Schon am frühen Freitagabend wabern die treibenden Beats über das giftgrüne Wasser des Sees. Rechtzeitig zum Start der zweiten „Weinzeit“ in Stuttgart, einer Art Weinmesse mit Eventcharakter, haben sich auch die Regenwolken verzogen. Eigentlich beste Bedingungen für ein geglücktes Outdoor-Event. Direkt neben der Johanneskirche stehen rund ein Dutzend Pavillonzelte, in denen Weingüter vor allem aus der Pfalz und dem Saarland ihre Sortimente präsentieren.

Anfangs füllen sich die Zelte nur langsam

Kleine Anlaufschwierigkeiten hat die Veranstaltung am Freitag dennoch: Nur langsam tröpfeln die ersten Besucher ein. Es sind dann vor allem jungen Menschen, die sich von der schicken Location und der Musik anlocken lassen: So wie Lucas, Vera, Phillip und Nicole. Den Vieren gefällt, wie sie sagen, vor allem das zwanglose Konzept der Weinmesse, bei der man sich mit den gekauften Bons durchprobieren kann.

Statt mit Barem direkt an den Ständen zu bezahlen, muss man hier zusammen mit einem Glas zuerst einen sogenannten Voucher erwerben. Den gibt es in Form einer „kleinen Weinzeit“ zu 19 Euro und einer „großen Weinzeit“ zu 25 Euro. Dafür können dann bis zu neun beziehungsweise 15 Weine zu je fünf Zentilitern probiert werden. Meistens landet an den Ständen dann aber mehr im Glas.

Gäste schätzen das Gespräch mit den Winzern

Weinzeit-Besucher Lucas Dengler findet die Veranstaltung im Westen vor allem als Alternative zum Weindorf in der Innenstadt gelungen: „Das Weindorf ist teurer und sehr viel unentspannter“, sagt der Filderstädter. Vera Mohr ergänzt: „Dort kostet die Flasche Wein schonmal 50 Euro.“ Die Weinzeit setzt dagegen auf eine Art Einheitspreis: Für einen kompletten Voucher zu 25 Euro gibt’s fast alle Weine auch flaschenweise. Ab 23 Uhr verkaufen die Winzer auch direkt am Stand, sodass es dann nochmal günstiger werden kann. Veranstaltungsschluss ist erst um Mitternacht.

Nicole Schmid aus Gärtingen schätzt an der kleinen Freiluft-Weinmesse aber noch etwas anderes: „Bei der Wahl der Weine kommt man mit den Winzern ins Gespräch“, sagt sie vor dem Stand des VDP-Weinguts Kruger-Rumpf. Das Weingut aus der Pfalz stellt am Freitag und Samstag am Feuersee seine Weine von der Nahe vor. Sie liegen im Endverbraucherpreis alle zwischen zehn und 15 Euro. Bezahlbar also.

Terminwahl in diesem Jahr „etwas unglücklich“

Am Stand des Landauer Wein- und Sektguts Wambsganß betont Vertriebsmitarbeiter Andreas Milly, dass er für die „Weinzeit“ in Stuttgart eine breite Geschmackspalette vorhält: „Von trocken bis süß ist alles dabei“, sagt er. Konkret heißt das an diesem Stand: trockene Grauburgunder und Sauvignon Blanc, feinherbe Rieslinge oder auch mal eine süße Scheurebe. Auch hier fehlen die ganz teuren Tropfen.

Milly war auch schon bei der ersten Stuttgarter Ausgabe der „Weinzeit“ im Juli dieses Jahres mit dabei: Er glaubt, die Veranstaltung, die ihren Ursprung im Saarland hat und dort die Massen anziehe, müsse sich in Stuttgart erst noch etablieren. Nicht ganz zufrieden zeigt er sich mit der Terminwahl für die Veranstaltungen in Stuttgart: Im Juli konkurrierte die Weinmesse mit dem benachbarten Straßenfest „Westallee“. An diesem Wochenende muss sich das junge Format sogar der Konkurrenz des Weindorfs stellen.

Veranstalter vom verlängerten Weindorf „kalt erwischt“

Auch die Macher der Wein-Eventmesse, die neben dem Saarland und Stuttgart auch in München stattfindet, sind im Nachhinein nicht ganz glücklich mit dem Termin am ersten September-Wochenende. Nathalie Harbig, Geschäftsführerin der Tat und Drang GmbH in Neunkirch, die neben der „Weinzeit“ auch das Street Food Festival am Feuersee verantwortet, räumt ein, dass sie die Verlängerung des Weindorfs kalt erwischt hat.

„Wir hatten bei der Planung extra darauf geachtet, dass wir erst nach dem Weindorf stattfinden“, so Harbig. Von der Verlängerung habe sie zum Zeitpunkt der Planung noch nichts gewusst. Sicher ist sich die Eventveranstalterin hingegen, dass die „Weinzeit“ eine andere Zielgruppe anspricht als das Weindorf: „Dort ist das gesetztere Publikum, das an Tischen sitzen und essen und trinken will“, sagt sie. Die „Weinzeit“ spreche eher „Party-Menschen“ an, die zum Feiern kommen. Besucher Lucas Dengler formuliert es dann noch etwas pointierter: Im Vergleich zur „Weinzeit“, sagt er, „ist das Weindorf alt“.

Weinzeit am Feuersee

Öffnungszeiten
Am Samstag hat die „Weinzeit“ am Feuersee noch einmal von 17 bis 24 Uhr geöffnet.