Auf Instagram tauchte die Tage ein rotes Herz im Emoji-Stil auf, mit Kulleraugen, kleinen gelben Händen, dazu der Text: „Interflux – eröffnet im Oktober. Die Unterführung an der U-Bahnhaltestelle Rathaus in Stuttgart wird künstlerisch bespielt“. Hurra! Es tut sich endlich was. Hinter dem neuen Kulturprojekt stecken Stadträtin Sara Dahme und Ninette Sander vom White Noise. Zusammen mit einem Team aus Kulturschaffenden bespielen sie nach langer Planung ab 18. Oktober mit einem bunten Programm die Rathaushauspassage. Mehrere Pop-Up-Events hatten in der Vergangenheit schon dafür vorgelegt.

Geplant ist das Projekt nun für drei bis fünf Jahre. Je nachdem wie lange der Ort noch bestehen bleibt, bevor die Komplettsanierung erfolgt, erzählt uns Dahme. Weshalb hier etwas passieren muss, dürfte allen klar sein, denn die Rathauspassage mutet seit langer Zeit verwahrlost an und gehört zu den unschönsten Orten in der Innenstadt. Schon lange ist sie ein Politikum.

„Die größte Toilette der Stadt“

„Die Idee dazu entstand schon vor drei Jahren.“ erzählt Dahme, die seither auf die missliche Lage des Ortes hinweist. „Es ist eine Haltestelle, die so zentral gelegen ist, die Innenstadt mit der Leonhardsvorstadt verbindet, und dann ist das der schlimmste Ort den in kenne, oder anders gesagt: die größte Toilette der Stadt“. Zumindest dürfte es einer der schlimmeren Schandflecken Stuttgarts sein. Dort gibt es ein Tauben- und Drogenproblem, und manchmal fühle man sich dort auch einfach nicht sicher, sagte Dahme schon in früheren Berichten.

Also haben Ninette Sander, die sich mit dem White Noise in direkter Nachbarschaft befindet, und sie, die bis 2023 den Kultur-Kiosk betrieben hatte, ein Konzept entwickelt und sich für die Förderung „Kunst im öffentlichen Raum“ (KiöR) beworben und den Zuschlag bekommen. Zusätzlich wird das Projekt durch die Stadt Stuttgart und dem Bezirksbeirat Mitte unterstützt.

KiöR unterstützt Kunstprojekte im urbanen Raum, sodass Künstler:innen das Leben in der Stadt mitgestalten können und so Teilhabemöglichkeiten schafft. Dahme und Sander arbeiten schon länger in Abstimmung mit dem Vermieter des Gebäudes, der Hines Immobilien GmbH, der SSB und dem Tiefbauamt an der Umsetzung.

„Unser Gedanke war es, ein Zeichen zu setzen und den Menschen zu zeigen, was Kunst im öffentlichen Raum bewirken kann, und dass es möglich ist, damit Orte zu verändern.“

Boulder-Elemente, Performances und Interventionen

Gesagt, getan. Freuen können wir uns auf eine Mischung aus fest installierten Kunstwerken und temporären Projekten, daher auch der Name „Interflux“, etwas, das in Bewegung ist. Zu sehen sein werden Performances und künstlerische Interventionen, aber auch Boulder-Module wird es geben, „damit der Ort auch richtig genutzt werden kann“, sagt Dahme. Eine Selfie-Wand mit rotem Teppich ist geplant, also Dinge, die Spaß machen, freundlich und einladend wirken. Hinzu kommen kleinere künstlerische Elemente, die man erst auf den zweiten Blick wahrnimmt.

„Wir hoffen, dass sich ganz unterschiedliche Menschen, die dort durchlaufen, ein- und aussteigen, angesprochen fühlen und Lust haben, Sachen zu entdecken“, so Dahme.

Die größten Herausforderungen – nämlich die zahlreichen Absprachen und Genehmigungen, die mit dem Projekt verbunden waren – sind nun erst mal überstanden, und natürlich freuen sich die beiden Veranstalterinnen auf den Starttermin. Zum Auftakt zeigen die Künstler:innen Justyna Koeke, János Brückner, Tschaggi, Ivan Syrov und Lea Rossatti Arbeiten, die sich mit dem Ort, seinen Gegensätzen und seiner Atmosphäre beschäftigen. Wir dürfen uns also auf spannende neue Kunst freuen und kurz mal überlegen, welchen Orten in der City eine solche Generalüberholung auch noch guttun würde.

Interflux, Rathauspassage, Stuttgart-Mitte, 18.10.