Gewerkschaften und Arbeitgeber haben die Pläne der Bundesregierung für eine sogenannte Aktivrente kritisiert. „Die Aktivrente soll längeres Arbeiten fördern, gleichzeitig belohnt die abschlagsfreie Frühverrentung aber den vorzeitigen Ausstieg“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes BDA, Steffen Kampeter, dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Die Politik drücke auf Gas und Bremse zugleich.
„Die Regelung kostet Milliarden, löst aber keins der vorhandenen Probleme“, sagte Anja Piel, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), dem RND. Dass Menschen nach dem Renteneintritt nicht weiterarbeiten, liege an ihrer Gesundheit, Arbeitsbedingungen oder daran, dass der Arbeitgeber sie nicht mehr wolle. Sie plädierte „statt pauschaler Steuervorteile für einige wenige“ für bessere Arbeitsbedingungen, altersgerechte Arbeitsplätze und Wege für Frauen aus unfreiwilliger Teilzeit. „Das wären die richtigen Antworten auf den demografischen Wandel“, sagte Piel.
Mit der im Koalitionsvertrag vereinbarten Aktivrente sollen Rentnerinnen und Rentner bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei dazuverdienen können. Die schwarz-rote Koalition will ihnen so einen Anreiz bieten, noch länger zu arbeiten. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hofft darauf, dass die Regelung schon Anfang 2026 starten kann. Nach Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft würde eine solche Regelung Steuerausfälle in Milliardenhöhe verursachen.
Gabriel schlägt Kopplung der Renten an Inflation vor
Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel hat indes vorgeschlagen, die Renten nur noch im Rahmen eines Inflationsausgleichs anzuheben. Dies würde bedeuten, „dass kein Rentner weniger hat, aber auch nicht mehr. Einfach, weil die jungen Leute das nicht bezahlen können“, sagte Gabriel der Bild am Sonntag.
© Lea Dohle
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Die Inflationsrate in Deutschland lag im August mit 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Für Juni und Juli hatte das Statistische Bundesamt jeweils eine Inflationsrate von 2,0 Prozent errechnet. Die Renten wiederum stiegen zum 1. Juli um 3,74 Prozent. Die Rentenanpassung in Deutschland basiert maßgeblich auf der Lohnentwicklung des Vorjahres.
Laut Zahlen der Deutschen Rentenversicherung arbeiten in Deutschland nur etwa 40 Prozent der neuen Ruheständler bis zum gesetzlichen Rentenalter. Die übrigen Neurentner nahmen teils erhebliche Abschläge hin, um früher mit der Arbeit aufhören zu können. In ihrem Jahresbericht hatte die Deutsche Rentenversicherung bereits vorgerechnet, dass der Altersdurchschnitt bei Rentenbeginn 2024 bei 64,7 Jahren lag. Zum Vergleich: Im Jahr 2000 waren es 62,3 Jahre.
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