Das Support-Ende ist nah! Am 14. Oktober 2025 stellt Microsoft den Support für Windows 10 offiziell ein. Laut Zahlen aus dem August beträgt der Anteil von Windows 11 unter den PCs mit installiertem Windows hierzulande ca. 38 %, während es bei Windows 10 noch über 58 % sind. International lag Windows 11 im August 2025 mit 49 % knapp vor den ca. 46 % von Windows 10.
Warum das ein Problem ist und wie damit am besten umgegangen werden kann, wird dieser Artikel beleuchten. Der zweite Teil der Beitragsreihe beschäftigt sich mit der verstärkten Datensammlung von Windows 11 im Vergleich zu Windows 10 und zeigt, welche Schutzmöglichkeiten es dagegen gibt.
Was bedeutet das Ende des Supports für Windows 10?
Nach dem Ende des Supports gibt es keine Updates mehr für Windows 10, weder Feature- noch Sicherheitsupdates. Auch nach Jahren und Jahrzehnten wird in Software immer wieder neue Schwachstellen entdeckt. Das ist insbesondere bei einer so komplexen Software wie der eines Betriebssystems völlig normal. Solange die Schwachstellen schnell geschlossen werden, ist das auch nicht besonders schlimm. Ohne Sicherheitsupdates werden neu entdeckte Schwachstellen allerdings nicht mehr behoben und das System wird mit der Zeit zunehmend unsicherer.
Dazu kommt, dass seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine, die Bedrohung durch Cyberangriffe steigt. In der Bitkom-Studie „Wirtschaftsschutz 2024“ gaben 80 % der Unternehmen an, eine Zunahme von Cyberattacken zu verzeichnen. Diese Angriffe sind aktuell für zwei Drittel des gesamten Schadens verantwortlich, welcher der deutschen Wirtschaft durch Datendiebstahl, Sabotage und Industriespionage entsteht. Im Jahr 2024 belief sich dieser Schaden auf 178,6 Milliarden Euro, was einem Anstieg von 30 Milliarden Euro zum Vorjahr entspricht.
Die Kombination aus einer steigenden Bedrohungslage und einer immer unsicherer werdenden Software bedeutet ein großes Sicherheitsrisiko für die Daten von Privatpersonen und Unternehmen, sowie für die Betriebsfähigkeit letzterer. Allerdings sind nicht alle, die Windows einsetzen, von dem Support-Ende betroffen. Unternehmen, die die für den Unternehmensbereich konzipierten LTSC-Varianten (Long Term Servicing Channel) von Windows 10 benutzen, erhalten je nach spezifischer Version noch jahrelang Support. Diese finden sich jedoch üblicherweise nicht auf normalen Desktop-PCs, sondern auf Geräten, die für einen einzigen speziellen Zweck entwickelt wurden, wie medizinischen Systemen oder industriellen Steuerungen. Da solche Systeme in der Regel nicht eigenständig verändert und damit geupdatet werden dürfen, müssen hier eventuell andere mitigierende Maßnahmen getroffen werden.
Supportende, was jetzt?
Im Prinzip gibt es vier Möglichkeiten auf das Ende des Supports für Windows 10 zu reagieren:
1. Möglichkeit: Ignorieren
Nach dem vorherigen Absatz sollte es nicht überraschen, dass davon dringend abzuraten ist. Auch Nora Kluger, Expertin für digitalen Verbraucherschutz beim BSI empfiehlt: „[…] Steigen Sie auf ein Betriebssystem um, das weiterhin mit Sicherheitsupdates versorgt wird. Dies ist ein wichtiger Schritt für Ihre Cybersicherheit!“
2. Möglichkeit: Supportverlängerung
Es ist möglich den Support für Windows 10 zu verlängern. Privatpersonen haben drei Möglichkeiten ein Jahr lang erweiterte Sicherheitsupdates (ESU-Programm) zu erhalten:
- Einmalig 30$ bezahlen.
- Benutzung von 1000 Microsoft Reward Punkten.
- Aktivieren der Windows-Sicherung, wodurch persönliche Einstellungen, sowie Apps und gespeicherte Zugangsdaten in der OneDrive-Cloud gespeichert werden.
Unternehmen haben die Möglichkeit drei Jahre lang Zugang zum ESU-Programm zu erhalten. Über das ESU-Programm erhalten registrierte PCs weiterhin kritische und wichtige Sicherheitsupdates. Es stellt damit einen geringeren Support-Umfang als regulär dar. Zudem ist das Programm äußerst kostspielig. Im ersten Jahr fallen pro Gerät 61$ für das Programm an. Diese Summe verdoppelt sich jedes Jahr. Innerhalb von drei Jahren würden somit 427$ pro PC anfallen.
Allerdings fallen nicht für jedes Gerät Kosten an. Windows-10-Geräte, die über Windows 365 oder virtuelle Maschinen auf Windows-11-Cloud-PCs zugreifen, haben Anspruch auf das ESU-Programm ohne zusätzliche Kosten und erhalten weiterhin automatisch Sicherheitsupdates. Microsoft hat angekündigt, dass der Support für Microsoft 365 Apps auch auf Windows 10 um drei Jahre automatisch und kostenlos erweitert wird.
Es fällt ein klares Muster auf: Entweder muss bezahlt werden oder die Abhängigkeit von Microsoft wird durch eine zunehmende Integration in die Cloud weiter ausgebaut. Für diejenigen denen diese Entwicklung missfällt ist die nächste Option sicherlich interessant.
3. Möglichkeit: Umstieg auf alternatives Betriebssystem
Wenn ein Umstieg von Windows gewünscht ist oder die alte Hardware nicht kompatibel zu Windows 11 ist (dazu später mehr), dann kann sich ein Blick auf Linux lohnen. Gerade für Privatpersonen ist der Umstieg unkompliziert, da sich Linux in den letzten Jahren gut weiterentwickelt hat. Distributionen wie Linux Mint bieten eine Benutzeroberfläche, die der von Windows sehr ähnlich ist. Alltägliche Aufgaben wie Surfen, E-Mail, Office oder Streaming funktionieren wie erwartet. Es ist lediglich etwas Bereitschaft erforderlich, sich auf Neues einzulassen. Dazu gehört auch die Nutzung alternativer Programme. Die Office-Programme von Microsoft laufen unter Linux beispielsweise nicht. Es gibt allerdings Alternativen, wie z. B. LibreOffice, die den Meisten genug Funktionalität bieten dürften. Alternativen für gängige Windows-Programme sind online zu finden. So kann die alte Hardware problemlos weiterverwendet werden, ohne dass Lizenzkosten anfallen. Hilfe zum Umstieg ist im Internet reichlich zu finden. Zusätzlich gibt es in einigen Städten lokale Angebote, die persönliche Unterstützung beim Umstieg anbieten.
In Unternehmen hängt die Machbarkeit eines Umstiegs stark von der bestehenden IT-Landschaft ab. Für kleinere Betriebe oder Organisationen mit einfachen Anforderungen an die IT sollte der Umstieg machbar sein, insbesondere wenn viele Anwendungen webbasiert sind oder sowieso eine hohe Flexibilität besteht. Wenn jedoch viele der verwendeten Anwendungen nur für Windows entwickelt wurden, muss viel Arbeit (Zeit) in das Finden von Alternativen gesteckt werden. Zu prüfen ist, ob es unverzichtbare und alternativlose Software gibt, die nicht unter Linux läuft. Des Weiteren ist zu beachten, dass eine auf Linux basierende IT-Landschaft ein anderes Know-how auf der Administrationsseite erfordert als eine auf Windows basierende. Die nötigen Fähigkeiten müssen vorhanden sein oder erworben werden – sei es nun intern oder über einen externen Dienstleister.
Für Unternehmen, die tief im Microsoft-Ökosystem verankert sind – etwa durch Microsoft 365, Teams, SharePoint oder Azure-Dienste – ist der Umstieg deutlich komplizierter. Einiges lässt sich auch im Browser verwenden, jedoch häufig mit eingeschränkter Funktionalität. Die nahtlose Integration der Dienste wird unter Linux nicht wie gewohnt funktionieren. Für Lösungen wie die zentrale Benutzerverwaltung über Azure AD, die automatisierte Softwareverteilung, sowie viele branchenspezifische Programme müssen Alternativen gefunden werden. Das könnte eine strategische Neuausrichtung der gesamten IT-Infrastruktur des Unternehmens erfordern. Wenn das Ziel eine Steigerung der digitalen Souveränität ist, wäre hierfür eine langfristige Strategie nötig, in der die Abhängigkeit von Microsoft und eventuell anderen US-Anbietern über viele Jahre Stück für Stück reduziert wird. Dafür müssen viele Prozesse im Unternehmen umstrukturiert werden.
Auch wenn Linux viele Vorteile bietet – wie die fehlenden Lizenzkosten, die deutlich verringerten Abhängigkeiten von einzelnen Akteuren, wie Microsoft, und einen deutlich besseren Datenschutz – ist es nicht in allen Fällen die beste Wahl. Softwarekompatibilität, Fachkenntnisse im IT-Team und eingeschränkte Unterstützung durch Drittanbieter können den praktischen Einsatz erschweren. Wer über einen Umstieg nachdenkt, sollte realistisch abwägen. Welche Anforderungen müssen erfüllt werden? Welche Einschränkungen sind vertretbar? Und wo lohnt sich ein Verbleib im Windows-Umfeld möglicherweise mehr? In diesem Sinne wird im Folgenden der Umstieg auf Windows 11, sowie die dabei zu beachtenden Punkte behandelt.
4. Möglichkeit: Umstieg auf Windows 11
Vor dem Umstieg auf Windows 11 sollte die vorhandene Hardware auf Kompatibilität geprüft werden. Die Problempunkte sind üblicherweise das Mainboard oder der Prozessor. Um mit Windows 11 kompatibel zu sein, muss auf dem Mainboard ein TPM 2.0 Modul vorhanden sein. TPM 2.0 bietet moderne Verschlüsselungsverfahren und einen besseren Schutz vor Brute-Force-Angriffen. Die Kompatibilität der vorhandenen Hardware mit Windows 11 kann auf den Seiten von Microsoft überprüft werden.
Datensicherung nicht vergessen!
Unabhängig davon, ob auf Windows 11 oder eine Linux-Distribution gewechselt wird, sollte unbedingt eine Datensicherung durchgeführt werden. Am wichtigsten sind die persönlichen Dokumente. Aber auch ein vollständiges System-Backup, um das System wieder in den alten Zustand zu versetzen, ist sinnvoll. Grundsätzlich empfiehlt es sich auch ohne bevorstehende Migration des Systems regelmäßig Backups anzulegen – insbesondere dann, wenn wichtige Daten ausschließlich lokal gespeichert werden.
Fazit
Angesichts des nahenden Support-Endes lässt sich feststellen, dass noch großer Handlungsbedarf beim Umstieg von Windows 10 besteht – insbesondere in Deutschland. Das Ende der Versorgung mit Updates stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko für den eigenen PC oder die eigene IT-Infrastruktur dar. Es gibt mehrere Möglichkeiten darauf zu reagieren. Es kommt nur darauf an, dass sich Verantwortliche zeitnah mit der Frage auseinandersetzen, wie sie darauf reagieren möchten und es dann auch rasch umsetzen.
Der nachfolgende Teil der Beitragsreihe beschäftigt sich mit Windows 11, den Daten, die das Betriebssystem bei der Nutzung erhebt und welche Möglichkeiten es gibt diesen Datenabfluss einzudämmen.