Dieses Mädchen hat in kurzer Zeit das geschafft, wofür andere eine halbe Karriere brauchen. Nicht wenige erreichen diesen Punkt sogar niemals.

Denn: Zoë Baier spielt in gleich zwei großen Filmen eine wichtige Schlüsselrolle. Seit einer Woche läuft „In die Sonne schauen“ in den Kinos. Das ist der Film aus Deutschland, der in diesem Jahr auf den Internationalen Filmfestspielen von Cannes Furore macht. Am Donnerstag startete die mit nicht weniger Spannung erwartete Bestseller-Verfilmung „22 Bahnen“ nach dem fulminanten Roman-Debüt von Caroline Wahl (27) in den Kinos. Das Buch verkaufte sich über eine Million Mal. Und der Film ist so bewegend wie das Buch.

In dem berührenden Drama „22 Bahnen“ spielt Zoë Baier (l.) das Mädchen Ida, das durch ihre große Schwester Tilda (Luna Wedler, 25) vor ihrer alkoholkranken Mutter beschützt wird. Unbeschwerte Momente finden die beiden Schwestern im Schwimmbad

In dem berührenden Drama „22 Bahnen“ spielt Zoë Baier (l.) das Mädchen Ida, das durch ihre große Schwester Tilda (Luna Wedler, 25) vor ihrer alkoholkranken Mutter beschützt wird. Unbeschwerte Momente finden die beiden Schwestern im Schwimmbad

Foto: Constantin Film/Gordon Timpen

Zoës Vater spielte beim FC Augsburg

Mittendrin ist Zoë Baier, eine Beinahe-Sechstklässlerin (in Bayern sind noch Ferien) aus Augsburg. Sie ist die bisher einzige ihrer Familie, die mit der Schauspielerei in Berührung kam. Ihr Vater ist Daniel Baier (41), viele Jahre Mittelfeldspieler beim FC Augsburg und aktuell Sportkoordinator bei RB Leipzig.

Wie kommt man zum Film? „Das war eigentlich Zufall. Eine Freundin hat im Radio gehört, dass ein Casting läuft. Da habe ich mitgemacht, weil ich wissen wollte, wie das so abläuft. Diese Rolle habe ich dann zwar nicht bekommen, aber es hat mir insgesamt so viel Spaß gemacht, dass ich es so lange weiter versucht habe, bis es beim fünften Mal schließlich geklappt hat. Und bei dem Dreh habe ich dann auch gemerkt, wie viel Spaß mir die Schauspielerei insgesamt macht, sodass ich gewusst habe, dass es das ist, was ich unbedingt machen will.“

Speziell vorbereitet habe sie sich nicht, erzählt Zoë. „Ich habe mir gesagt, ich mache das jetzt einfach mal.“ Nervös sei sie auch nicht gewesen. „Ich tanze, seit ich drei Jahre alt bin. Meine Mutter sagt, ich war schon immer eine Rampensau. Meinen ersten Auftritt hatte ich auch mit drei. Ich hatte nie Lust zu üben, ich wollte immer nur auftreten.“

Zoë war schon bei den Filmfestspielen in Cannes

Kostete das Filmen – speziell dieser Dramen – trotzdem Mut? „Ich habe das Drehbuch von ,In die Sonne schauen’ vorher nicht gelesen, weil viele Szenen zu brutal und zu gruselig sind. Ich habe die Geschichte vorher erzählt bekommen. Das hat mir ausgereicht.“

Auch „22 Bahnen“ ist ähnlich intensiv wie „In die Sonnen schauen“. Zoë spielt darin die Tochter einer schwer alkoholkranken Mutter. Der Alltag funktioniert nur dank ihrer älteren Schwester (Luna Wedler, 25). „Die ganz schlimmen Szenen, zum Beispiel die, in denen die Mutter am Boden liegt, haben wir extra geprobt, damit die Arbeit einfacher ist.“

Tilda (Luna Wedler, vorne) und Ida (Zoë Baier) leben mit einer alkoholkranken Mutter (Laura Tonke, 51). Innige Momente wie dieser sind selten

Tilda (Luna Wedler, vorne) und Ida (Zoë Baier) leben mit einer alkoholkranken Mutter (Laura Tonke, 51). Innige Momente wie dieser sind selten

Foto: Constantin Film Verleih / Gordon Timpen

Tilda (L. Wedler, r.) wird für Ida (Z. Baier) zur Ersatzmutter

Tilda (L. Wedler, r.) wird für Ida (Z. Baier) zur Ersatzmutter

Foto: Constantin Film Verleih / Gordon Timpen

Wie hat die Geschichte insgesamt auf Zoe gewirkt? „Ich weiß, dass es solche Familien gibt. Und ich bin froh, dass mein Leben anders ist. Wenn man solche Szenen dreht, ist es aber nicht ganz so schlimm, weil man ja auch irgendwie weiß, dass es nicht echt ist. Wir haben zwischendurch viel gelacht.“

Bei den Filmfestspielen in Cannes sei sie dann allerdings doch aufgeregt gewesen, gibt Zoë Baier zu, als BILD sie im „Hotel Maximilian’s“ in Augsburg zum Lunch trifft. „Ein bisschen! Es war ein krasses Gefühl, an dem Ort zu sein, wo auch die ganz großen Stars über den roten Teppich laufen.“

Nach dem Dreh lernt Zoë noch für die Schule

Und was macht Zoë Baier, wenn sie nicht dreht? „Wir haben zwei Hunde, einen Malteser und einen Goldendoodle Mini. Und ich mache Cheerleading. Aber nicht so mit Pompons, sondern wir trainieren für die Meisterschaften.“

Zoë Baier mit BILD-Autor Michael Schacht

Zoë Baier mit BILD-Autor Michael Schacht

Foto: © Frank Zauritz

Wie lässt sich die Schauspielerei mit der Schule unter einen Hut bringen? „Ich nehme die ganzen Sachen, die ich für die Schule brauche, mit zum Dreh. Und meine Freundin schickt mir jeden Tag alles, was ich sonst noch wissen muss. Und dann lerne ich nach dem Dreh.“ Ihre Freundinnen unterstützen sie, erzählt Zoë. „Die sind voll stolz auf mich, das finde ich richtig schön.“

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Soll die Schauspielerei später auch mal Zoës Beruf werden? „Ja, unbedingt! Das ist das, was ich machen will.“ Ihre Lieblingsschauspielerin? „Zendaya.“ Bekannt aus der Serie „Euphoria“.

Wie sieht sich Zoë in zehn Jahren? „Darüber mache ich mir nicht so viele Gedanken. Es kommt, was kommt.“ Und was, wenn es mit der Schauspielerei doch nicht klappt oder keine guten Rollen mehr kommen? „Dann werde ich Innenarchitektin. Deswegen bin ich auch auf dem Gymnasium, weil ich für das Studium das Abi brauche.“

Und Innenarchitektur ist ja irgendwie auch ein Beruf, in dem Zoë Baier, ganz wie im Film, eigene Welten erschaffen kann.