Träumen darf man ja. Und vor einigen Jahren wäre so ein Traum durchaus noch im Bereich des Machbaren gewesen. Damals, als die Baupreise noch nicht in utopische Höhen abgehoben waren. Doch die Baupreisentwicklung macht jetzt einem besonderen Connewitzer Traum einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. 2020 war der Traum noch möglich. Damals beantragte die Linksfraktion, die Stadt möge prüfen, ob die alten Schuppen am S-Bahnhof Connewitz für kulturelle Nutzungen geeignet sein könnten.

Beschlossen wurde dieser Prüfauftrag damals in der geänderten Fassung der Grünen.

Dann dauerte es ein paar Jahre, bis die Stadt mit der Deutschen Bahn endlich den Kauf der Flächen für den P+R-Platz besiegeln konnte. Und damit wurde natürlich der Auftrag von 2020 aktuell. Und die Stadträtin der Linken Juliane Nagel wollte nun wissen, ob die Stadt tatsächlich geprüft hat und was dabei herausgekommen ist.

„Im Jahr 2024 wurden die Flächen am S-Bahnhof Connewitz, die der Herstellung eines P+R-Platzes dienen sollen, von der Stadt durch die Bahn erworben“, erklärte sie in ihrer Anfrage. „Für die Grundstücksteilflächen des ehemaligen Güterschuppens mit Laderampe ist gemäß Beschluss VII-A-00941-NF-02-ÄA-01 eine Prüfung zur Ermöglichung kultureller Nutzung vorgesehen. Diese Prüfung sollte inzwischen abgeschlossen sein.“

Das ist sie auch, teilt das Amt für Wirtschaftsförderung in seiner Antwort mit. Nur: Das Ergebnis ist dann mehr als ernüchternd.

1,3 Millionen Euro, die die Stadt nicht hat

„Die Prüfung zur kulturellen Nutzung des Güterschuppens am S-Bahnhof Connewitz erfolgte nach Abschluss des Kaufvertrags, gemäß Stadtratsbeschluss (VII-DS-09527 Grunderwerb zur Herstellung eines P+R-Platzes am S-Bahnhof Connewitz). Das Kulturamt und das Amt für Wirtschaftsförderung haben gemeinsam eine Machbarkeitsstudie beauftragt“, teilt das Amt für Wirtschaftsförderung mit.

Dabei wurden Nutzungsmöglichkeiten wie Künstlerateliers, Bandprobenräume, ein Veranstaltungsraum (für 50–99 Personen), Gastronomie mit Freisitz und Mischnutzungen als Varianten untersucht. „Ebenso enthält die Studie eine Grobschätzung der Sanierungskosten unter Berücksichtigung des Denkmalschutzes sowie der Infrastruktur (z. B. Stellplätze, Medienanschlüsse, Heizung, Sanitär)“, zählt die Antwort der Stadt auf.

„Teil der Studie waren auch eine Schallimmissionsprognose, ein Holzschutzgutachten, eine statische Einschätzung und eine Ertragswertrechnung mit marktüblichen Mieten.“

Aber wie das so ist mit der kulturellen Nutzung alter Gebäude: „Eine (kulturelle) Nutzung ist nur mit erheblichem finanziellem Aufwand möglich. Durch den schlechten Zustand des Gebäudes und die Vorgaben des Denkmalschutzes wird die Herrichtung aufwendig und teuer, unabhängig von der späteren Nutzung. Der Aufwand wird über alle Varianten hinweg auf mindestens 1,3 Mio. EUR geschätzt. Es stellt sich die Frage, ob ein potenzieller Vorhabenträger bei diesem Investment eine eigenwirtschaftliche Nutzung entwickeln kann.“

Außerdem seien die Räume für größere Veranstaltungen zu klein und ab 22 Uhr dürfte es keinen Außenlärm mehr geben, weil die Wohnbebauung zu nah ist. Da sind dann auch die Möglichkeiten, hier kommerziell Geld zu verdienen, drastisch eingeschränkt.

Die Stadt setzt auf Konzeptverfahren

Und die Stadt selbst mit ihrem noch immer nicht genehmigten Haushalt hat längst keine Möglichkeiten mehr, so ein Projekt zu unterstützen. „Eine dauerhafte kommunale Förderung wird ausgeschlossen. Im Stadtbezirk Süd gibt es bereits zahlreiche geförderte Veranstaltungsräume, wie Werk 2, Haus Steinstraße und Conne Island“, heißt es in der Antwort aus dem Amt für Wirtschaftsförderung.

„Die Verwaltung schlägt daher vor, den Grundstücksteil mit dem Güterschuppen (gemäß Lageplan aktuelle Flurstücke 532/32 und 532/33 der Gemarkung Connewitz sowie 72/5 der Gemarkung Lößnig) zu verkaufen. Die Verwaltung schlägt ein Konzeptverfahren vor. Das Konzeptverfahren ist offen für alle Nutzungsmodelle, auch für kulturelle – allerdings nur bei wirtschaftlich eigenständigem Betrieb. Derzeit wird ein Kriterienkatalog erarbeitet. Ein kultureller Mehrwert wird als Bewertungskriterium berücksichtigt.“

Und weil das Ganze als kulturelles Projekt der Stadt schlicht unbezahlbar ist, habe man natürlich keine kulturellen Initiativen und Akteure des Stadtviertels einbezogen, um mögliche Nutzungs- und Bewirtschaftungsszenarien zu entwickeln.

Stattdessen möchte die Stadt gern das Konzeptverfahren starten. „Dieses startet planmäßig mit der Veröffentlichung des Exposés im Oktober 2025. Der Bewerbungszeitraum soll sechs Wochen umfassen. Nach der Bewertung der eingereichten Konzepte sowie der Vorlage in den entsprechenden Gremien kann der Eigentumsübergang erfolgen. Dies wird für das 2. Halbjahr 2026 angestrebt.“

Gleichzeitig teilt das Amt für Wirtschaftsförderung mit, dass die Stadt bisher auch kein Geld in die Ertüchtigung der Gebäude investiert habe. Und auch die Herrichtung des Park-and-Ride-Platzes wird nicht in den nächsten zwei Jahren erfolgen.

„Allerdings wurde die Maßnahme nicht priorisiert und daher nicht in den Haushalt 2025/26 aufgenommen. Das Projekt ruht momentan. Aufgrund der angespannten Haushaltslage kann das Mobilitäts- und Tiefbauamt aktuell keinen Termin für einen möglichen Bearbeitungsstart nennen. Eine zukünftige Planung wird den Stand der Entwicklung der übrigen Flächen und Gebäude berücksichtigen, sodass eine sinnvolle Gesamtanlage entsteht.“