Stand: 07.09.2025 18:51 Uhr

Die HSV-Frauen haben bei der Rückkehr in die Fußball-Bundesliga einen umjubelten Punkt im Volksparkstadion geholt. Die Hamburgerinnen verdienten sich im Nordduell gegen den VfL Wolfsburg dank einer enormen kämpferischen Leistung ein 3:3 (1:2). Für die Niedersächsinnen ist das Remis hingegen ein kräftiger Dämpfer.

In der siebten Minute der Nachspielzeit verwandelte ein Freistoß von Svea Stoldt aus 25 Metern das Volksparkstadion in ein Tollhaus. Die rund 10.000 Fans feierten den Comeback-Punktgewinn ihrer Mannschaft überschwänglich. Der Treffer kurz vor dem Ende war der Höhepunkt eines spannenden und ereignisreichen Nordduells, in dem die Wolfsburgerinnen bei der Rückkehr von Coach Stephan Lerch schon wie die sicheren Siegerinnen ausgesehen hatten.

Doch die Tore von Lineth Beerensteyn (26.), Janina Minge (29.) und Alexandra Popp (52.) reichten den „Wölfinnen“ am Ende nicht. Weil sie es einerseits verpassten, den Deckel drauf zu machen. Und weil andererseits die HSV-Frauen unermüdlich kämpften und durch Treffer von Sophie Hillebrand zum zwischenzeitlichen 1:2 (31.) sowie den späten Toren von Melanie Brunnthaler (81.) und Stoldt (90.+7) noch zurückkamen.

HSV beginnt mutig

Der Last-Minute-Treffer war der Lohn für einen couragierten Auftritt der Hamburgerinnen – und das vom Start weg. Zwar hatte Svenja Huth für den VfL den ersten Abschluss der Partie (10.), die größte Gelegenheit der Anfangsphase aber hatten die Gastgeberinnen: Maria Mikolajova ließ Ella Peddemors mit einer starken Drehung an der Strafraumkante aussteigen, ihr Schuss aus zehn Metern halblinker Position aber geriet zu schwach, Minge konnte blocken (12.).

Der HSV war wacher und aggressiver – und lief mitunter auch mutig vorne an. Sollten die „Wölfinnen“ gedacht haben, sie könnten sich gegen die Aufsteigerinnen in deren Hälfte „einnisten“, sahen sie sich zunächst getäuscht.

Die HSV-Frauen spielten in der ersten Hälfte mutig nach vorne.

Drei Tore binnen fünf Minuten

Doch wie es so ist mit Spitzenteams: Häufig reichen nur wenige Momente, um den Lauf eines Spiels zu verändern. Und so gingen die Wolfsburgerinnen binnen drei Minuten mit zwei Toren in Führung. Erst traf Beerensteyn nach einem feinen Steckpass von Peddemors (26.), dann Minge per Strafstoß (29.). Der zweite Treffer war allerdings begünstigt von der neuen HSV-Keeperin Laura Sieger, die zweimal innerhalb von wenigen Sekunden patzte. Erst spielte sie Beerensteyn den Ball ohne Not in die Füße, dann foulte sie die Niederländerin im Strafraum plump.

Wie würde das Team der neuen Trainerin Liese Brancao auf den Doppel-Schock reagieren? Die Antwort: stark – und mit einem eigenen Treffer, bei dem wiederum Stina Johannes etwas unglücklich aussah. Mikolajova traf einen Schuss aus 18 Metern eigentlich nicht richtig, die neue VfL-Torhüterin aber unterschätzte den Ball, der sich an die Latte senkte. Hillebrand stocherte den Ball ins leere Tor (31.) und ließ die Hamburger Anhänger im Volksparkstadion jubeln. Es war der erste Bundesliga-Treffer der HSV-Frauen nach 13 Jahren.

Wolfsburg steigert sich, Popp trifft

Zu Beginn des zweiten Abschnitts kamen die Gäste allerdings zielstrebiger und zweikampfstärker aus der Kabine – und das zahlte sich schon kurz nach Wiederanpfiff aus. Janou Levels eroberte gegen Jobina Lahr auf der linken Seite den Ball und flankte mustergültig auf Popp, die wuchtig aus elf Metern per Kopf ins lange Eck traf (52.).

Den Hamburgerinnen gelang es nun nicht mehr so gut, die Wolfsburgerinnen auf den Außenbahnen zu stellen. Die Abstände wurden größer, das Verschieben schwerfälliger – und das hatte zur Folge, dass immer häufiger Bälle in den Strafraum segelten. Wie in der 62. Minute, als Huth von der rechten Seite für Cora Zicai querlegte, die 20-Jährige aber mit ihrem Schuss an einem starken Reflex von Sieger scheiterte, die ihren Fehler aus der ersten Hälfte damit wieder ein wenig wettmachte.

Brunnthaler und Stoldt machen den Volkspark zum Tollhaus

Das Lerch-Team ließ in der Folge Ball und Gegnerinnen gekonnt laufen, der HSV schien nicht mehr wirklich hinterher zu kommen – und war plötzlich doch wieder in der Partie. Brunnthaler wurde von der eingewechselten Christin Meyer auf die Reise geschickt. Zunächst ließ sie Minge und Thea Bjelde mit einem einfachen Trick aussteigen und nagelte den Ball dann aus 16 Metern unhaltbar rechts oben in den Winkel (81.).

Das Traumtor aus dem Nichts sorgte – auch wenn die eingewechselte Kessya Bussy praktisch im Gegenzug die Entscheidung verpasste (83.) – nochmal für einen zusätzlichen Energieschub für die Hamburgerinnen, die alles probierten. Trotz allen Bemühens deutete allerdings wenig auf einen dritten Treffer hin. Bis zur achten Minute der Nachspielzeit – und Stoldts 25-Meter-Freistoß, der an allen vorbei an den Innenpfosten und ins Tor trudelte.

Stoldt? Meyer? HSV-Party vor der Nordtribüne!

Zunächst war Meyer der Treffer zugeschrieben worden. Doch weder war klar zu erkennen, ob noch eine Aktuerin an Stoldts Freistoß dran war – noch, und das sehr zum Verdruss auf Seiten des VfL, ob der Ball überhaupt vollständig hinter der Linie war. Eine Torlinien-Technologie gibt es nicht.

Den HSV-Spielerinnen war das herzlich egal, das gesamte Team feierte mit den Fans den unverhofften Punktgewinn ausgelassen vor der Nordtribüne, während die Wolfsburgerinnen mit hängenden Köpfen das Feld verließen.

Norddeutscher Rundfunk