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Mondfinsternis 2009, Blick vom Marienhof auf die Frauenkirche. © Gebhardt
Zum zweiten Mal in diesem Jahr findet am Sonntagabend eine Mondfinsternis statt. Ab 19.42 Uhr kann man das Spektakel am Münchner Himmel bestaunen, sofern es das Wetter zulässt.
München –Eine Mondfinsternis zu beobachten: Die Gelegenheit bietet sich heute Abend ab 19.42 Uhr – und hierzulande erst wieder Silvester 2028, denn dafür braucht es besondere Konstellationen. „Sonne, Erde und Mond müssen genau in einer Linie stehen, sodass der Mond genau durch den Erdschatten fliegt“, erklärt Bernhard Buchner.
Ab 19:30 Uhr verfinstert sich der Mond heute Abend komplett
Der Astronom leitet die Bayerische Volkssternwarte und freut sich schon auf den Blick durch sein großes Teleskop. „Der Mond verfinstert sich um 19.30 Uhr komplett und geht um 19.42 Uhr völlig verfinstert auf.“ Zur Sternwarte kommen am Sonntag etwa 50 Leute, um die Mondfinsternis durch verschiedene Teleskope zu bestaunen. „Wir sind schon seit Langem ausgebucht.“
Astronom Bernhard Buchner vorm großen Teleskop in der Volkssternwarte. © Markus Götzfried
Um Frau Luna ranken sich viele Mythen: Sie soll den Schlaf vieler Menschen beeinflussen, den weiblichen Zyklus und die die Anzahl der Geburten (was allerdings der Deutsche Hebammen-Verband nicht bestätigt). Fest steht: Der Mond bestimmt die Gezeiten und beeinflusst das Verhalten vieler Tiere. Auch etliche Menschen richten sich nach dem Mondkalender und putzen ihre Fenster nur bei abnehmendem Mond – oder lassen sich die Haare nur an bestimmten Tagen schneiden.
Bäume sollten man nicht an Vollmond verschneiden
Die Friseure können ein Lied davon singen. „Man soll zum Beispiel Bäume nicht rund um Vollmond schneiden. Einfach weil die Pflanzen rund um Vollmond tatsächlich eine Art sensible Phase haben. Das liegt daran, dass der zunehmende Dreiviertelmond das Tageslicht verlängert“, sagt die Journalistin und Wildnis-Pädagogin Dagmar Steigenberger (48).
Es sei kein Wunder, dass viele dem Mond eine so große Bedeutung zusprechen. „,Höchstwahrscheinlich hätte es auf der Erde gar kein Leben gegeben, wenn der Mond nicht gewesen wäre. Dadurch, dass er sehr groß ist im Verhältnis zur Erde – ungefähr ein Viertel –, hält er die Erdachse sehr konstant. Das heißt: Ohne Mond wären die jahreszeitlichen Zyklen auf der Erde so instabil, dass sich das Leben nicht hätte anpassen können.“
Dagmar Steigenberger mit ihrem Bausatz des Mondrades. © privat
Dieser Ansicht ist auch Astronom Bernhard Buchner. Er sagt: „Schon als sich der Mond gebildet hat, also vor gut vier Milliarden Jahren, war er sehr nah an der Erde, viel näher als heute. Der Mond hat einerseits die Rotation der Erde abgebremst und andererseits die Rotationsachse der Erde stabilisiert.“
Dagmar Steigenberger hat ein eigenes Mondrad entwickelt
Dagmar Steigenbergers Vater war Physiker und hat ihr die Astrophysik nähergebracht. „Er hat mir früh schon durchs Teleskop den Jupiter gezeigt, die ganzen Gestirne und natürlich auch den Mond.“ Später hat sie begonnen, sich mit Mondzyklen auseinanderzusetzen. Heute gibt sie ihr Wissen in Kursen und Führungen weiter. Zudem hat sie zusammen mit ihrem Lebensgefährten ein „Mondrad“ entwickelt – also einen Mondkalender aus Holz, der sich drehen lässt und an dem man die jeweiligen Mondphasen ablesen kann. So weiß man, welches Tierkreiszeichen durch die jeweilige Mondphase zieht – und ob sich ein Besuch beim Friseur lohnt.
Am Sonntagabend wird Steigenberger mit einer Gruppe im Oberland die Mondfinsternis bestaunen und Spannendes erzählen. Dem Schauspiel misst sie allerdings eher mystische denn tatsächliche Bedeutung bei: „In der Natur kann man da eigentlich keine Wirkung beobachten. Tiere und Pflanzen lassen sich von einer Mondfinsternis nicht wirklich stören. Die Menschen haben sie kulturell so aufgeladen und mit Mythen und Geschichten versehen.“