Sankt Augustin-Mülldorf. Der Chor Moving Voices feierte letzten Sonntag sein 20-jähriges Bestehen mit einem Konzert in „seiner“ Kirche Mariä Heimsuchung in Sankt Augustin-Mülldorf. Die Kirchenbänke waren voll besetzt. Einige Stühle wurden noch im Mittelgang dazu gestellt, bevor es los ging. Fünf Männer und 32 Frauen marschierten zu beiden Seiten ein, alle schwarz gekleidet mit einem roten Accessoire: meist einem Schal oder einer Fliege. Nach der Eröffnung mit dem Song „In Your Arms“ des Oslo Gospel Choir ergriff der musikalische Leiter Karsten Rentzsch das Wort. Er freute sich: „Schon zwei Mal hat der Chor hier ein Konzert veranstaltet, und die Kirche wird immer voller.“
„Stand By Me“ war nicht nur das Konzertmotto, so hieß auch das nächste Stück: 1961 war es ein großer Hit, 1986 dann nochmal und 1987 kam es ein weiteres Mal in die Top Ten der internationalen Hitparaden. Benjamin Earl Nelson hatte den Hit nach dem Song der Staples Singers, in dem es heißt „Oh Lord, Stand By Me“ geschrieben – ein Liebeslied. Das Gospellied „This Little Light Of Mine“ entstand schon in den 1920er Jahren. Die Chorsängerinnen und -sänger bewegten sich dazu und forderten zum Off-Beat-Klatschen auf, sie hatten keine Texte oder Noten in Händen – sie sangen alles auswendig. Nach diesem Lied, das keinen religiösen Ursprung hat, kam ein kleiner „Stilbruch“, nämlich das Kirchenlied aus dem Gotteslob: „Weil der Himmel bei uns wohnt – Wenn Glaube bei uns einzieht“.
Zum Jubiläum hatte der Chor sich etwas Besonderes einfallen lassen: Sie hatten die Siegtal Voices Merten eingeladen, „auf dem kleinen Dienstweg“, so meinte Karsten Rentzsch scherzhaft, denn er leitet auch die 16 Männer aus Merten an der Sieg bei Eitof. Sie traten ebenfalls in Schwarz auf, allerdings mit grünen und orangenen Krawatten, und sangen alles auswendig. „Every Breath You Take“ ist ein Lied der Band The Police aus dem Jahr 1983, das von Sting in der Karibik geschrieben wurde. Dann kamen zwei Songs von Herbert Grönemeyer, nämlich „Männer“ von 1984, damit der Moderator nichts über die Chorarbeit mit Männer erzählen musste, und als Kontrast „Der Weg“, ein Lied, das Grönemeyer 2002 seiner Frau widmete, die an den Folgen ihrer Brustkrebserkrankung starb. In der Coda a Cappella zeigte sich besonders die ausgewogene Stimmenaufteilung und es bewahrheitete sich, dass der Chor für seine Grönemeyer-Interpretationen das Kompliment bekommen hat, dass die Gäste endlich mal den Text verstanden. Füt ihr Kirchenkonzert am 16. November um 17 Uhr in Merten proben die Sänger „Nothing Else Mätters“ von Metallica und ließen den jetztigen Stand als „Weltpremiere“ schon einmal hören, zur Freude des Publikums.
Nach „Irgendwas bleibt“ von Silbermond aus dem Jahre 2009 kamen die Mitglieder von Moving Voices wieder von der Empore in den Altarraum. Sie hatten im Vorfeld überlegt, welche Songs sie in den letzten zwanzig Jahren immer begleitet haben. Das war unter anderem der „Earth Song“ von Michael Jackson, der schon 1995 entstand, aber heute immer noch bzw. wieder in die Zeit passt. Die Präsentation begann mit einem Rezitativ des deutschen Textes durch zwei Mitglieder. Danach sangen beide Chöre gemeinsam auf Englisch. Dabei unterstützen die Männer aus Merten die Sänger von Moving Voices. Ein beeindruckender Gesamtklang! Neu im Repertoire von Moving Voices war „Caravan of Love“, ein Appell zur Nächstenliebe; die A Cappella Interpretation von The Housemartins wurde 1986 ein Nummer 1 Hit der UK Charts. Wieder a cappella „Stand up“, der Song von Cynthia Erivo aus dem Film „Harriet“ von 2019.
Der Eintritt war frei, am Ausgang wurde aber gesammelt. Mitglieder des Chors erläuterten den Spendenzweck: für den Ambulanten Kinderhospizdienst Rhein-Sieg: Deutscher Kinderhospizverein e.V. Und andere Mitglieder sagten Danke, zuerst an Karsten Rentzsch, der sie mit den Augen dirigiert, weil er den Chor gleichzeitig am E-Piano begleitete, der sie immer gut gelaunt motiviert, auch schwierige Lieder einzustudieren und auswendig zu lernen: Er bekam eine Spardose – für Schwätzen in der Probe – und einen Smiley-Luftballon, dann an den Gastchor, der etwas flüssigen Proviant mitnehmen konnte, und an die Gemeinde Mariä Heimsuchung, die mittwochs um 20 Uhr auch ihr Pfarrheim für die Chorproben zur Verfügung stellt. Außerdem wurde ein rotes Herz für 20 Jahre gemeinsame Chorarbeit in der Kirche steigen gelassen.
Das Schlusslied „Angels Watching Over Me“ von Richard Smallwood von 1986 war ein schöner Abschluss des Konzertes. Der deutsche Text wurde wieder rezitiert, bevor der Chor den Gospel auf Englisch sang. Nach Standing Ovations und der Zugabe „Let Me Fly“ von Hans Christian Jochimsen mit allen Aktiven im Altarraum konnten alle frohgemut und voller Zuversicht nach Hause gehen oder fahren: „Let me fly way up high, Let me soar on wings like the eagle, On Your Holy Spirit.“