Sänger Post Melone steht am Bühnenrand und singt

Stand: 06.09.2025 12:11 Uhr

Weltweit streamen Millionen Menschen seine Songs. In Hannover hat Post Malone ein neues Kapitel aufgeschlagen: Mehr Country statt Rap-Songs – ein Konzert mit viel Feuerwerk, Cowboystiefeln ganz nah am Publikum.

von Kai Salander

„Posty, Posty“, rufen die Fans bereits vor dem Konzert. Beim Auftakt verschießt seine Crew außergewöhnlich viel Schwarzpulver. Schon während der ersten Songs explodiert Feuerwerk über der Heinz von Heiden Arena in Hannover. Rote Fackeln leuchten entlang des Bühnenstegs, darauf geht Post Malone hinaus in die Menge, auf Tuchfühlung mit den Fans. Nach wenigen Minuten: der erste Hit „Better Now“.

Der Streaming-Millionär presst jedes Quäntchen Energie und Emotion aus sich heraus, singt mit vollem Körpereinsatz, kniet vor dem Bühnenrand. Beide Arme, der Hals, sogar sein Gesicht sind tätowiert, die braunen Haare zerzaust. Dazu trägt er ein American-Football-Trikot der Dallas Cowboys, eine enge Jeans, braune Cowboystiefel und einen roten Bierbecher in der Hand.

Bühne im Western-Look

An beiden Bühnenseiten flimmern meterhohe Neonfiguren, ein Cowboy mit Zigarre und ein Cowgirl samt „Open Late”-Schild, und dazu Tausende kleine Lichter, die den Bühnensteg wie Las Vegas glitzern lassen – immer dann, wenn gerade mal keine meterhohen Feuerfontänen aus der Bühne in die Luft schießen.

Auf der LED-Wand laufen Monument-Valley-Tafelberge, Strommasten im Sonnenuntergang, später Staub und Abendhimmel. Am Rand Stahlträger und Gittertürme, dazwischen Instrumenten-Inseln – E-Gitarre, Steelgitarre, Bass, Schlagzeug, E-Piano. Die Band unterstützt Post Malone, während er die meiste Zeit ganz vorne bei den Fans steht.

Das Stadion wird zur Kneipe

Sänger Post Melone tanzt am Bühnenrand und singt

Post Malone in Hanover: Immer mit vollem Einsatz und unterwegs.

Der 30-Jährige liefert den idealen Soundtrack für lange Fahrten mit dem Pickup-Truck, am besten bei Sonnenuntergang, auf dem Highway in Texas. Die rund 36.000 Fans fahren in Gedanken mit. Wo sie auf der Reise einkehren? Im Saloon „Posty Co.“ – das Logo hängt über der Bühne wie ein Barschild.

„You’re always welcome here“, ruft er den Fans zu – jeder ist jederzeit willkommen. Nur um wenig später seine Trinkhymne „Pour Me a Drink“ anzustimmen. Dann wird die Arena zur Kneipe. Malone kreist die Hüfte, prostet mit dem roten Solo Cup, ruft nach kaltem Bier und knallt seine Trinkhymne: „Somebody Pour Me A Drink“. Auf den Rängen gehen Tausende Becher hoch, die Steelgitarre jault, zieht lange Linien, Pyro zischt – Bar-Atmosphäre im XXL-Format. Auch in der Menge verteilt er die roten Plastikbecher. Prost.

Fans feiern den Country-Sound

.

Dennis und Emilia sind extra aus Magdeburg angereist.

Doch Post Malone singt auch von ernsten Themen, von toxischen Beziehungen, Exzessen – Themen, die für viele Fans absolut nachvollziehbar klingen. Die meisten können nahezu jede Textzeile mitsingen. Einige tragen Westernhüte, feiern die neuen Country-Songs, andere sind in Hip-Hop-Baggyhosen gekommen, manche mischen beide Stile – so wie Post Malone selbst in seinen Songs.

Dennis und Emilia wollen beides hören: Hip-Hop und Country. Danny und Sina aus Magdeburg haben zuallererst den gemeinsamen Song von Post Malone und Taylor Swift gefeiert, die anderen Nummern kennen sie noch nicht so gut; ihre Freundin souffliert die Lyrics. Paul und Lorenz aus Thüringen kommen im Country-Look, hören aber am liebsten die alten Rap-Hits.

Launische Raphits

Plötzlich verdunkelt sich die Bühne. Post Malone liegt auf dem Rücken, gespenstisch hohe Synthesizer-Flächen sind zu hören. Nur eine Feuerwand erleuchtet die Bühne. Als seine Stimme nach der Pause einsetzt, schießen Feuerfontänen aus der Bühne. Jetzt klingt sein Gesang ein wenig wie ein Hybrid aus Mensch und Synthesizer – der sogenannte Auto-Tune-Effekt, den inzwischen viele Produzenten aus aller Welt verwenden.

Posty, wie ihn die Fans liebevoll nennen, wechselt ins Düstere, rappt von Drogenexzessen im Rampenlicht: „Rockstar“, ein Song von seinem 2018 erschienenen zweiten Album „Beerbongs & Bentleys“.

Nachwuchsförderung im Rampenlicht

Auch ganz allein, ohne Band, kann er große Emotionen auf die Bühne bringen, wenn er ganz vorne am Bühnenrand steht – nur mit Gitarre und vor ihm Tausende verträumte Gesichter. Während er die Saiten zupft, klemmt er eine Zigarette zwischen die Fingern. Kneipenmusik für die Massen. Auch für den Nachwuchs lässt er sich Zeit, holt den blonden Jugendlichen Eric auf die Bühne, lässt den Traum des jungen Musikers wahr werden.

Er soll den Song „Stay“ auf der Gitarre begleiten. „It was always my dream to stand here with you“, sagt er und bedankt sich bei seinem Idol. Das ist allerdings nicht der einzige Gastauftritt. Zusammen mit dem Vor-Act, seinem guten Freund, singt Posty den Country-Song „Losers“. Er habe sich gewünscht, mit ihm die Welt zu rocken. Nach dem Song liegen sich die Männer in den Armen, feiern ihre Bruderschaft.

Motivation für die Massen

Schließlich stellt sich Post Malone auf ein Podest direkt gegenüber der Hauptbühne, dort steht er hoch über allen Köpfen. Wie ein Prediger sagt er zur Menge, vor zehn Jahren sei er als One-Hit-Wonder verspottet worden; niemand habe geglaubt, er könne eine Stadiontour spielen. Darauf hebt er an und erklärt, niemand auf der Welt könne uns sagen, was wir zu tun haben; alle sollten ihren Traum leben, selbstbestimmt ihr Leben leben.

.

Paul und Lorenz in bester Post Malone-Mood.

Kaum hat er die Motivationsrede ausgesprochen, explodiert ein Feuerwerk über dem Stadion. Eine E-Gitarre spielt hoffnungsvolle Akkorde, das Schlagzeug treibt die jubelnde Masse an. Post Malone läuft zu den Fans, schüttelt Hände, genießt das Bad in der Menge und verschenkt sein Shirt. Fans knipsen Selfies mit ihm. Zum Abschluss steht Post Malone oberkörperfrei auf der Bühne, bedankt sich für einen der großartigsten Momente seines Lebens; seine Stimme scheint leicht unter den vielen Emotionen, der großen Dankbarkeit, zu brechen.

Wechselbad der Gefühle

Einige haben Post Malone in Hannover von einer neuen Seite kennengelernt – mehr Countrysänger als Rapper. So konnte Posty wohl auch seine betont gefühlvolle Seite zeigen, die bisweilen kurz vor Kitsch Halt macht. Die eher launischen Rap-Songs standen dazu im starken Kontrast. Ein Wechselbad der Gefühle vor einer Bühne, die einem Western-Filmset alle Ehre macht.

CD-Cover: Bryan Adams: "Roll With The Punches"

Bryan Adams begeistert auf seinem neuen Album mit kraftvollem Mix aus Blues und Rock und ehrlichen Texten.

Eine Collage mit Bildern der Musiker Nils Landgren, Jan Plewka, Marco Schmedtje, Felix Klieser und voiceXchange

Vier Orte im Norden hat NDR Kultur im vergangenen Herbst zu ganz besonderen Konzertsälen gemacht – jetzt geht es weiter.

Frau mit roten Haaren läuft an einer Häuserreihe entlang

Der Track erscheint in drei Versionen: als Original, als Ballade („Schlaflos in Berlin“) und als Remix des Elektropop-Duos 2raumwohnung.

Der Schriftzug "Jamel rockt den Förster" hängt bei einer Umbaupause vor der Bühne. Davor stehen Hunderte Zuschauer.

Das Open-Air-Festival gegen Rechtsextremismus findet seit 2007 in dem kleinen Ort Jamel statt. Neonazis sind dort in der Überzahl.