Nach Gerichtsurteil
Aachener demonstrieren für Erhalt der Krachparade
07.09.2025 – 14:36 UhrLesedauer: 2 Min.
„Ein Herz für Lärm“: Aachener demonstrierten für ein Erhalt der Krachparade. (Quelle: Michael Klarmann)
Polizei und Justiz erkennen die Krachparade in Aachen nicht als Versammlung an. Am Samstag gehen Veranstalter und Freunde dagegen auf die Straße.
Mit einer Kundgebung im Frankenberger Park haben am Samstag (6. September) in Aachen rund 200 Menschen aus der Musik- und Kulturszene gegen die Absage der Krachparade protestiert. Zuvor hatte die Polizei die Parade mit mehreren Musikwagen und tausenden Menschen nicht als Versammlung anerkannt. Nach Klagen der Veranstalter bestätigten sowohl das Verwaltungsgericht Aachen als auch das Oberverwaltungsgericht Münster diese Entscheidung.
Zwar wurde bei der Kundgebung im Frankenberger Viertel auch elektronische Musik gespielt, doch Tanzstimmung kam kaum auf. Der Redeanteil überwog. Simon Jentgens, der die Krachparade für den gleichen Tag angemeldet hatte, übte in seiner Rede scharfe Kritik an Polizei und Gerichten.
Beide, sagte Jentgens, hätten der Krachparade die „Existenzberechtigung“ abgesprochen und „unsere politische Ausdrucksform auf dem Status eines Freizeitvergnügens reduziert“. Das Versammlungsrecht gehöre jedoch allen. Die Krachparade sei ein politischer und kreativer Ausdruck der Forderung nach mehr kulturellen Freiräumen, so Jentgens.
Im Verlauf der Kundgebung übten zahlreiche weitere Redner aus der Club- und Musikszene scharfe Kritik an den Behörden. Dass die Polizei im Januar einen Neonazi-Aufmarsch mit einem massiven und teilweise sehr harten Polizeiaufgebot durchgesetzt habe, die Krachparade aber verhindere, sei ein Unding, kritisierte einer der Redner. Dafür erhielt er viel Applaus.
Im Verlauf der mehrstündigen Kundgebung gesellten sich zu den Teilnehmern am Rande des Parks noch rund 100 Zuschauer hinzu. Sporadisch spendeten auch diese den Rednern Applaus. Da das Vorgehen von Polizei und Gerichten auch die Lokalpolitik bewegt hatte, endete die Versammlung bei Einbruch der Dunkelheit mit einer Podiumsdebatte mit Lokalpolitikern. Moderator war Markus Baum, Soziologe von der Katholischen Hochschule NRW.
Mit Alexandra Radermacher (Volt), Ute Haupts (UWG) und Michael Ziemons (CDU) nahmen drei Menschen teil, die kommenden Sonntag für das Amt des Oberbürgermeisters respektive der Oberbürgermeisterin kandidieren. Zudem standen Julia Brinner (Grüne), Katharina Grudin (Die Linke) und Mathias Dopatka (SPD) auf der Bühne. Trotz teils kontroverser Debatten waren sich alle darin einige, dass die Lokalpolitik dabei helfen müsse, dass im kommenden Jahr wieder eine Krachparade stattfinden kann.
In Sachen Kritik gab es allerdings Unterschiede. Während die meisten Podiumsgäste das Agieren von Polizei und Gerichten scharf kritisierten, mahnte Michael Ziemons an, dass es nicht angehe, von der Bühne herab gegen die Landesregierung und die beim Land angesiedelte Polizei zu agieren. Der CDU-Mann hatte den schwersten Stand und erntete immer wieder Buhrufe und Pfiffe.
Simon Jentgens hatte schon in seiner Rede am späten Nachmittag mitgeteilt, dass die Gerichte lediglich im Eilverfahren entschieden hätten. Das Hauptsacheverfahren stehe noch aus. Polizei und Gerichte haben die Krachparade nicht als Versammlung eingestuft, da die mehreren tausend Teilnehmer in den letzten Jahren überwiegend feierten und Außenstehende nicht erkennen könnten, wofür überhaupt demonstriert wurde.