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Bei der Lufthansa droht ein weiterer Pilotenstreik. Darüber soll jetzt abgestimmt werden. Auch an drei NRW-Flughäfen würden Flugzeuge am Boden bleiben.
Update vom 6. September, 7.12 Uhr: Nun ist klar: Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hat eine Urabstimmung über Streikmaßnahmen bei der Lufthansa und ihrer Frachttochter Lufthansa Cargo eingeleitet. Wie die VC mitteilte, können die Piloten ab Freitag, 12. September, ihre Stimme abgeben. Die Abstimmung soll nach Gewerkschaftsangaben voraussichtlich bis Ende September dauern. Zuvor hatte die VC-Tarifkommission die Verhandlungen zur betrieblichen Altersversorgung mit der Fluggesellschaft für gescheitert erklärt.
Nach gescheiterten Verhandlungen droht bei der Lufthansa ein Pilotenstreik. © IMAGO/Peter Henrich
Solange die Urabstimmung läuft, sind nach VC-Angaben keine Arbeitskampfmaßnahmen geplant. Sollte die erforderliche Mehrheit für einen Streik erreicht werden, könnte dies erhebliche Auswirkungen auf den Flugbetrieb von Deutschlands größter Airline haben – auch in NRW.
[Erstmeldung] Hamm/Frankfurt – Droht der nächste Pilotenstreik bei der Lufthansa? Am Freitagabend, 5. September, entscheidet der Vorstand der Piloten-Vereinigung Cockpit in einer Sondersitzung, ob es eine Urabstimmung über mögliche Streiks geben soll. Auch drei NRW-Flughäfen wären von einem Arbeitskampf bei der größten deutschen Fluggesellschaft betroffen.
Etliche Flüge könnten in Folge der drohenden Streiks ausfallen. Hintergrund sind gescheiterte Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag zur betrieblichen Altersvorsorge. Noch bleibt aber offen, ob und wann gestreikt wird. Der bislang letzte Streik der Cockpit-Besatzungen bei der Lufthansa liegt drei Jahre zurück. Beim Pilotenstreik im Jahr 2022 hatte die Lufthansa schon am Vortrag rund 800 Flüge vorsorglich abgesagt. 130.000 Passagiere waren allein hiervon betroffen.
Drohender Streik bei Lufthansa: Auch Reisende an drei NRW-Flughäfen wären betroffen
Der erneute Streik würde auch drei NRW-Flughäfen treffen. So starten die Lufthansa-Maschinen unter anderem an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Münster/Osnabrück. Laut eigenen Angaben bietet die Lufthansa dort insgesamt bis zu 199 Flüge pro Woche an. Mit 122 starten die meisten Flugzeuge dabei in Düsseldorf. Von hier aus können Passagiere nach München oder Frankfurt am Main reisen, von Köln (bis zu 54 Flüge) und Münster (bis zu 33) jeweils nur nach München.
Inlandsreisende, die einen Lufthansa-Flug auf diesen Routen gebucht haben, könnten demnach vom Piloten-Streik betroffen sein. Den Flughafen Paderborn/Lippstadt würde der Streik hingegen nicht treffen. Im November 2024 hatte die Lufthansa ihren Rückzug vom ostwestfälischen Flughafen angekündigt. Die Verbindung nach München wurde Ende Mai eingestellt. Zuvor war bereits bekannt geworden, dass auch die Verbindung von Münster nach Frankfurt eingestellt werden sollte.
Die Vereinigung Cockpit hatte die Verhandlungen über einen neuen Tarifvertrag zur betrieblichen Altersvorsorge mit der Lufthansa und der Tochtergesellschaft Lufthansa Cargo am Mittwoch, 3. September, für gescheitert erklärt. Laut Angaben der Piloten-Vereinigung habe die Arbeitgeberseite von Anfang an keine ernsthafte Bereitschaft gezeigt, die betriebliche Altersversorgung auf ein verlässliches Niveau anzuheben. „Statt konstruktiver Lösungen wurden nur Modelle auf Kosten der Beschäftigten präsentiert. Substanzielle Verbesserungen wurden nicht angeboten“, wird Cockpit-Präsident Andreas Pinheiro in einer Mitteilung zitiert.
Von Münsterland bis Niederrhein: Das sind die Flughäfen in NRWFotostrecke ansehen
Demnach bekamen Lufthansa-Piloten noch bis 2017 eine klassische Betriebsrente. Diese sei auf Drängen des Arbeitgebers durch ein alternatives Modell ersetzt worden, erklärt Cockpit weiter. Das neue Modell werde durch den Kapitalmarkt finanziert und liege deutlich unter den früheren Verhältnissen. Für die Piloten sei die betriebliche Altersvorsorge „mindestens genauso wichtig wie die gesetzliche Rente“, schreibt die Vereinigung in ihrem Statement.
Dabei habe die Group-Tarifkommission (GTK) der Lufthansa-Piloten in den Gesprächen mehrfach die Bereitschaft zu Kompromissen signalisiert. Die Arbeitgeberseite sei aber „bei ihrer starren Verweigerungshaltung“ geblieben. Cockpit-Präsident Pinheiro: „Während Lufthansa Milliardengewinne erzielt und Dividenden ankündigt, verweist sie bei der bAV (Anm. d. Red.: betriebliche Altersvorsorge) auf angebliche Finanzierungsgrenzen. Dieses Vorgehen ist nicht nur widersprüchlich, sondern wird auch denjenigen, die mit ihrer Arbeit den Erfolg des Konzerns sichern, nicht gerecht.“
Urabstimmung über mögliche Streiks: Entscheidung soll bald fallen
Doch wie geht es nun weiter? Die GTK habe den Cockpit-Vorstand gebeten, eine Urabstimmung über mögliche Streiks einzuleiten. Diese soll am Freitagabend, 5. September, stattfinden. Dies geht aus einem internen Schreiben hervor, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Noch ist also nicht sicher, ob und wann die rund 4800 Lufthansa-Piloten ihre Arbeit niederlegen. Doch soll zeitnah darüber entschieden werden. „Dieser Schritt ist uns nicht leichtgefallen – aber er war notwendig“, zitiert Cockpit den GTK-Sprecher Arne Karstens zur beantragten Urabstimmung für einen Streik. „Wir akzeptieren das kapitalmarktorientierte System, aber wenn die Rendite nicht reicht, muss die Arbeitgeberseite höhere Beiträge leisten.“
Am Flughafen Münster/Osnabrück kam es kürzlich zu einem gefährlichen Vorfall. Eine Boeing 737-800 schoss über die Landebahn hinaus. Fast 200 Personen waren an Bord. Für einige Passagiere einer Airline aus NRW endete die Urlaubsreise nun doch anders als geplant. Das Flugzeug musste die Landung abbrechen und auf eine ungewöhnliche Alternative umsteigen.