Die Stimme hinter dem „Breakdance“
„Ich war schon immer ’ne Rampensau“
Aktualisiert am 09.09.2025 – 14:18 UhrLesedauer: 3 Min.
Vivian Grünholz-Wolf in „ihrem“ „Breakdance“: Sie ist die gute Seele und Stimme hinter dem Fahrgeschäft. (Quelle: Meike Kreil/t-online)
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Das Volksfest: Hier arbeiten Menschen mit außergewöhnlichen Berufen und Biografien. Eine ist die Stimme beim Fahrgeschäft „Breakdance“. Wie es ist, mit Dauerlärm zu leben.
Auf dem Nürnberger Volksfest macht Vivian Grünholz-Wolf Stimmung – mit Live-Ansagen, die nicht zu überhören sind. Die 27-Jährige lebt im Wohnwagen und liebt den Rummel. Warum, hat sie t-online erzählt.
„Alle einsteigen, gleich geht‘s los!“ Vivian Grünholz-Wolf ist die Frau mit der Stimme an einem der beliebten Fahrgeschäfte auf dem Volksfest Nürnberg: Der „Breakdance“ gehört für viele magenstarke Besucher zum Pflichtprogramm.
Oben im Kassenhäuschen, mit Blick auf die Gondeln, sitzt die junge Schaustellerin. Die Musik dröhnt, das Getriebe des Fahrgeschäfts auch. Sie spricht in das Mikrofon und heizt das Publikum an. Sie spricht alles selbst. Mal laut, mal trocken, mal mit einem Spruch, der genau in die Situation passt. „Ich war schon immer ’ne Rampensau“, sagt sie im Interview mit t-online. Kein Band, keine Jingles, hier ist alles live. Darauf lege ihr Ziehvater viel Wert, ihm gehört das Geschäft offiziell. Sie erzählt: „Selbst wenn nix los ist, ruft er an: Ich hör’ euch nicht!“ Sie muss immer lauter sein als alle anderen. Rekommandieren nennen sie das hier.
Vivian ist 27 Jahre alt, geboren in Oberasbach bei Nürnberg. Groß geworden ist sie „auf Reise“, wie das Schaustellerleben im Jargon heißt. Bis zur achten Klasse reiste sie mit, lebte das Schaustellerleben von Kindesbeinen an. Doch dann, mit 14 Jahren, zog sie mit ihrer Mutter nach Köln, raus aus dem Wohnwagen und rein in die Stadt. Es folgten Aufenthalte unter anderem in Frankfurt, Amerika, Korea.
Sie jobbte in der Gastronomie, arbeitete im Kino. „Ich wollte das Leben außerhalb kennenlernen.“ Irgendwann aber kam der Punkt, an dem ein Anruf des Ziehvaters reichte: „Ich hab‘ noch einen Camper frei. Willst du mit?“ Sie wollte. Seitdem ist der Wohnwagen – Camper, wie sie es nennt – wieder ihr Zuhause: Der steht je nach Volksfest mal in Kronach, mal in Schwabach, in Neumarkt oder Nürnberg.
- „Man wird da reingeboren“: Schausteller über Familientradition
Im Betrieb macht sie alles, was eben anfällt. Kassieren, kochen, planen, durchziehen. „Ich bin die Haushälterin für meine beiden Brüder, wir schmeißen den Laden zusammen“, sagt sie, und dabei schwingt Stolz mit. Sie kümmert sich. Auch dann, wenn es sie mal erwischt: „Den gelben Zettel gibt’s bei uns nicht.“ Schausteller können sich nicht einfach krankmelden, der Betrieb darf nicht stillstehen. Da helfen manchmal nur Tee und ein Schal.
Denn der „Breakdance“ muss laufen – unter allen Umständen. Und wenn’s da mal hakt? Strom, Transport, Personal, Versicherung, Technik. Vivian zählt auf, was an dem Fahrgeschäft alles dranhängt.
Bei Problemen hilft kein Blick ins Handbuch
Fehler? Teuer. Stillstand? Ein Problem. Eine Anleitung für den „Breakdance“? Gibt’s nicht. Wenn etwas nicht läuft, hilft kein Blick ins Handbuch. Dann telefoniert sie herum – mit Leuten, die das Fahrgeschäft vor Jahren betrieben haben. „Der sagt mir dann: Ja, warte mal, mach den mal locker, dreh den mal runter, mach den mal aus.“ Und externe Techniker? Die seien eher selten hilfreich. „Ein Elektroniker von außerhalb steht davor – und sagt: Keine Ahnung.“