Die deutsche Nationalmannschaft hat sich nach dem desaströsen Auftritt in der Slowakei teilweise rehabilitiert – ein entscheidender Faktor beim 3:1 (1:1) am Sonntagabend (07.09.2025) beim WM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland war Joker Nadiem Amiri.
Serge Gnabry gelang in Köln in der 7. Minute der Führungstreffer, Isaac Price (34.) glich aus. Nach der Pause traf erst Joker Amiri (69.), kurz danach legte Florian Wirtz das 3:1 (72.) nach. Amiri sagte anschließend am Sportschau-Mikrofon: „Das sind Momente, von denen ich schon als kleiner Junge geträumt habe, einfach unbeschreiblich. Es war nicht leicht nach dem Spiel am Donnerstag, aber ich glaube, wir konnten der Mannschaft nach unserer Einwechslung nochmal einen Push geben.“
Nagelsmann lobte: „Wir sind gut reingekommen, dann war nach dem Gegentor Verunsicherung zu spüren, was aber normal ist. Wichtig war dann aber die Reaktion der Mannschaft nach der Pause, am Ende haben wir dann auch verdient gewonnen. Nachdem wir zuletzt wieder gefühl bei Null angekommen waren, sollten wir das jetzt als Startpunkt nehmen, um uns weiter nach vorn zu entwickeln.“
Kimmich lobt Gier und Griffigkeit
Kapitän Joshua Kimmich sagte der ARD: „Es ging darum, eine Reaktion zu zeigen, aber vor allem ging es um die drei Punkte. Nach dem 1:1 war es sicherlich keine gute Phase von uns, aber am Ende war das ein verdienter Sieg. Jeder von uns wusste, worum es geht, wir waren griffig und gierig.“
Gleich auf fünf Positionen hatte Julian Nagelsmann seine Startelf verändert und mit einem 3-4-2-1-System auch die Grundordnung neu justiert. Ohne Jonathan Tah, Leon Goretzka, Maximilian Mittelstädt, Angelo Stiller und Nnamdi Collins ging der Bundestrainer ins Rennen, dafür mit Waldemar Anton, Robin Koch, David Raum, Pascal Groß und Jamie Leweling.
Woltemade gewinnt den entscheidenden Zweikampf
Im Team verblieben waren die beiden Offensivkräfte Serge Gnabry und Nick Woltemade, was sich früh auszahlte: Nach einem Abschlag des nordirischen Keepers Bailey Peacock-Farrell ging das DFB-Team konsequent ins Pressing, Woltemade gewann gleich zwei wichtige Zweikämpfe und bugsierte die Kugel in den Lauf von Gnabry. Der Münchener setzte sich ebenfalls robust durch und schloss mit einem wunderbaren Lupfer ins linke Eck ab.
Serge Gnabry erzielt das 1:0 gegen Nordirland
In der Folge war das Bemühen der Deutschen erkennbar, den Ball schneller zirkulieren zu lassen als gegen die Slowakei und konsequenter bei den zweiten Bällen zu sein. Was allerdings auf der Strecke blieb, war das spielerische Element. Florian Wirtz tauchte phasenweise völlig ab, Woltemade wirkte mehrfach im Strafraum unbeholfen, auch Groß und Kimmich steuerten kaum etwas Brauchbares in der Offensive bei.
Rüdiger vertändelt, Gnabry passt nicht auf
Aus der vermeintlichen Spielkontrolle mit viel unproduktivem Ballbesitz entstand Selbstgefälligkeit. Schon beim Spielaufbau aus der Abwehr schlichen sich zunehmend Ungenauigkeiten ein, ein Patzer von Antonio Rüdiger in der 32. Minute erwies sich dann als folgenschwer. Bei der daraus folgenden Ecke ließ Gnabry seinen Gegenspieler Price laufen, der seinen Freiraum am zweiten Pfosten zu einem perfekten Volleyabschluss nutzte.
Nach dem 1:1 bekam das deutsche Spiel Phasen, die es auch am Donnerstag in Bratislava gegeben hatte. Jegliche Ordnung ging verloren, die Mannschaftsteile drifteten auseinander, die ballführenden Spieler bekamen kaum Angebote ihrer Kollegen – es wurde wild und chaotisch. Die Nordiren bemerkten die allgemeine Verunsicherung, gingen nun schon forsch am deutschen Strafraum ins Gegenpressing, nur Torchancen resultierten daraus nicht.
Anton trifft die Latte, Amiri schlägt zu
Auch im zweiten Durchgang hielt die Unordnung zunächst an, erst mit dem Doppelwechsel von Nagelsmann nach einer Stunde ging ein Ruck durch die Mannschaft. Amiri und der nachnominierte Maximilian Beier kamen für Gnabry und Woltemade, und vor allem Amiri war sofort auf Betriebstemperatur. Gleich zwei Gelbe Karten holte er in seinen ersten beiden Einsatzminuten heraus, und es gab auch endlich wieder Torszenen: Raum scheiterte nach einer Freistoßvariante an Peacock-Farrell, dann streifte ein Kopfball von Anton nach Raums Flanke die Latte.
Raum war dann auch der Wegbereiter der erneuten deutschen Führung. Seine Flanke war zwar für Beier gedacht, der verfehlte die Kugel, irritierte damit aber Peacock-Farrell – so dass der heranrauschende Amiri vollstrecken konnte.
Wirtz mit dem perfekten Freistoß
Drei Minuten später war der Mainzer erneut nur durch ein Foul zu bremsen, den anschließenden Freistoß zirkelte Wirtz aus 22 Metern genial ins linke Eck. Danach war der Widerstand der Nordiren weitgehend gebrochen, das DFB-Team transportierte die Führung ohne großen Glanz, aber zumindest in der letzten Viertelstunde souverän über die Ziellinie. Die Zuschauer in Köln applaudierten der Mannschaft am Ende – zur Pause hatte es noch ein deutlich hörbares Pfeifkonzert gegeben.
Weiter geht es für die Deutschen nun am 10. Oktober gegen Luxemburg und drei Tage später in Nordirland. Das möglicherweise entscheidende Spiel um den Gruppensieg steigt am 17. November in Leipzig gegen die Slowaken, die am Sonntagabend mit ganz viel Mühe ein 1:0 gegen Luxemburg zustande brachten.