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Griechische Ermittler decken massiven Betrug mit EU-Subventionen auf. 1.036 verdächtige Fälle wurden identifiziert. Eine beliebte Urlaubsinsel steht im Zentrum des Skandals.
Athen – In Griechenland ist ein gigantischer Betrugsfall aufgedeckt worden, bei dem EU-Fördergelder für nicht existierende Agrarflächen und sogar für verstorbene Personen beantragt wurden. Die griechischen Behörden haben erste Ergebnisse ihrer Untersuchungen vorgelegt, die das erschreckende Ausmaß des Skandals offenbaren.
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Demnach wurden seit 2019 mindestens 22,6 Millionen Euro an EU-Agrarsubventionen unrechtmäßig bezogen. Die griechischen Ermittler haben bislang 1.036 Steuernummern identifiziert, unter denen diese Gelder erschlichen wurden. Im Durchschnitt beläuft sich die Betrugssumme auf etwa 40.000 Euro pro Fall.
Betrug mit EU-Subventionen in Griechenland: Millionenschaden und tausende Verdachtsfälle
Es dürfe nicht toleriert werden, „dass einige öffentliche Ressourcen missbrauchen, seien sie nationaler oder europäischer Art“, erklärte der griechische Bürgerschutzminister Michalis Chrysochoidis in einem Interview mit dem Sender ERTNews. Er betonte: „Diese Mittel sind für die Unterstützung der griechischen Agrarwirtschaft bestimmt und nicht für die illegale und ungerechtfertigte Bereicherung einiger Personen.“
Besonders auffällig ist die geografische Verteilung der Betrugsfälle. Von den 1.036 verdächtigen Steuernummern stammen allein 850 von der Insel Kreta. Dort sollen rund 17 Millionen Euro der erschlichenen Subventionen hingeflossen sein. Die Konzentration auf Kreta wirft Fragen nach möglichen lokalen Netzwerken und systematischem Betrug auf.
In Griechenland wurden seit 2019 mindestens 22,6 Millionen Euro an EU-Agrarsubventionen unrechtmäßig bezogen. (Symbolbild) © Socrates Baltagiannis/dpaBetrug in Griechenland: EU-Fördergelder für Fantasie-Felder und verstorbene Personen
Die Betrüger zeigten bei ihren Machenschaften erstaunliche Kreativität. Zu den aufgedeckten Methoden gehören:
- Deklarierung von felsigen Geländen und Wäldern als Agrarflächen
- Anmeldung von Flächen im Nachbarland Nordmazedonien als griechische Agrargebiete
- Einreichung von Anträgen für verstorbene Landbesitzer
- Falsche Angaben zu Nutztierbeständen
- Erfindung von Eigentumsverhältnissen
Die griechischen Behörden haben bereits erste Maßnahmen ergriffen. „Die Betreffenden müssen nun die unrechtmäßig erhaltenen Gelder zurückzahlen. Zudem werden Strafverfolgungsmaßnahmen gegen sie eingeleitet und die Konten der Täter eingefroren“, erläuterte Minister Chrysochoidis.
Betrug mit EU-Subventionen in Griechenland – Ermittlungen seit 2020
Der Skandal hat auch politische Folgen. Fünf hochrangige Regierungsbeamte, darunter ein Minister und drei Abgeordnete, traten zurück, nachdem ihnen eine Beteiligung an dem Fall vorgeworfen worden war. Zudem steht die für die Verwaltung und Auszahlung von EU-Geldern zuständige griechische Behörde OPEKEPE im Fokus der Ermittlungen. Mehrere ihrer Büros wurden durchsucht und Hunderttausende Steuerunterlagen beschlagnahmt.
Die Ermittlungen begannen im Sommer 2020, als die Europäische Staatsanwaltschaft (EuStA) erste Hinweise auf Unregelmäßigkeiten erhielt. Im März 2024 informierte das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) die griechischen Behörden offiziell über die Verstöße.
Als Reaktion auf den Skandal hat die griechische Regierung die OPEKEPE reformiert und unter die Kontrolle der zentralen Steuerbehörde gestellt, um künftig Korruption besser zu verhindern. Es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen ausreichen werden, um das Vertrauen in die Verwaltung von EU-Fördermitteln wiederherzustellen. (fdu mit Material von dpa)