Es riecht schon regelrecht neu am Schacht 2 der Zeche Hugo. Das neue, alte Prunkstück der Gesamtschau, die sich hier ganz tief in die lokale Bergbauvergangenheit hineinwühlt, ist mal eben 86 Tonnen schwer und mit einem 100-Tonnen-Kran auf seinen Platz im offenen Eingangsbereich gehievt worden. Die riesige Abbau-Schrämmwalze hat im Betrieb locker vier bis fünf Meter dicke Gesteinsschichten weggeraspelt. Dazu strahlt diese Gabe an das Museum am Brößweg nun auch wieder in der Signalfarbe, und die riecht eben noch neu. „Eigentlich ist es ein Honigton, aber original heißt das Eickhoff-Gelb“ verrät Klaus Herzmanatus, Geschäftsführer im ehrenamtlichen Trägerverein Hugo Schacht 2.
Der Pütt in Buer putzt sich heraus
Seine Truppe von rund 30 äußerst aktiven Helfern, von denen aber die Hälfte nie direkt mit dem Bergbau zu tun hatte, putzt den Pütt im Gelsenkirchener Norden für den traditionellen „Tag des Denkmals“ am 14. September heraus. Und damit sich die Sammlung auf Hugo von dem unterscheidet, was im Deutschen Bergbaumuseum in Bochum geboten wird, werden hier wieder einzigartige Stücke geboten. Übrigens auch in der „Schatzkammer“ mit ihrem reichen Fundus an speziellen Trikots, alle mit eigener Geschichte. Und damit auch nicht in Konkurrenz zum Museum in der Schalke-Arena.
Fürs Auge wird viel geboten auf Hugo in Gelsenkirchen, wie diese 85-Tonnen-Schrämmwalze.
© FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Fast unscheinbar in einer Vitrine ist da die wohl einzige erhaltene Wetterlampe zu sehen, die noch auf Hugo untertage war, ist Herzmanatus sicher. Daneben liegen Münzen aus der Inflationszeit vor gut 100 Jahren, damals legitimes Zahlungsmittel rund um die Zeche. Die Fußballtrikots, die schon fast alle Wände einnehmen, werden nach und nach in stabilen Holzrahmen neu gefasst. Die Vereinsmitglieder haben ständig zu tun, und dabei müssen sie nicht nach Arbeit suchen.
Bergbaustrecke gibt Einblicke
Im Außengelände haben sie eine Bergbaustrecke aufgebaut, um anschaulich den Betrieb im Stollen wiederzugeben. „Viele wollen sich einfach an der Kohle schmutzig machen oder den Abbauhammer fürs Foto halten“, erzählt Herzmanatus grinsend, „da kriegt man einen Eindruck von der Maloche“. Jeweils rund 3000 Besucher waren es in den beiden Vorjahren.
Klaus Herzmanatus zeigt zufrieden die riesigen Stempel, die sich auch nach 20 Jahren Stillstand wieder in Betrieb nehmen ließen.
© FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Und diesmal werden nicht nur Führungen, Ausstellungen und etwas Kunst und Kunsthandwerk geboten. „Es kommt eine Band, die im Stil von Creedence Clearwater Revival spielt“, lockt Herzmanatus, „auch der Bildhauer mit seinen großen Holzskulpturen aus dem letzten Jahr hat sofort zugesagt“. Dazu gibt es einen Souvenirstand, den „Ruhrpott-Whisky“, Gegrilltes, Getränke und selbstgebackenen Kuchen.
Ständig kommen Stücke dazu
Was wohl keiner der Besucher ahnt, macht Herzmanatus ernst und stolz auf Helfer, Spender und unzählige Freunde und Unterstützer: „Ab 2003 begann der Kampf zur Erhaltung von Schacht 2, 2006 haben wir den Vertrag unterschrieben und die Zeche übernommen, und seitdem ist hier eine runde Million Euro investiert worden – ohne irgendwelche Fördergelder. Allein der Betrieb ohne alles kostet rund 16.000 Euro pro Jahr.“ Und es kommen ständig Ausstellungsstücke dazu.
Die Bergbaustrecke im Eingangsbereich erlaubt auch über Tage einen Blick in die Welt unter Tage.
© FUNKE Foto Services | Frank Oppitz
Gleich vier ehemalige Gelsenkirchener Zechen laden am Sonntag ein, neben Hugo auch Consolidation, Nordstern und Westerholt, dazu drei Kirchen, (Bleckkirche, Christuskirche am Trinenkamp und St. Michael an der Valentinstraße), der Rathausturm in Buer, die Freimaurerloge an der Munckelstraße, Haus Reichstein in Ückendorf, das Sparkassengebäude, An der Rennbahn 2, die NS-Dokumentationsstätte an der Cranger Straße 233, die Glückauf-Kampfbahn, die ehemalige Königlich-preußische Kleinkinderschule, heute Kita Niefeldstraße, der Stadtgarten und die Villa an der Hochstraße 66.
Gelsenkirchen zeigt seine Geschichte(n)
Motto ist „Wert-voll: unbezahlbar oder unersetzlich?“ am „Tag des Denkmals 2025“. In Gelsenkirchen lohnt sich eine regelrechte Stadtrundfahrt, immerhin beteiligen sich 16 Stationen an der Aktion. Zwischen 5000 und 7000 Denkmale öffnen inzwischen bundesweit jährlich ihre Türen in rund 2000 Städten und Gemeinden am zweiten Septemberwochenende. Mehr zur Idee und zum Programm auch im Internet: https://www.tag-des-offenen-denkmals.de/programm/