Großbritannien
Der Profiteur: Rechtspopulist Farage will Premier werden
Aktualisiert am 06.09.2025 – 05:01 UhrLesedauer: 3 Min.
Farage wird von seinen Anhängern gefeiert wie ein Star. (Quelle: Jacob King/PA Wire/dpa/dpa-bilder)
Nigel Farage inszeniert sich als Retter Großbritanniens. Der Rechtspopulist profitiert während er Konferenz seiner Partei in Birmingham von der Regierungskrise in London. Wer wählt Reform UK?
Seinen ersten großen Auftritt hatte Nigel Farage schon vor dem großen Knall in Westminster. Beschützt von Leibwächtern und umringt von Fans und Fotografen schritt der britische Rechtspopulist am ersten Tag der Jahreskonferenz seiner Reform-Partei triumphierend durch die große Messehalle. „Ist das Nigel?“, fragt eine ältere Frau von etwas weiter weg – und zückt aufgeregt ihr Handy.
Hier, auf dem Messegelände in Birmingham, wo heute die Reform-Konferenz in ihren zweiten und letzten Tag geht, wird der 61-Jährige als Retter Großbritanniens verehrt. Ungeachtet seiner Stimmungsmache gegen Migranten und alle, die seine nationalistische Politik nicht teilen. In Umfragen liegt Reform seit Monaten vor der Regierungspartei Labour und den Konservativen. Der Rechtsruck wird von den etablierten Parteien mit ähnlich großer Sorge betrachtet wie in Deutschland der Aufstieg der AfD.
„Nigel Farage wird Premierminister“, rufen Hunderte Unterstützer, kurz bevor der 61-Jährige begleitet von Pyrotechnik erstmals die große Bühne betritt. Farage, der Brexit-Vorkämpfer, wird gefeiert wie ein Filmstar, und er hatte am Freitag auch noch großes Glück mit dem Drehbuch.
Die Regierungskrise in London durch den Rücktritt von Vizepremierministerin Angela Rayner nutzte Farage genüsslich aus. Im Labour-Kabinett im knapp 200 Kilometer entfernten London säßen nur ausgewiesene Nichtskönner, so der Tenor des Reformchefs, der seine Zeit nun gekommen sieht. Farage will Premierminister werden, und mit ihm würde Großbritannien ein anderes Land werden. Gewählt wird eigentlich erst 2029, Farage hofft wegen der Krise jetzt auf 2027.
„Wir befinden uns im kulturellen Niedergang“, sagte Farage während seiner Rede. Er erlebe es auf der Straße. „Menschen zeigen auf mich und sagen, du bist unsere letzte Chance, dieses Land wieder auf den richtigen Kurs zu bringen.“ Der richtige Kurs aus Reform-Sicht ist: Abschottung und Abschiebung. Zu seinem Lieblingsthema, zu der irregulären Einwanderung über kleine Boote am Ärmelkanal, sagte Farage: „Wir werden die Boote innerhalb von zwei Wochen nach einem Wahlsieg stoppen.“
Zwar macht die Zahl der Migranten über den Ärmelkanal nur einen kleinen Teil aus, Nachrichten über Rekorde spielen Reform aber in die Karten. Vor wenigen Tagen präsentierte Farage seine Idee, alle über diesen Weg kommenden Menschen sofort wieder abschieben zu lassen, ungeachtet, welche Konsequenzen in deren Heimat drohten.