„Ist doch klar“, sagte Kevin Diks gleich nach seinem ersten Training bei Borussia Mönchengladbach, „dass ich das Größtmögliche erreichen will.“ In dieser Saison ist das streng genommen das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal, aber so weit würde Borussias ambitionierter Neuzugang sicher nicht gehen – auch wenn es ihm mit dem FC Kopenhagen 2023 und 2025 gelungen ist.
Damit ist Diks im aktuellen Gladbacher Profikader ein Unikat. Der einzige Kollege, der in seiner Laufbahn ebenfalls in den Genuss kam, einen Meistertitel zu feiern, ist am „Deadline Day“ nach Saudi-Arabien entschwunden. Julian Weigl wurde portugiesischer Meister mit Benfica Lissabon. Der erfolgreichste Borusse ist derzeit der Trainer: Gerardo Seoane landete von 2019 bis 2021 dreimal in Folge auf Platz eins mit den Young Boys Bern.
Was genau als Titelgewinn auszulegen ist, darüber lässt sich debattieren. Moritz Nicolas wird sich gewiss gefreut haben über Siege im Niederrhein- und Mittelrheinpokal, bedeuteten sie für Rot-Weiss Essen und Viktoria Köln doch die lukrative Qualifikation für die erste Hauptrunde im DFB-Pokal. Da geht allerdings mehr in Sachen Glamour.
Gladbach: Mohya und Castrop mit Gemeinsamkeit
Dann gibt es mehrere Zweitligameister im Kader: Tobias Sippel stieg mit dem 1. FC Kaiserslautern als Erster auf, Florian Neuhaus mit Fortuna Düsseldorf, Tim Kleindienst mit dem SC Freiburg und dem 1. FC Heidenheim, Nathan Ngoumou mit dem FC Toulouse in Frankreich und Haris Tabakovic mit Austria Lustenau in Österreich. Doch in der Regel sind das keine Erfolge, die die Vereine im Briefkopf verewigen.
Wael Mohya schaffte im Juni eine Gemeinsamkeit mit Jens Castrop: Beide holten die Deutsche U17-Meisterschaft, Castrop 2019 mit dem 1. FC Köln. So einige Borussen sind titellos im Seniorenbereich, feierten aber große Erfolge im Nachwuchs, allen voran Charles Herrmann als Welt- und Europameister mit der deutschen U17. Marvin Friedrich mit dem DFB und Fabio Chiarodia mit Italien triumphierten bei der U19-EM, Sippel 2009 mit der legendären deutschen U21, aus der sechs spätere Weltmeister hervorgingen.
Die einzige überhaupt denkbare Titelchance besitzt Borussia im Pokal, auch da kann Diks einiges berichten über insgesamt vier Erfolge mit drei verschiedenen Vereinen in zwei verschiedenen Ländern. Mit Kopenhagen und Feyenoord Rotterdam zählte er jeweils zu den Favoriten, mit Vitesse Arnheim gelang dem indonesischen Nationalspieler 2017 ein Überraschungserfolg – zwei Minuten spielte der damals 20-Jährige im Finale, bereitete das entscheidende 2:0 vor.
Elf von 29 Spielern im Gladbacher Profikader sind titellos, die jüngste Chance vergaben Rocco Reitz und Lukas Ullrich im Endspiel der U21-EM. Hoch dekoriert sind die Borussen also nicht, in Christoph Kramer gaben sie vergangenes Jahr ihren Weltmeister ab. Der letzte Champions-League-Sieger, der für Gladbach spielte, war 2006/2007 der Däne Thomas Helveg (2003 mit dem AC Mailand erfolgreich).