Ein junger Prinz, der in einem magischen Wald auf eine Feenkönigin trifft. Das lachende Gesicht eines langnasigen Kobolds, das sich über den Himmel ausbreitet. Und ein staatenloser Pferdetreiber, dem ein Teufelskind erscheint. Das sind einige der Phänomene, die einem in dem Kinderbuch „Yume No Tamago“ von Toyoshima Yoshio aus dem Jahr 1927 begegnen. Auf Englisch heißt das Buch „Dream of the egg“. Und genau so hat der in Amsterdam lebende, japanische Musiker Tomo Katsurada seine darauf basierende Debüt-EP genannt. Wer will, kann sich die EP in einer exklusiven Edition mit einem beigefügten Bilderbuch des Künstlers Shoko Otake kaufen. Und mit etwas Glück hat Katsurada in der Münchner St.-Matthäus-Kirche auch ein paar Exemplare mit dabei.
Dort wird der Musiker am Mittwoch, 10. September, auftreten. Und zwar beim Eröffnungskonzert des „Infinite Festivals“. Das findet zum ersten Mal in München statt. Es dauert vier Tage, hat neben St. Matthäus im Zirka und dem Import Export seine Orte und wird vom Münchner Kollektiv „Behind the Green Door“ veranstaltet.
Wer in den vergangenen Jahren regelmäßig im Import Export war, kennt das Kollektiv vielleicht und seine anderen Veranstaltungen wie „The Psychedelic Porn Funk Experience“. Was nicht so schlüpfrig ist, wie es klingt. Vielmehr steckt dahinter eine auf Kraut- und Neo-Psychedelic-Rock, Funk und Afrobeat spezialisierte, feine Musik-Reihe mit Konzerten, Vinyl-DJ-Sets und einer analogen Lichtshow des Duos Kreuzer Lichtmaschine.
Die Reihe „Jazztify!“ macht das Kollektiv auch noch, und mit Permakultur Schallplatten betreibt es zudem ein eigenes Plattenlabel. Und all diese, mittlerweile acht Jahre umfassenden Machenschaften, für die es 2024 den Applaus Award der Initiative Musik gab, werden nun im „Infinite Festival“ gebündelt und gefeiert. Das heißt, auch hier gibt es Vinyl-DJ-Sets sowie Krautrock-, Psychedelic- und Jazz-Konzerte mit regionalen und internationalen Künstlern. Es gibt aber auch Ausstellungen, Performances und „noch zu enthüllende Überraschungen“, die sich mit dem Zirka und dem Import Export weitgehend auf dem Kreativquartier an der Dachauer Straße bündeln.
Eröffnet wird das Ganze, wie gesagt, am Mittwoch, 10. September, in St. Matthäus am Sendlinger Tor. Und zwar um 19 Uhr mit einem Orgelspiel. Danach spielt das aus dem Schlagzeuer Simon Popp und der Sängerin Enjy bestehende Münchner Jazz- und Post-Dub-Duo Poeji. Und dann ist Tomo Katsurada, den mancher auch als Sänger der Psychedelic-Rock-Band Kikagaku Moyo kennt, mit seinen Kinderbuch-Vertonungen an der Reihe. Am nächsten Tag geht es im Zirka mit Post-Punk und Psychedelic-Rock von den Münchner Bands Shā Mò und Hodo Gaia weiter. Als Hauptband treten Ko Shin Moon aus Frankreich auf, die „mediterrane“ Synthesizer mit kosmischer Disco verbinden.
Der britische Jazz-Schamane Alabaster DePlume ist ebenfalls in München zu Gast. (Foto: Sofia Lambrou)
Der dritte Tag wird vom niederländischen Multiinstrumentalisten Jacco Gardner geprägt. Der bringt mit der „Quadraphonic Night“ ein spezielles Format ins Zirka, bei dem die Bühne in die Raummitte verlegt wird und analoge Vintage-Maschinen ihre Rolle spielen. Unterstützt wird Gardner dabei von Maasl Maier und der Berliner Synthesizer-Spezialistin Marta De Pascalis. Parallel dazu gibt es im Import Export DJ-Sets. Außerdem treten dort Mitsune aus Berlin auf, die mit Shamisens, japanischen Lauten, Bass, Percussion und schrägen Kostümen der japanischen Folklore einen neuen, psychedelischen Dreh geben. Und mit Konomono gibt es Krautrock aus Zürich.
Am Abschlusstag macht nach Auftritten von Teresa Allgaier und Simon Popp der britische Jazz-Schamane Alabaster DePlume den Rausschmeißer. Und im Zirka sorgen nach Cumbia, queerem Powerpop und viel Psychedelic L’Eclair aus Genf mit spektakulären Space-Grooves für ein würdiges Finale. Viel Stoff also, gestemmt von einem kleinen Team, das im Wesentlichen aus Veit Oberrauch aus München und Zélia Robin aus Paris besteht. Aiko Blumer macht die Ausstellung im Zirka. Dann ist da noch ein kleiner Trupp an ehrenamtlichen Helfern. Und was den Eintritt betrifft: Der Vier-Tages-Pass kostet 110 Euro, es gibt aber auch limitierte Soli-Pässe für die Hälfte und zudem Tagestickets zu kaufen.
„Infinite Festival“, Mittwoch, 10., bis Samstag, 13. September, München, verschiedene Orte, www.behindthegreendoor.de