Die Spannung bei vielen Architekturbüros im Lande steigt, denn in Kürze werden die Preisträgerinnen und Preisträger der „Nike“ feierlich bekannt gegeben, eine Auszeichnung, die gern mal als deutscher „Architektur-Oscar“ bezeichnet wird. Mit von der Partie: Mehrgenerationenhäuser, Bürgerhallen, umgebaute Wohnungen, ja sogar eine öffentliche Toilette ist unter den Finalbeiträgen, die so cool aussieht, dass jeder Toilettengang ein Vergnügen sein muss. So funktioniert wohl gute Architektur.

„Nike“-Preisverleihung in Erfurt

Der alle drei Jahre ausgelobte höchste Architekturpreis des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) stützt sich auf Nominierungen der BDA-Landesverbände, die in der Regel die preisgekrönten Projekte ihrer eigenen Preisverfahren für die „Nike“ nominieren. Neu ist dieses Mal die Ehrung einer Shortlist, aus der heraus die Jury gleichwertige Preise vergibt. Die Nike-Preisträger werden erst anlässlich der Preisverleihung am 11. September 2025 in Erfurt genannt.

Zwei namhafte Architekturbüros aus Stuttgart

Besonders interessant aus Stuttgarter Sicht: auf der Shortlist befinden sich noch zwei namhafte Architekturbüros aus der Landeshauptstadt, und das mit bereits realisierten und mittlerweile dekorierten Projekten in Baden-Württemberg. Sowohl Steimle Architekten als auch Von M können sich noch berechtigte Hoffnungen machen.

Das Von-M-Team um Dennis Müller ist mit der Grundschule Fuchshofstraße in Ludwigsburg im Finale. Die Schule ist ein auffälliger unauffälliger Flachbau, ein lang gestreckter Riegel auf der grünen Wiese, im Zentrum eines zukünftigen Stadtteils.

Die Grundschule wurde als Clusterschule konzipiert und ist deutlich zu erkennen als modularer Holzhybridbau. Die Jury des letztjährigen Hugo-Häring-Preises sagt dazu: „Eine stimmige und starke Antwort auf die heutigen Fragen des Schulbaus, die sich formalen Attitüden entzieht und ihre Kraft aus der Schönheit der Angemessenheit schöpft.“

Mehrzweckhalle von Stuttgarter Architekten Thomas Steimle vom Stuttgarter Büro Steimle Architekten. Foto: Leif Piechowski

Steimle Architekten aus Stuttgart wiederum haben eine Mehrzweckhalle in Markelfingen entworfen und umgesetzt. Markelfingen ist ein Stadtteil von Radolfzell und liegt direkt am Bodensee. Nach dem Brand der alten Markolfhalle sollte ein Neubau die Bedürfnisse der Bürgerschaft nach flexiblen Gemeinschaftsräumlichkeiten zufriedenstellen.

Herausgekommen ist ein multifunktionales, markantes Gebäude mit Sportflächen und einem Bühnenraum. Die Halle wurde in Holzbauweise mit weit auskragendem Dach errichtet und ist der neue Mittelpunkt des kulturellen Gemeindelebens für Bürger, Vereine und Schulen.

Die weiteren Projekte auf der Shortlist bilden die Vielfalt der aktuell diskutierten Themen in der Architektur ab. Stark vertreten sind formal geglückte Umbauten, also das Bauen im Bestand, das gilt für Wohnungen wie für größere Objekte. Bemerkenswert ist sicher auch wieder ein Projekt des Münchener Architekten und Hochschulprofessors Florian Nagler, der sich seit Jahren – auch politisch – für das Prinzip des „Einfachen Bauens“ mit Wort und Tat einsetzt.

Einfacher Bauen oder Wie gut ist Lehm als Material?

Ein weiteres positives Beispiel für dieses Art des reduzierten Einsatzes von aufwändiger, teurer und oft sinnfreier Technik ist Naglers privates mehrgeschossiges Gartenhaus in München: und zwar dank dem ausschließlichen Einsatz von natürlichen Materialien wie Holz und Lehm. Und selbst bei den Geschossdecken wurde zementfrei gebaut.

So neu ist das nicht, und Nagler behauptet das auch nicht, im Gegenteil. Das Erbe der alten Baumeister ist ja vorhanden, man muss dieses Wissen nur reaktivieren. Die Verwendung von traditionellen Materialien und Handwerkstechniken ist nach Florian Naglers Ansicht die Zukunft der Architektur, auch und vor allem hinsichtlich einer klimaschonenden Bauweise.