AboNeue Skulptur im Kunsthauspark –
Ein acht Meter grosser Monsterkopf für Zürich
Die international bekannte Künstlerin Monster Chetwynd präsentiert ihr neustes Werk im «Garten der Kunst» hinter dem Chipperfield-Bau. Es ist auch ein Spielplatz.
Publiziert: 04.09.2025, 18:17
Die Künstlerin Monster Chetwynd im Mund ihres neusten Werks «Zardoz».
Foto: Patrick Gutenberg
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkIn Kürze:
- Die britische Künstlerin Monster Chetwynd präsentiert einen begehbaren Riesenkopf beim Kunsthaus Zürich.
- Im Inneren des acht Meter hohen Monstrums befindet sich ein Klettergerüst.
- Das Kunstwerk verbindet englische Gartenarchitektur mit Elementen aus Science-Fiction-Filmen.
Bis Ende August konnte man im zweiten Stock des Chipperfield-Baus des Kunsthauses Zürich in die farbige und leicht verrückte Welt der Künstlerin Monster Chetwynd eintauchen.
Wer die Schau verpasst hat, kriegt jetzt bis 2027 die Gelegenheit, Chetwynds neustes Werk zu bestaunen. Und zwar gratis.
Ab sofort begegnet man im «Garten der Kunst», dem öffentlich zugänglichen Park hinter dem Chipperfield-Neubau einem Riesenkopf. «Zardoz» heisst er, und er ist über acht Meter hoch.
Der Monsterkopf ist auch für Kinder
Sein Mund ist bedrohlich geöffnet, einige der 16 Zähne sind spitz, andere stummelartig, die Stirn ist in Zornesfalten geworfen, und auch die Augen vermitteln alles andere als Heiterkeit. Und trotzdem dürfte «Zardoz» vor allem Kinder faszinieren.
Denn im riesigen Kopf, der aussieht, als hätte sich ein Stinksauer-Emoji aus einem psychedelischen Paralleluniversum in 3D manifestiert, ist nicht nur eine kühne Konstruktion aus Holz, Stahl und Beton. Im Inneren versteckt sich auch ein Klettergerüst.
Und hat man Zardoz’ Scheitel erklommen, gehts auf dem gleichen Weg oder per Rutschbahn wieder runter, die sich auf der Hinterseite befindet.
Im Inneren von «Zardoz» riecht es nach Holz, und es hat ein Klettergerüst.
Foto: Patrick Gutenberg
Bei der Vorstellung der Skulptur für die Medien erklärt die in Wipkingen wohnende Chetwynd, dass sie Kunst interessiere, die Museen verlasse, sowie deren Zugänglichkeit, Humor und Absurdität. Ihr Monsterkopf erfüllt das alles.
Als Inspirationsquellen dienten einerseits die Follies, scheinbar nutzlose Zierbauten der englischen Gartenkunst zum Ende des 16. Jahrhunderts. Science-Fiction-Fans dürften zudem den Namen «Zardoz» kennen, ist es doch der Titel einer filmischen Dystopie von John Boorman aus dem Jahr 1974. In dieser schwebt ein riesiger Kopf über eine postapokalyptische Welt, speit Waffen und ist dabei eine Mischung aus Gottheit und Raumschiff.
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Für Chetwynd birgt der für sie feministische Film ein subversives Potenzial: Der übertriebene Machismo ist nur noch grotesk und nicht mehr ernst zu nehmen. Und so scheitert auch die Bedrohlichkeit ihres Werkes im «Garten der Kunst» an der eigenen Grösse.
Eigentlich hätte «Zardoz» noch viel grösser sein sollen
Wäre es nach der Wahlzürcherin gegangen, hätte die Skulptur ein noch gigantischeres Ausmass. Ihre Wunschhöhe, verrät Chetwynd am Medienanlass, wäre 30 Meter gewesen. Der Kopf hätte den Chipperfield-Bau somit um 10 Meter überragt. Auch der Gedanke, dass somit vielleicht sein Hinter- zum Haupteingang gemacht worden wäre, hätte Monster Chetwynd gefreut, da sie die Verkehrssituation «dort nicht so einladend» findet.
Die Künstlerin hofft, dass ihr Werk das Publikum begeistert.
Foto: Patrick Gutenberg
Doch bereits die jetzige Grösse der ersten Auftragsarbeit des Kunsthauses für den Park stellte die Macherinnen und Macher vor grosse Anforderungen. Die 34 Stücke, bestehend aus Tausenden Einzelteilen, die im «Garten der Kunst» zu «Zardoz» zusammengefügt werden mussten, haben es in sich: Das leichteste davon wiegt etwa 800 Kilogramm, das schwerste 6 Tonnen.
Das Entwickeln des komplexen Kunstwerks verlangte digitales und handwerkliches Know-how. Monster Chetwynd ist vom Resultat begeistert: «I’m thrilled! I hope you are», sagt sie und wünscht sich für ihre Skulptur vor allem, dass sie «gute Erinnerungen schaffen» möge.
Und wie zum Beweis nutzt ein Mädchen, das zufälligerweise mit seiner Mutter den Park betreten hat, den Presseanlass für einen kleinen Test.
Hinter der Skulptur geht es per Rutschbahn wieder runter.
Foto: Patrick Gutenberg
«Das ist cool», sagt das Kind im Primarschulalter, als es im Innern des Riesenkopfs am Kletterturm hochschaut. Kurz sucht das Mädchen den Eingang zu der Klettervorrichtung, findet ihn, steigt hinauf. Oben angekommen, benutzt das Kind die Rutschbahn für den Weg hinunter. «Nochmals!», sagt es kaum am Ziel angekommen.
Die offizielle Einweihung von «Zardoz» findet am 14. September satt. Aber bereits an der Langen Nacht der Zürcher Museen lädt das Ungeheuer dazu ein, entdeckt, erklommen, kurz, bespielt zu werden.
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EinloggenJean-Marc Nia ist Redaktor im Ressort Stadtleben. 2010 begann er als Aushilfe im «Züritipp» und schreibt seit 2016 über diverse Kultur- und Stadtlebenthemen.Mehr Infos
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