Das sind mehr als Wandschmierereien, das ist wahre Kunst: Street Art, also Graffiti sowie Wand- und Straßenmalereien, sind immer stärker am Kommen – auch in Luxemburg.
Erst seit wenigen Tagen ziert in Esch/Alzette ein weiteres Werk die Fassade eines Gebäudes. Am Benelux-Platz können Passanten Raphael Gindts „Le vertige de l’amour“ bewundern; eine Frau mit Blumenstrauß in den Händen.
Und wo im Großherzogtum findet man sonst noch Urban Art beziehungsweise Street Art? Eine Auswahl an Standorten und Werken:
Verschönerungen im Norden des Landes: Diekirch und Ettelbrück
Recht neu sind in Diekirch die weißen und blauen Ornamente, die die Unterführung zwischen der Avenue de la Gare und der Grand-Rue sowie die Unterführung zwischen der Place Guillaume und der Rue Saint-Antoine schmücken. Hier war die luxemburgische Künstlerin Lisa Junius am Werk.
Passanten können in den zwei Unterführungen in eine Art blaue Wunderwelt eintauchen: Wellen, florale Elemente und weitere Details zieren die Mauern.
In Ettelbrück können Urban-Art-Fans gleich mehrere Werke von ganz unterschiedlichen Künstlern begutachten. Hier kann man sogar auf eigene Faust eine Street-Art-Tour machen, wie sie auf www.visit-eislek.lu beworben wird. Vor allem an der Place de la Libération verschönern außergewöhnliche Graffitis die Fassaden unterschiedlicher Gebäude.
Der französische Künstler Mantra hat hier etwa eine Frau im Wald an die Wand gemalt. Aber auch die aus dem Großherzogtum stammenden Künstler Stick und Raphael Gindt haben sich dort auf den Fassaden verewigt. Kaum zu übersehen ist das farbenfrohe Graffiti des Künstlerduos Dourone in der Sackgasse Abbé Muller. Und auch die Wände des Harikos sind im stetigen künstlerischen Wandel.
Lesen Sie auch:Zwischen Traumwelten und Tellern für den neuen Großherzog
Industriekultur trifft auf Street Art: Esch/Alzette
In Esch prägen zahlreiche Graffitis und murale Kunstwerke das Stadtbild. Laut dem 2023 erschienenen Buch „Traces – Kufa’s Urban Art Esch“ müssten es über 50 Wand- und Straßenmalereien sein. Und nun ist die Minettmetropole auch noch um ein Graffiti reicher – das neue Werk von Raphael Gindt am Benelux-Platz.
Während es am Escher Bahnhof eher kleine Malereien sind, die etwa die Mülleimer am Bahnsteig zieren, staunen Passanten nicht schlecht, wenn sie durch die verschiedenen Straßen flanieren. Das in Blau- und Grüntönen gestaltete Werk „A.D 2117“ auf dem Boulevard Pierre Dupong, das farbenfrohe Graffiti auf der Place Saint Michel oder die Wandmalerei, die an der Fassade des Kinderhorts am Brillplatz angebracht ist, sind nur wenige Beispiele für Street Art in Esch/Alzette.
Von illegalen Graffiti bis zu Auftragswerken: Luxemburg-Stadt
Zum wahrhaftigen Hotspot für Street Art hat sich der alte Schlachthof in Hollerich entwickelt. An den Wänden des Gebäudes gibt es kaum noch unbemalte Stellen. An einer der Mauern findet sich mittlerweile sogar ein Werk, das an den kürzlich verstorbenen Musiker De Pascal vu Wooltz erinnert.
„Le Mur Luxembourg“, die sich mittlerweile in der Rue du St. Esprit befindet, bringt regelmäßig neue Street Art in die Hauptstadt. Derzeit können Passanten dort an der Fassade des Lëtzebuerg City Museums ein knallbuntes Werk des französisch-spanischen Künstlers Popay bewundern.
Auch auf dem Theaterplatz ist seit 2017 Joël Rollingers Werk „One City – One World“ am Kiosk angebracht.
Ein ganzes Dorf als Kunstgalerie: Kahler
Wohl kaum eine andere Ortschaft Luxemburgs hat auf so wenig Fläche so viele überdimensionale Street-Art-Werke zu bieten wie das kleine idyllische Dorf Kahler. Im Rahmen seiner Bachelorarbeit verwandelte der Luxemburger Alain Welter sein Heimatdorf 2018 in eine Art Kunstgalerie unter freiem Himmel.
Unter dem Motto „Make Koler Kooler“ hat der Künstler 16 Werke geschaffen, die alle eine Verbindung zu Kahler haben. Das Dorf im Westen des Landes strotzt nur so vor muraler Kunst. Auch die Wände im Inneren des Kinos, dem Kinoler, hat Alain Welter verziert.
Lesen Sie auch:Explosive Graffiti sind mehr als Stadtverschönung
Noch mehr Urban Art: Von Leudelingen bis Differdingen
Vor etwa zwei Monaten hat sich das Parkhaus bei der neuen Schule in Leudelingen in eine künstlerische Landschaft verwandelt. Victor Tricar hat hier Wände und Pfeiler für sein Kunstprojekt genutzt und diese mit tropischen Farben und Motiven bemalt. Sein erstes Parkhausgemälde schuf der Künstler im Parkhaus des Einkaufszentrums Cloche d’Or.
Seit 2020 erstrahlen die Kühltürme in Differdingen in bunten Farben. Auch hier war der luxemburgische Künstler Alain Welter am Werk. Auf den fünf Türmen von ArcelorMittal hat er die Geschichte der Minett-Region illustriert. Das Ganze gilt als eines der ambitioniertesten und herausforderndsten Projekte Welters.
Weitere Werke von Alain Welter kann man ebenfalls in Dippach und Zolver bestaunen. Während er in Dippach die Fassade der 2022 erneuerten Sporthalle bemalt hat, ist es in Zolver „Eis Epicerie“, die durch ihre bunten Farben ins Auge sticht.
Lesen Sie auch:Künstler erobert Parkhaus: „Ich bringe Farben dorthin, wo sie fehlen“