Winfried Freudenberg war nicht tot, aber möglicherweise bewusstlos. Der Ballon trieb Richtung West-Berlin. Von zwei Uhr bis 7.30 Uhr morgens war der Ballon in der Luft. Er stieg viel höher als der damals 32-Jährige geplant hatte – wohl auf bis zu 5.000 Meter. Dort herrschten an diesem Tag etwa 20 Grad Minus. Freudenberg hatte nur Hemd und Hose an.

„Und dann ist er in Luftschichten reingekommen, was nicht mehr vorgesehen war“, sagt sein Bruder Reinhold Freudenberg. „Kalt, zu kalt, zu lange in der Luft.“ Er möchte nicht nachempfinden, was nach dem Stromschlag, der langen Zeit auf einem Besenstiel und bei eiskalten Temperaturen passiert ist.

Geplant für 30 Minuten – wie die Ballonflucht tödlich endete

„Aus heutiger Sicht kann ich mir das auch überhaupt gar nicht mehr vorstellen, dass ich mir das überhaupt zugetraut habe“, betont Sabine Freudenberg. Die Aktion war deutlich kürzer geplant.

„Hoch, rüber, runter. Das sollte maximal eine halbe Stunde dauern. So war die Vorstellung und das wäre noch machbar gewesen.“

Winfried Freudenberg hatte eigentlich Haltegurte am Ballon. Möglicherweise konnte er sich durch den überstürzten Aufbruch nicht ausreichend sichern. Nach mehr als fünf Stunden in der Luft stürzte er über West-Berlin in Zehlendorf ab und starb. Der Ballon landete 500 Meter weiter in einem Baum.

Verhaftung, Gefängnis und Mauerfall – das Schicksal von Sabine Freudenberg

Seine Ehefrau wurde in Ost-Berlin verhaftet und als Mittäterin bestraft. In der Haft sei sie glücklicherweise immer mit anderen Frauen zusammen gewesen. „Das hat mir sehr geholfen, und natürlich, dass ich meine Routinen hatte.“ Sie habe sich in der Zelle etwa mit Gymnastik fit gehalten. Wenige Monate später fiel die Mauer. Sabine Freudenberg konnte in Chemie promovieren und arbeitete viele Jahre als Wissenschaftlerin. Sie heißt heute Dr. Sabine Kapelle und ist selbstständige Lebensberaterin, die Menschen mit traumatischen Erfahrungen hilft, Auswege aus schwierigen psychischen Situationen zu finden.