Stand: 06.09.2025 06:00 Uhr
Gerade erst hat Maja Nielsen den renommierten Jugendbuchpreis „Buxtehuder Bulle“ für ihr Buch „Der Tunnelbauer“ über einen DDR-Fluchthelfer bekommen. Auch in „Das falsche Leben“ geht es um eine wahre Geschichte aus der DDR.
Diese Geschichte klingt so unglaublich, dass sie nur wahr sein kann. Die Autorin Maja Nielsen nimmt uns mit zurück in die frühen 80er-Jahre, ins geteilte Deutschland.
Wie kam es zur Gründung der DDR? Wie sah der Alltag im Arbeiter- und Bauernstaat aus? Und was führte schließlich zum Mauerfall und zur Wiedervereinigung?
Von Hannover in die DDR – eine dramatische Familiengeschichte
Im Westen, in Hannover, lebt der 16-jährige Thomas Raufeisen. Seine Eltern sind vor vielen Jahren aus der DDR geflüchtet, der Vater ist Geophysiker bei einem großen Industriekonzern. Eines Tages kommt er früher nach Hause und hat eine schlechte Nachricht:
Opa!“, sagte er mit gepresster Stimme. „Wir müssen hinfahren. Sonst ist es zu spät. Packt ein paar Sachen zusammen. Wir müssen noch heute über die Grenze.
Leseprobe
Der Opa lebt auf Usedom in der DDR und ist schwer krank. Also macht sich die Familie noch in derselben Nacht auf den Weg. Allerdings wird sie nie auf Usedom ankommen. Denn die Krankheit des Großvaters war nur ein Vorwand. Thomas‘ Vater ist ein DDR- Spion und wird in dieser Nacht enttarnt. Um der Verhaftung im Westen zu entgehen, bleibt nur die Flucht in die DDR. Die Söhne Thomas und Michael hatten keine Ahnung und sollen nun mit den Eltern in der DDR leben. Und in Ostberlin zur Schule gehen:
Ein düster wirkender Backsteinbau. Durchgelatschte Dielen, vergilbte Wände, alles hier schrie nach Renovierung. Die Aula war im Zweiten Weltkrieg zerbombt worden. Auch 30 Jahre später hatte man sie noch nicht wieder aufgebaut. Und das sollte die beste Schule Ost-Berlins sein?
Leseprobe
Die Familie wird bespitzelt und leidet unter Restriktionen. Vor allem der Vater muss ernüchtert feststellen, dass sein Bild von der DDR ein Trugbild war. Irgendwann wollen die Raufeisens nur noch zurück in ihre alte Heimat, nach Hannover. Sie stellen einen Ausreiseantrag, und damit beginnt ein schrecklicher Leidensweg, der für Thomas und seine Eltern im Gefängnis endet.
„Für mich war die ganze Zeit klar, dass der Verbrecher auf der anderen Seite sitzt“
Maja Nielsen erzählt gewohnt reduziert und zurückgenommen. Die Ich-Perspektive macht diese unglaubliche, wahre Geschichte nahbar und verständlich. Die Autorin hat viele Stunden mit Thomas Raufeisen gesprochen, auch über seine Zeit im Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen: „Für mich war das Schlimmste die Situation, dass ich eingesperrt bin und nicht weiß, was die mit mir vorhaben. Ich war völlig ausgeliefert und ich fühlte mich auch völlig fehl am Platz. Ich hatte ja keine Bank ausgeraubt, ich wollte mein Recht haben. Mein Recht, in meine Heimat zurückzukehren“, so Raufeisen.
Ausschnitte aus dem Gespräch zwischen Maja Nielsen und Thomas Raufeisen sind auf der Website des Gerstenberg Verlages zu sehen. Raufeisen arbeitet heute als Zeitzeuge und bietet Führungen durch das Gefängnis in Berlin-Hohenschönhausen an, wo er 14 Monate eingesperrt war. Dabei erzählt er auch, wie er diese schwere Zeit durchgehalten hat: „Für mich war die ganze Zeit in Haft und bei den Vernehmungen klar, dass der Verbrecher auf der anderen Seite sitzt und nicht hier, wo ich sitze. Das hat mich vielleicht auch durchhalten lassen.“
Ein packender Roman für Jugendliche ab 14
Auch Thomas‘ Eltern sitzen viele Jahre im Gefängnis, seinen Vater wird er nie wiedersehen…
Maja Nielsen erzählt in „Das falsche Leben“ eine atemberaubende, erschütternde Geschichte. Eine Geschichte über Verblendung, Mut und große Widerstandsfähigkeit. Absolut packend!
Das falsche Leben
von Maja Nielsen
- Seitenzahl:
- 192 Seiten
- Genre:
- Jugendbuch
- Verlag:
- Gerstenberg
- ISBN:
- 978-3-8369-6355-8
- Preis:
- 15 €
- Altersempfehlung:
- ab 14 Jahren