Foxconn beschäftigt Millionen Menschen und Roboter weltweit damit, im Kundenauftrag Elektronik-Endgeräte und Autos herzustellen. Visualisierung: Gemini-KI, Prompt: Heiko Weckbrodt

Foxconn beschäftigt Millionen Menschen und Roboter weltweit damit, im Kundenauftrag Elektronik-Endgeräte und Autos herzustellen. Visualisierung: Gemini-KI, Prompt: Heiko Weckbrodt

Wirtschafts-Panter besucht „Semicon Taiwan“ – und auch Foxconn

Dresden/Taipeh, 7. September 2025. Naht bald schon der nächst Coup für den Technologie-Standort Sachsen? Unseren Informationen zufolge verhandelt der Freistaat bereits recht konkret mit einem taiwanesischen Unternehmen, das sich im Gefolge der TSMC-Großinvestition in Dresden ansiedeln will. Noch ist unklar, um welche Firma es sich da handelt – aber es soll sich wohl um ein Technologie-Unternehmen handeln, das in Taiwan ohnehin Beziehungen zu TSMC hat.

Endgeräte-Hersteller würde große Lücke in Sachsens Hightech-Kette schließen

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass der sächsische Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) am Montag auf die TSMC-Heimatinsel zur dortigen Mikroelektronik-Branchenmesse „Semicon Taiwan“ reist. In diesem Zuge will er auch den Elektronikgeräte-Auftragsfertiger „Foxconn“ besuchen. Die Vermutung liegt nahe, dass er auch dort für eine Ansiedlung in Sachsen wirbt. Sollte dies gelingen, wäre dies ein großer Schritt vorwärts für das „Silicon Saxony“: Seitdem die Treuhand das DDR-Computerkombinat „Robotron“ nach der Wende abgewickelt und auch die Nachfolgebetriebe die PC-Produktion eingestellt hatten, gibt es im Freistaat keinen größeren Computerbauer mehr. Insofern fehlt seither ein wichtiger unmittelbarer Abnehmer für die Chips „Made in Saxony“.

Viele Elektronikgeräte weltweit bei Foxconn hergestellt – doch obendrauf stehen andere Namen

Foxconn könnte insofern mit einer Ansiedlung eine wesentliche Lücke (abgesehen von der Chipendmontage) in der sächsischen Elektronik-Wertschöpfungskette schließen: Das 1974 gegründete Unternehmen ist bis heute zu einem der größten Konzerne überhaupt mit über 1,2 Millionen Beschäftigten gewachsen. Foxconn gilt als weltweit größter Elektronik-Hersteller, der Elektronik-Produkte für zahlreiche Kunden herstellt und zum Schluss deren Namen eingraviert. Zu den Großkunden der Taiwanesen gehören Apple, Huawei, Nintendo, Stellantis, Dell und viele andere. Inzwischen stellt Foxconn auch nicht mehr „nur“ Notebooks, Fernseher, Tablettrechner, Smartphones und dergleichen her, sondern auch komplette Autos. Um den Faden einmal weit zu spinnen: Dieses noch junge Auto-Geschäftsfeld von Foxconn könnte wiederum neue Perspektiven für unterausgelastete VW-Fabriken in Sachsen eröffnen. Allerdings hat das Unternehmen auch eine Schattenseite: An den Arbeitsbedingungen bei Foxconn gibt es regelmäßig Kritik.

Dirk Panter. Foto: Jürgen Lösel für das SMWA

Dirk Panter. Foto: Jürgen Lösel für das SMWA

„Wir laden weitere Zulieferer und Dienstleister herzlich ein, Teil dieser Erfolgsgeschichte zu werden.“
Sachsens Wirtschaftsminister Dirk Panter

Zudem wird der sächsische Wirtschafts-Panter vermutlich neben Foxconn auch andere Unternehmen in Taiwan wegen möglicher Ansiedlungen an Europas führenden Mikroelektronik-Standort ansprechen. „Das Engagement von TSMC hat unserem Ökosystem einen deutlichen Schub gegeben und die globale Wahrnehmung immens verstärkt“, argumentiert er. „Mit jahrzehntelanger Erfahrung und Effizienz bei der Begleitung von Großinvestitionen bieten wir Stabilität, Verlässlichkeit, Innovation und gute Chancen für internationale Partner. Silicon Saxony ist Europas größtes Mikroelektronik-Cluster – ein echter Garant für technologische Souveränität und geopolitische Glaubwürdigkeit. Aus diesen Gründen laden wir weitere Zulieferer und Dienstleister herzlich ein, Teil dieser Erfolgsgeschichte zu werden.“

Baustelle der ESMC-Fabrik in Dresden. Die Entscheidung der Muttergesellschaft TSMC, in Sachsen zehn Milliarden zu investieren, gilt als Adelsschlag für den Mikroelektronik-Standort. Foto: Heiko Weckbrodt

Baustelle der ESMC-Fabrik in Dresden. Die Entscheidung der Muttergesellschaft TSMC, in Sachsen zehn Milliarden zu investieren, gilt als Adelsschlag für den Mikroelektronik-Standort. Foto: Heiko Weckbrodt

De-Globalisierung und China-Angst fördern Taiwans Bereitschaft, im Ausland zu investieren

Und diese Argumente könnten auf fruchtbaren Boden fallen: einerseits, weil die Entscheidung von TSMC, ihre erste europäische Chipfabrik in Dresden zu bauen, eine Art Dammbruch für andere taiwanesische Unternehmen sein dürften, die bisher nur in der Heimat investieren wollten. Andererseits, weil durch die Corona-Krise, den Suez-Vorfall, die Piratenangriffe im Roten Meer und den Krieg in der Ukraine ohnehin bereits Mehrquellen-Konzepte und Resilienz von Lieferketten für viele Unternehmen einen stärkeren Stellenwert bekommen haben. Die Wirtschaftskriege von US-Präsident Donald Trump und die wachsende China-Feindlichkeit des Westens eskalieren diesen Trend weiter: Vor allem durch staatliche Eingriffe droht inzwischen tatsächlich eine De-Globalisierung der Weltwirtschaft. Im Falle von Taiwan kommt die Befürchtung hinzu, China könnte die Insel irgendwann überfallen, sich einverleiben und ähnlich wie Hongkong schrittweise in ein kommunistisches Ein-Parteien-System verwandeln. Daher spielt eine „Diversifizierung“ der Lieferketten und Produktionsstandorte nicht nur für die Europäer, sondern auch für taiwanesische Unternehmen eine wachsende Rolle.

Wirtschaftsbeziehungen zwischen Sachsen und Taiwan sind schon vor TSMC-Chipfabrik gewachsen

Nicht zuletzt gibt es über Dresdner Unternehmen wie DAS und Fabmatics bereits seit längerem gewisse Beziehungen in Taiwans Elektroniksektor hinein. Und als Absatzmarkt hat Taiwan für Sachsen in den vergangenen 20 Jahren an Bedeutung gewonnen, wie das Wirtschaftsministerium betont: Der Freistaat exportierte 2024 Waren im Gesamtwert von fast 1,6 Milliarden Euro in den Inselstaat. 2005 betrug der Warenwert 202,8 Millionen Euro. Die Importe beliefen sich 2025 auf 679,9 Millionen Euro. „Die Ein- und Ausfuhren konzentrierten sich auf die Bereiche Elektrotechnik, Kraftfahrzeug- und Maschinenbau und chemische Vorerzeugnisse“, heißt es aus dem Ministerium in Dresden.

All diese Argumente und globalen Entwicklungen könnten neue Ansiedlungen insel-chinesischer Technologiebetriebe im Freistaat begünstigen.

Autor. Heiko Weckbrodt

Quellen: SMWA, Oiger-Archiv, Wikipedia

Repro: Oiger, Original: Madeleine Arndt

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