Eine oder einer wird das Werk vollbringen müssen. Der Auftrag ist mit ganzer politischer Breite erteilt. Und er ist im Grunde auch alternativlos, in diesem Falle wirklich. Ausnahmsweise. Denn das sogenannte PBZ ist nicht so etwas wie die Kirsche auf der Torte, es ist kein Prestigeobjekt eines begeisterten Kulturpolitikers oder Freundeskreises. Es ist das logische nächste Kapitel einer kulturellen Institution, von denen Deutschland und erst Recht Nordrhein-Westfalen nicht allzu viele hat. Es gilt, ein Erbe zu bewahren, es gilt, ein Vermächtnis in die Zukunft zu entwickeln. Vor allem gilt es, sich endlich würdig vor Pina Bausch zu verbeugen.
Es ist viel zu schnell in Vergessenheit geraten, was diese so scheu wirkende Künstlerin für Wuppertal, Nordrhein-Westfalen und für Deutschland getan hat. Das zu ermessen, reicht es, sich in die frühen 1970er Jahre zurückzuversetzen, gut 25 Jahre nach Ende der Nazi-Herrschaft, mit millionenfachem Tod und grenzenloser Zerstörung. Deutschland und die Deutschen hatten noch so viele Striche auf den Deckeln der Welt. Kein noch so guter Mercedes konnte die Angst davor tilgen, dass die Deutschen mal wieder auf schreckliche Gedanken kommen. Und dann kam Pina Bausch. Dann kam die junge Tänzerin und Choreografin und zeigte der Welt die Deutschen hinter dem Vorurteil, das der Krieg und der Holocaust zwangsläufig erzeugt hatten. Bauschs Deutsche waren und sind fröhlich und traurig, schwach und stark, mutig und ängstlich, kraftvoll und verletzt, euphorisch und verzweifelt, albern und bitterernst, gerecht und bisweilen auch böse. Pina Bauschs Deutsche sind Menschen, normale Menschen. Es mag heute seltsam klingen, aber die internationale Kunstwelt war gelinde gesagt überrascht. Pina Bausch hat das Bild der Deutschen und Deutschlands verändert. Mit durchaus positiven Folgen für die Wahrnehmung im Allgemeinen, aber sicher auch für die internationalen Beziehungen – nicht zuletzt wirtschaftlich. Es ist also kein Almosen, wenn sich Stadt, Land und selbstverständlich Bund kraftvoll und dauerhaft zusammentun, um an der Kluse werden zu lassen, was werden muss.