Die deutsche Autoindustrie meldet sich zurück. Bei der Weltmesse IAA in München will die Leitbranche in dieser Woche mit einer Innovations- und Produktoffensive in der E-Mobilität den Angriff vieler neuer Wettbewerber aus China parieren und wieder in die Offensive kommen. Schon vor der offiziellen Eröffnung der Messe durch Kanzler Friedrich Merz (CDU) am Dienstagvormittag, haben die Premiumhersteller Mercedes und BMW versucht, die internationale Bühne mit der Präsentation ihres jeweils wichtigsten neuen Autos ganz für sich zu nutzen.

Vor allem Mercedes steckt derzeit in der Krise. Der Gewinn brach im ersten Halbjahr um mehr als die Hälfte auf 2,7 Milliarden Euro ein, der Absatz der E-Autos mit dem Stern lahmt. Am Sonntagabend stellte der Stuttgarter Autobauer in München ein vollelektrisches SUV auf der Basis seines Bestsellers GLC vor, das helfen soll, die Verkaufszahlen schnell nach oben zu drehen. Bereits am Freitag hatte der Münchner Rivale BMW mit dem iX3 seinen neuen Hoffnungsträger aus der gleichen Fahrzeugklasse präsentiert. Beide Hersteller setzen sehr stark auf Verbesserungen bei Reichweite und Ladezeit und hoffen damit bei ihren Einstiegsmodellen auf schnelle Erfolge im Markt

Volkswagen bringt 2026 E-Autos für den Massenmarkt

Auch Volkswagen setzt darauf, dass der Absatz von E-Autos künftig auch in der Breite an Schwung gewinnt. Mit 19 Prozent war fast jeder fünfte Neuwagen im August ein Batterie-Fahrzeug, teilte das Kraftfahrt-Bundesamt jüngst mit. Allerdings ist der Trend bislang stark von der steuerlichen Förderung von Dienstwagen und hohen Herstellerrabatten getragen. Doch mit sinkenden Preisen dürfte sich das ändern.

Volkswagen zeigt auf der IAA unter anderem eine seriennahe Studie für ein vollelektrisches Kompakt-SUV, das bereits im kommenden Jahr auf den Markt kommen soll. Zudem hat der Konzern bekannt gegeben, künftig auch bei neuen E-Autos an die Namen der Millionenseller aus dem Verbrennerbereich anknüpfen zu wollen. Den Auftakt dazu macht der ID.Polo, der als erschwingliches E-Auto ab 2026 zu kaufen sein soll.

Der Druck auf die Branche ist enorm. Auf dem wichtigsten Automarkt der Welt, in China, ist von der starken Stellung der deutschen Konzerne nicht mehr viel geblieben. Neue Hersteller haben mit überlegener Technik, schnelleren Innovationszyklen und günstigeren Kosten den Markt aufgerollt. Die etablierten Schwergewichte der Branche haben auf diese Herausforderung zu zögerlich reagiert. China hat aber auch dank harter Industriepolitik mittlerweile eine dominierende Stellung in der Batterietechnik. Nach einer aktuellen Untersuchung der Unternehmensberatung Deloitte kommen 70 Prozent der weltweit hergestellten E-Autobatterien aus China. Der Energiespeicher ist in der Regel die teuerste Komponente der Fahrzeuge.

Absatz von E-Autos dürfte weiter anziehen

Stefan Bratzel, Gründer und Direktor des Forschungsinstituts Center of Automotive Management, sieht die Branche vor tiefgreifenden Umbrüchen: „Zu der ungünstigen Kombination aus hohen Transformationskosten und der Schwäche in China kommen für die deutschen Hersteller nun noch neue Zölle und hohe Kosten für den Abbau der Belegschaften.“ Nach Betzels Berechnungen sank der durchschnittliche Gewinn pro Fahrzeug im ersten Halbjahr 2025 um über 40 Prozent auf zuletzt noch 1700 Euro. Besonders hart war der Einbruch bei dieser Momentaufnahme für Mercedes, wo die entsprechenden Werte von 8200 auf 4000 Euro eingebrochen sind.

Aus der Politik mehren sich die Stimmen, die Industrie bei der Transformation noch stärker zu unterstützen. Kanzler Merz will zu einem Autogipfel einladen. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat am Sonntag in einem Zehn-Punkte-Plan unter anderem seine Forderung nach einer Abkehr vom Verbrennerverbot in der EU ab 20235 bekräftigt. Zudem fordert er weniger strenge CO₂-Einsparziele für die Branche.

  • Matthias Zimmermann

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