Vieles ist aus unserem Alltag kaum mehr wegzudenken. Hier sind einige der bekanntesten Beispiele.

Heutiger Hauptsitz von Bayer ist zwar Leverkusen, doch die Geschichte des Chemie- und Pharmakonzerns begann in Wuppertal. Wohl noch bekannter als das Unternehmen selbst ist sein weltweit erfolgreiches Produkt Aspirin. Der Chemiker Felix Hoffmann hatte das Kopfschmerzmittel 1897 entwickelt, indem er erstmals Acetylsalicylsäure synthetisierte. 1899 brachte Bayer das Produkt unter dem Namen Aspirin auf den Markt. „Heute sagt fast niemand: ‚Gib mir bitte eine Kopfschmerztablette‘, sondern ‚Gib mir eine Aspirin‘“, sagt Christine Volkmann von der Bergischen Universität Wuppertal, Unesco-Lehrstuhl für Entrepreneurship und interkulturelles Management.

Hoffmann war auch an der Entwicklung von Heroin beteiligt. Bayer entwickelte ein Verfahren zur Synthese von Diacetylmorphin und ließ sich 1898 den Markennamen Heroin schützen. Das vermeintlich harmlose Wundermittel gegen so ziemlich alle Beschwerden verkaufte Bayer noch bis 1931 – das schnell abhängig machende Mittel ist längst verboten.

Eine weitere Erfindung, die aus unseren Wohnungen und Häusern kaum wegzudenken ist, ist die Raufasertapete. Das Wuppertaler Unternehmen Erfurt & Sohn entwickelte die „Raufaser“ 1864 zunächst als Dekorationspapier für Schaufenster. Im Laufe der Zeit setzte sich die Raufaser auch als Tapete bei der Innenraumgestaltung durch.

Die Erfindung des Reißverschlusses führt hingegen zurück bis ins 19. Jahrhundert in die USA. Später fertigte der schwedisch-amerikanische Ingenieur und Erfinder Gideon Sundbäck ein Modell an, das allerdings noch nicht genug ausgereift war, um es in Serie herzustellen. Doch auch Wuppertal hat seinen beträchtlichen Einfluss. 1923 erwarb ein Schweizer Unternehmer namens Martin Othmar Winterhalter die europäischen Rechte an dem Patent für 100 000 Franken. Er gründete das Unternehmen Riri („Rille“ und „Rippe“) in Halle an der Saale, die industrielle Serienproduktion begann allerdings in Barmen, wie Christine Volkmann erklärt. Winterhalter verlegte den Produktionsstandort hierher, weil Barmen Zentrum der Textilindustrie war.

Auch das Eisengarn ist eine Erfindung aus Wuppertal. Anders als der Name vermuten lässt, enthält Eisengarn kein Eisen. Es handelt sich um mehrfach gezwirntes Baumwollgarn, das häufig für die Bespannung sogenannter Stahlrohrmöbel, vor allem aus der Bauhaus-Epoche, eingesetzt wurde und unter anderem auch bei der Herstellung von Futterstoffen oder in der Kabelindustrie zum Einsatz kommt. Entwickelt wurde es Mitte des 19. Jahrhunderts in Barmen, wo es zum wirtschaftlichen Aufschwung der Bandwebereien beitrug. Das Material gilt als äußerst strapazierfähig.

Zwar kommt Wellblech ursprünglich aus England, doch der Barmer Carl Ludwig Wesenfeld trug mit seinem Trägerwellblech zur weltweiten Verbreitung und Anwendung von Wellblech als Baustoff und im Maschinenbau bei.

Im Haushalt gehört der „Kobold“ zu den Klassikern deutscher Staubsauger. Das Unternehmen Vorwerk hat das Ur-Modell in den Jahren 1929 und 1930 erstmals entwickelt – damit ist er etwa so alt wie die Stadt Wuppertal selbst. Aus einem Grammophon-Motor hat man den tragbaren Staubsauger entwickelt. Gegenüber den damaligen Alternativen galt der „Kobold“ als besonders handlich.

Innovationsstandort Wuppertal: Gegenwart und Zukunft

Wuppertal war einst Zentrum der Industrialisierung und Textilindustrie – und heute? „Der Erfindungsreichtum kommt nicht von ungefähr“, schreibt die Wirtschaftsförderung der Stadt auf ihrer Website. „Wuppertal hat sich vom traditionsreichen Ort der Frühindustrialisierung zum modernen Wirtschaftsstandort gewandelt, wo Zukunftsthemen angepackt werden wie Kreislaufwirtschaft (Circular Valley), Mobilität der Zukunft oder Smart City Anwendungen.“

Will eine Stadt Standort für Innovationen sein, muss sie dabei einige Voraussetzungen erfüllen, sagt Christine Volkmann. Neben einer Universität und entsprechenden Forschungseinrichtungen braucht es auch eine gute Anbindung, sowohl im Verkehr als auch digital, starke Unternehmen und – hier sieht Volkmann Wuppertal gut aufgestellt – viel Netzwerkarbeit zwischen allen Akteuren. Auch wichtig seien Förderstrukturen und eine „Innovationskultur“ wichtig, in der Scheitern erlaubt ist. „Woran wir scheitern, ist das Image der Stadt“, sagt Volkmann. „Aber Wuppertal ist besser als sein Ruf. Wir haben hier wirklich viel zu bieten.“ Zudem stehe man als Standort in Konkurrenz mit den Metropolen der Region. Mit seinen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und vielen Erfolgsgeschichten könne Wuppertal durchaus mehr für sich werben, findet Volkmann.

Ob Student, Absolvent oder Mitarbeiter: Für potenzielle Gründer an der Bergischen Universität gibt es Unterstützung vom Start-up Center, das schon innovative Projekte betreut hat oder weiterhin betreut, erzählt Volkmann: Experial entwickelt digitale Zwillinge von Zielgruppen. Save the Grain will Ernteverluste in Subsahara-Afrika reduzieren und setzt dafür auf einen energieunabhängigen Solartrockner. PrepXpert entwickelt ein Laborgerät, das unsichtbare Schadstoffe in Wasser, Böden und Luft sichtbar macht. „Die Start-ups haben Förderungen und zum Teil bereits auch Auszeichnungen erhalten“, so Volkmann. Weitere Informationen und Erfolgsgeschichten im Internet unter