In Peru aufgewachsen, in Deutschland zuhause
„Ich koche gern peruanisch. Vor Jahren habe ich eine Chilipaste mitgebracht, die man hier nicht bekommt. Ich habe so lange auf den besonderen Anlass gewartet, sie einzusetzen, dass sie letztlich abgelaufen war“, sagt Chef Rolando Ventura und lacht. Der gebürtige Peruaner ist in der Hauptstadt Lima aufgewachsen und kam 1999 nach Deutschland, um eine Ausbildung als Gärtner zu machen. Später arbeitete Ventura in Naturkostläden, aber auch im Veranstaltungsbereich. „So habe ich viele Latinos kennengelernt“, sagt er. Sie aber auch er selbst vermissten das Essen ihrer Heimatländer.
All diese Faktoren gaben den Ausschlag, sein Spezialitätengeschäft zu eröffnen. Anfangs hatte Ventura eine Ecke in einem Naturkostladen, dann ein 16 Quadratmeter kleines Geschäft in der Königstraße, bevor er 2019 in die Gloria-Passage umzog. „Das war ein großes Glück. Der Eigentümerin gefiel das Konzept und die Kunden waren auch begeistert aufgrund der guten Lage“, sagt er.
Viele Kunden aus Südamerika kaufen Mate-Tee Traditioneller Mate-Tee ist bei vielen Kunden aus Südamerika besonders beliebt. Foto: imago/Depositphotos
Gut zwei Drittel der Kundschaft seien Latinos. „Viele kommen wegen unserer großen Auswahl Yerba Mate.“ Der anregende Mate-Tee wird besonders in Argentinien, Paraguay, Uruguay und im Süden Brasiliens getrunken. Aber auch die Chilis in allen Schärfegraden und zahlreiche pikante Soßen seien nachgefragt, weiß der 46-Jährige.
Das Sortiment wechselt teilweise, je nach Jahreszeit und Verfügbarkeit. Laut Ventura ist vieles in Europa schwer zu bekommen. Seine Ware bezieht er von Zwischenhändlern aus Holland und Spanien. Zwischen Juli und Oktober sind beispielsweise frische Tomatillos erhältlich, die Ventura in Stuttgart anbaut.
Tortillas aus Mexiko zum Frühstück
Die kleinen grünen Früchte mit dem säuerlichen Geschmack haben trotz des Namens nichts mit Tomaten zu tun. Man verwendet sie wie Gemüse vor allem für Speisen wie Salsa Verde. Die grüne Sauce ist ein Topping für Tacos oder Quesadillas aber auch die Grundlage für Chilaquiles – ein klassisch mexikanisches Frühstück, bei dem frittierte Tortilla-Chips in die warme Salsa getränkt und dann mit verschiedenen Toppings wie Käse, Zwiebeln, saurer Sahne und einem Spiegelei serviert werden.
Aber Vorsicht: Bloß keine Chips aus dem Supermarkt verwenden, denn die zerfallen. Tortillas aus Masa Harina, einem speziellen Maismehl für Tortillas, sind dicker und nehmen die Soße besser auf.
Rolando Venturas Herz schlägt jedoch für die peruanische Küche. Er liebt das Nationalgericht Ceviche, für das roher Fisch oder Meeresfrüchte in Limettensaft „kalt gegart“ werden. Etwas stolz sei er, dass Restaurants seines Heimatlandes zuletzt internationale Preise gewannen und Peru zwölf Mal bei den World Travel Awards als bestes kulinarisches Reiseziel der Welt ausgezeichnet wurde.
Rolando Ventura liebt gutes Essen – und den VfB Stuttgart
An eine Rückkehr in sein Geburtsland denkt er jedoch nicht. „Ich bin mittlerweile mehr Deutscher als Peruaner“, sagt der eingefleischte VfB-Fan. Lediglich ein paar mehr lateinamerikanische Restaurants würde er sich in Stuttgart wünschen. Die nötigen Zutaten gibt es bei ihm.