Stand: 08.09.2025 16:55 Uhr
Caroline Wahl schlägt derzeit eine heftige Kritikwelle entgegen. So wird ihr unter anderem vorgeworfen, es sei ihr Ziel mit Geschichten über Armut reich zu werden. Für die Autorin ist es bezeichnend, dass das aufkocht, während „Die Assistentin'“ erscheint, ein Roman, der von patriarchalen Machtstrukturen erzählt.
Einen raketenartigen Erfolg wie den von Caroline Wahl gibt es nur sehr selten in der Buchbranche: drei Jahre, drei Bücher und eine Buchverfilmung. Das ist nicht Alltag und lockt Kritiker hervor. Ihr Debüt-Roman „22 Bahnen“ landet auf Anhieb in den Bestsellerlisten. Auch ihr darauf folgender Roman „Windstärke 17“ trifft bei vielen Leserinnen und Lesern den Nerv der Zeit und auf große Begeisterung. Allerdings steigt mit der Begeisterung auch die Zahl ihrer Kritiker.
Ihr neues Buch „Die Assistentin“ knüpft im Feuilleton nicht an die Begeisterung der ersten beiden Bücher an. Und im Umfeld der Filmpremiere „22 Bahnen“ kommt immer mehr Unverständnis auf Social Media auf, wie Wahl mit dem Thema Armut in ihren Werken umgeht. So werfen Kritiker unter anderem auf Instagram und der Bücher-Plattform „Goodreads“ der in Kiel lebenden Autorin vor, als Tochter einer Lehrerin und eines Chirurgen die Perspektive eines „Rich Girls“ zu haben und nicht wirklich in der Lage zu sein, die Realität von Armut nachzuvollziehen. Andere verteidigen sie, dass es in „22 Bahnen“ gar nicht primär um Armut gehe, sondern um eine Frau in einem moralischen Dilemma.
Nach anfänglicher Zurückhaltung antwortet Caroline Wahl per Instagram: „Dass mir in einem Reel vorgeworfen wird, es sei mein Ziel mit Geschichten über Armut reich zu werden (wtf?!?!), oder dass witzige Memes zum grausamen, unerträglichen, von mir selbst eingesprochenen Hörbuch erstellt werden, damit habe ich nicht gerechnet.“ Daneben gibt es auch noch zahlreiche Kommentare über Caroline Wahls Frisur und Aussehen.
„Jeder hat auf einmal eine Meinung zu mir“
Stillhalten ist nicht der Weg von Caroline Wahl. „Ich fand es am Anfang befremdlich, dass jeder auf einmal eine Meinung zu mir hat“, erzählte Caroline Wahl vor Roman Nummer drei und der Filmpremiere im Podcast Deutschland3000. Bei einer Lesung in Rostock am Sonntag wird deutlich, dass sie die Kritik stark beschäftigt. „Ich dachte immer, ich habe ein dickes Fell, aber ich merke, dass ich die persönliche Kritik nicht so leicht wegstecke.“ Für die Autorin ist es bezeichnend, „dass das alles gerade aufkocht, zu dem Zeitpunkt, in dem ‚Die Assistentin‘ erscheint, ein Roman, in dem ich vom patriarchalen Machtmissbrauch in der Verlagsbranche erzähle.“
„Den Hype machen andere“
Rückdeckung bekommt sie aus ihrer Community und von eat.READ.sleep.-Host Katharina Mahrenholtz. Diese findet die Kritik an der Person Caroline Wahl völlig unangemessen: „Eine deutsche Autorin macht vor ihrem 30. Geburtstag – mutmaßlich – ihre erste Million. Sie kauft sich ein Cabrio und trägt auffällige Klamotten. Sie haut ein paar Sprüche raus. Und alle so: Skandal! Macht euch mal locker.“ Und weiter meint die Bücherexpertin: „Bill Kaulitz hat ein Haus für zweieinhalb Millionen, jettet erste Klasse um die Welt und spricht jede Woche in einem Podcast darüber. Da regt sich niemand darüber auf. Übrigens macht Caro Wahl keinen Hype um ihre Person, den Hype machen andere.“
Caroline Wahls heiß erwarteter Roman überzeugt mit kraftvollem Stil, verliert aber durch umständliches Erzählen an Spannung.
Der Film ist schön anzusehen, aber die Mischung aus Sozialdrama und Kleinstadtmärchen geht leider nicht ganz auf, wie Filmkritiker Alexander Soyez meint.
Der neue Roman der in Kiel wohnenden Autorin heißt „Die Assistentin“. Er zeigt: Machtmissbrauch hat viele Gesichter – auch ohne MeToo. Ein Gespräch mit Podcast-Host Eva Schulz.