Stand: 07.09.2025 13:14 Uhr
Fachkräftemangel belastet die Wirtschaft, bald wirbt auch die Bundeswehr mit dem Wehrdienst um Freiwillige – zulasten des Arbeitsmarkts. Der Chef von Niedersachsenmetall weiß, wie Betriebe trotzdem profitieren könnten.
Niedersachsenmetall-Chef Volker Schmidt will erreichen, dass die jungen Menschen während des Wehrdienstes fit gemacht werden für einen späteren Job in der Wirtschaft. Wehrdienst und Wirtschaft – das ist für ihn keine Konkurrenz. „Wir müssen beides zusammen denken. Es ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten“, sagte Schmidt im Gespräch mit dem NDR Niedersachsen.
Bundeswehr als „Vorbereitungs-Camp“ für die Wirtschaft?
Niedersachsenmetall-Chef Volker Schmidt hat eine Idee, wie die Unternehmen von der Wehrpflicht profitieren könnten.
Schmidt kann sich vorstellen, dass die Wehrdienstleistenden beim Bund auch Inhalte aus dem Bereichen IT, Logistik, Mechatronik und Elektrotechnik lernen – gut für die eigene Karriere, gut für die Unternehmen. Die Zeit beim Bund, so der Arbeitgeberverbands-Chef, könnte eine Art „vorbereitendes Camp für eine betriebliche Ausbildung“ sein. Die Idee: Die Bundeswehr könnte Zertifikate ausstellen, die denen jungen Leuten nach dem Wehrdienst in der Wirtschaft helfen.
Zertifikate helfen jungen Leuten im Beruf
„In der IT fehlen uns die Fachkräfte ohne Ende“, so Schmidt. „Und hier auf intelligente Weise mit Zertifizierungen zu arbeiten, die eine weitere Ausbildung möglich machen oder erleichtern – warum eigentlich nicht?“ Hier seien die Handwerkskammern und die Industrie- und Handelskammern gefragt, die Bundeswehr mit den entsprechenden Zertifikaten zu unterstützen.
Video:
Diskussion um Wiedereinführung der Wehrpflicht (2 Min)
Arbeitgeberverband begrüßt neuen Wehrdienst
Der Arbeitgeberverband steht hinter den Plänen von Bundesverteidigungsminister Pistorius, schrittweise einen Wehrdienst einzuführen: „Militärische Sicherheit und Verteidigungsfähigkeit ist die Voraussetzung dafür, dass wir auch künftig noch in Demokratie, Freiheit und sozialer Sicherheit leben können“, glaubt der Niedersachsenmetall-Chef.
Neuer Wehrdienst kommt schrittweise
Vom kommenden Jahr an sollen alle jungen Männer und Frauen einen Fragebogen erhalten. Männer müssen ihn ausfüllen, für Frauen ist das freiwillig. Abgefragt werden soll das Interesse am Dienst in der Bundeswehr. Geeignete Kandidaten und Kandidatinnen werden dann zur Musterung eingeladen. Ab 2028 sollen alle 18-jährigen Männer zu einer verpflichtenden Musterung gehen.
Ein Experte äußert erhebliche Zweifel an einer möglichen Wiedereinführung der Wehrpflicht. Auch die Politik ist skeptisch.
Die Bundesregierung setzt auf Freiwilligkeit und will künftig alle Volljährigen fragen, ob sie am Wehrdienst interessiert sind.
Das Bundeskabinett hat einen Gesetzentwurf zur Wiedereinführung des Wehrdienstes gebilligt. Nicht nur Schleswig-Holsteins Ministerpräsident reagierte positiv.