Die Praxis Wiebke Walter bietet der Linkenheimer Künstlerin Birgit Reiersloh Raum für ihre Werke. Am 19. September findet die Vernissage statt.
Die Linkenheimer Künstlerin Birgit Reiersloh möchte mit ihren Werken „die Schönheit, das Liebliche und das Gute“ vermitteln.
Foto: Birgit Reiersloh
„Kunst trifft Medizin“ heißt es in der Hausarztpraxis Wiebke Walter in Weingarten. Die weißen Wände der im Oktober vorigen Jahres neu eröffneten Praxis schmücken bereits einige Bilder der Linkenheimer Künstlerin Birgit Reiersloh. Die Praxisleitung verspricht nun mehr davon und kündigt eine Vernissage an, die am 19. September zwischen 15 und 18 Uhr in ihren Räumen in der Königsberger Straße stattfindet.
„Bei Canapés und Live-Musik haben unsere Gäste Gelegenheit, Kunst zu genießen, die Künstlerin persönlich kennenzulernen, aber auch die Praxis mal außerhalb der Sprechzeiten zu sehen“, lautet die Mitteilung.
Der Kontakt zwischen Kunst und Medizin kam zustande durch die Tochter der Künstlerin, die im Labor der Allgemeinmedizinerin arbeitet. Für Reiersloh bietet sich dadurch eine gute Gelegenheit, ihre Werke abseits der üblichen Ausstellungen einer Öffentlichkeit zu präsentieren. Hier geschehe es „ohne Druck und Stress“. In Ruhe und Gelassenheit arbeite sie schon seit etwa einem Jahr an den Bildern, wie sie sagt. Den menschlichen Umgangston im Praxisteam schätzt sie sehr.
Acryl auf Leinwand dominiert
Die Kunst nimmt für sie einen besonderen Stellenwert ein, wie sie betont: „Eine schwere Erkrankung hat mein Leben stark verändert und somit neu definiert. Durch therapeutische Maßnahmen und einen Rollstuhl versuche ich, meinen Alltag mit der Malerei neu zu gestalten.“
Als Thema für die Praxisräume hat sie maritime Motive gewählt, überwiegend Acryl auf Leinwand, in Spachtel-, Fließ- und Rolltechnik erstellt. Blautöne dominieren. Vor allem die französische Atlantikküste sowie die Nordsee mit ihren rauen Wellen habe es ihr angetan. „Hier ist es etwas grober und grauer“, stellt sie fest. „Man schaut wie durch ein offenes Fenster aufs Meer.“ Gerade entstehen zwei neue Segelboote.
Die Praxis bietet Platz für rund 25 Werke. Es ist angedacht, nach der Vernissage die Bilder nach und nach auszutauschen und die Thematik zu wechseln, beispielsweise im kommenden Herbst der Jahreszeit angepasst.
Reiersloh sieht sich als Ur-Karlsruherin, sie sei am Marktplatz geboren, sagt sie. Im Jahr 1995 zog es sie mit Familie nach Linkenheim. Ihre künstlerische Karriere war zu dieser Zeit keineswegs vorhersehbar. Im Gespräch verrät die ausgebildete Versicherungskauffrau, wie es dann doch dazu kam.
„1999 nahm ich meinen ersten Bleistift in die Hand“, erinnert sie sich. Der Hintergrund waren eine Lebenskrise und ein Kuraufenthalt. Von den dort angebotenen Entspannungstechniken hat ihr die bildende Kunst am meisten zugesagt. Beim Yoga sei sie hingegen immer eingeschlafen, bemerkt sie schmunzelnd.
Ihre ersten Versuche erbrachten noch keine schönen Ergebnisse, wie sie es selbst einschätzt. „Aber es hat mir gutgetan.“ Ein weiterer „Funke“ in ihrem Werdegang war Emil Wachter, der sie eines Tages beobachtete, wie sie auf einer Parkbank Skizzen anfertigte, und sie ermutigte, auf ihrem Weg weiterzugehen. Dass es sich dabei um den renommierten Karlsruher Künstler handelte, wurde ihr erst später bewusst.
Bald beschloss sie, die Malerei handwerklich zu erlernen, was als Mutter von vier Kindern nicht immer einfach war. Als ihre prägenden Lehrer bezeichnet sie die regionalen Größen Dieter Hecht und Berthold Bickel. In diversen Kursen lernte sie, ins Detail zu gehen. „Man schaut genauer hin, wird achtsamer.“
Als besondere Leidenschaft hat sie die Aquarellmalerei für sich entdeckt. Das Ineinanderfließen der Farben nennt sie „kontrollierten Zufall“, es komme dem wirklichen Leben am nächsten. Seit fast zehn Jahren ist sie Mitglied der Deutschen Aquarell-Gesellschaft.
Die Ideen kommen bei ihr stets von innen. „Ich kann nur malen, was in mir drin ist.“ Meer, Muscheln, Natur, Gartenblumen, Landschaften, vor allem in der kalten Jahreszeit, gehören zu ihren Lieblingsmotiven. Auf Malreisen wie nach Langeoog hat sie Wellen und Boote auf sich einwirken lassen. Aber auch den Schwarzwald fängt sie gerne mit kräftigen Grüntönen ein. Sie möchte mit ihren Werken „die Schönheit der Schöpfung rüberbringen“.
Reiersloh gestaltet auch Kinderbücher. Sie hat eine mehrjährige Ausbildung zur Seelsorgerin absolviert, leitet das christliche Malstübchen und bietet seit 19 Jahren Kurse in ihrem heimischen Atelier an. Dabei ist es ihr wichtig, dass jeder seinen eigenen Malstil entwickeln kann. „Ein guter Maler muss kein akademischer Maler sein.“