, in der ersten Liga anzukommen. Wir wollen uns etablieren. Und dann wollen wir den anderen Klubs zeigen in der Alten Försterei zeigen, wie Erstliga-Fußball geht in Berlin.“ Zum Beispiel mit Schultütchen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 05.09.2025, 14:15 Uhr

Beitrag von Ilja Behnisch