Israel hat offenbar die Führungsspitze der Hamas angegriffen. Aus einem Statement der israelischen Armee und des Geheimdienstes Shin‘Bet geht hervor, dass die Luftwaffe mutmaßlich einen Angriff auf die Terror-Chefs geflogen haben soll. Zwar erwähnt das Statement, über das unter anderem die „Times of Israel“ berichtet, die katarische Hauptstadt Doha nicht. Aus Doha wurden am Dienstag aber Explosionen gemeldet.

In dem Statement heißt es: „Die Mitglieder der Hamas-Führung, die getroffen wurden, haben die Aktivitäten der Terrorgruppe jahrelang angeführt und sind direkt für das Massaker vom 7. Oktober 2023 verantwortlich und für den Krieg, der gegen den Staat Israel geführt wird.“ Man habe Schritte unternommen, um zivile Opfer zu vermeiden und Präzisionsmunition eingesetzt.

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Angriff auf Hamas-Führung: Es gab viele Warnungen

Unklar ist, welche Mitglieder der Hamas-Führung Israel getroffen haben will. Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir hatte vor zehn Tagen Angriffe auf Hamas-Führer im Ausland angedroht. „Mit unseren Aktionen sind wir noch nicht fertig“, sagte er nach einem Angriff auf den Hamas-Sprecher Abu Obaida. „Die meisten Hamas-Führer sind im Ausland, und wir werden auch zu ihnen vordringen.“

Auch der israelische Verteidigungsminister Israel Katz hatte erst am Montag eine scharfe Warnung an die Hamas ausgesprochen. „Heute wird ein gewaltiger Hurrikan über den Himmel der Stadt Gaza hereinbrechen und die Dächer der Terror-Hochhäuser werden beben“, schrieb Katz in einem Post auf der Plattform X. „Dies ist die letzte Warnung an die Mörder und Vergewaltiger der Hamas in Gaza und in den Luxushotels im Ausland: Lasst die Geiseln frei und legt die Waffen nieder – oder Gaza wird zerstört und ihr werdet vernichtet“, schrieb Katz weiter.

Zuvor hatte bereits US-Präsident Trump eine „letzte Warnung“ an die Hamas ausgesprochen, um kurz vor Israels weiteren Vorstoß in der Stadt Gaza eine diplomatische Lösung zu erzwingen. Israel habe seine Bedingungen akzeptiert, es sei an der Zeit, dass auch die Hamas sie akzeptiere, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Die Hamas zeigte sich daraufhin zu „sofortigen Verhandlungen“ bereit. Man begrüße „jeden Schritt, der dazu beiträgt, die Aggression gegen unser Volk zu beenden“.

Hamas-Führung versteckte sich lange in Katar

Katar gewährt der politischen Führung der Terrororganisation seit Langem Zuflucht. So hatte sich etwa Ismail Haniyya bis zu seinem Tod in Teheran im Juli 2024 in Doha aufgehalten. Zuletzt war Khalil al-Hayya, ebenfalls hochrangiges Hamas-Mitglied, in Katar und Ägypten. Al-Hayya war immer wieder an den Verhandlungen über einen Waffenstillstand im Gazakrieg beteiligt. Der Nachrichtenkanal Al-Arabija berichtete, dass bei dem Angriff nach vorläufigen Informationen Khalil al-Hayya getötet worden sei. Eine Bestätigung für seinen Tod oder anderer Hamas-Funktionäre gab es zunächst nicht. 

Andere höhere Hamas-Funktionäre im Ausland leben ebenfalls zumeist in Katar oder in der Türkei. So soll sich Khaled Maschal, der ehemalige Leiter des Hamas-Politbüros, in Doha aufgehalten haben. Israelische Journalisten berichten außerdem, dass Zaher Jabarin, der Finanzminister der Hamas, bei dem Angriff attackiert worden sein soll. Jabarin werden mehrere Bombenattentate zur Last gelegt.

Hamas-Quellen bestätigten Al-Dschasira, dass der Angriff auf das Verhandlungsteam der Organisation gezielt habe. 

Katar verurteilt „feigen“ Angriff auf Schärfste

Israelische Medien berichten derweil, dass Israel vorab die USA von dem geplanten Angriff informiert hatten. Demnach habe US-Präsident Donald Trump grünes Licht geben, schreibt etwa die „Times of Israel“.

Die katarische Regierung verurteilte den Angriff in scharfen Worten als „feige“. Die Attacke habe Wohngebäuden gegolten, „in denen mehrere Mitglieder des Politbüros der Hamas untergebracht waren“, heißt es in einem Statement des Außenministeriums in Doha. Sprecher Majed Al Ansari sprach von einem „kriminellen Angriff, der eine krasse Verletzung aller internationaler Gesetze und Normen darstellt“.

Er sprach weiter von einer ernsten Bedrohung für die Sicherheit und Unversehrtheit der Bewohner von Katar. Man werde „solch rücksichtsloses Verhalten Israels“ nicht tolerieren. Er kündigte eine Untersuchung „auf höchster Ebene an“.

Katar gilt als wichtiger Vermittler in der Region

Nach der Explosion in der katarischen Hauptstadt war eine große Rauchwolke zu sehen, wie die Fernsehsender Al-Arabija und Al-Dschasira berichteten. Die katarische Nachrichtenseite Doha News zeigte ein zerstörtes Gebäude, vor dem ein schwarzer Geländewagen parkt. Auch Doha News berichtete, dass Israel das Hamas-Verhandlungsteam angegriffen habe.

Katar vermittelt zusammen mit Ägypten und den USA im Gaza-Krieg zwischen Israel und der Hamas. Die Verhandlungen um eine Waffenruhe kommen aber seit Monaten nicht voran. Israels Regierung beabsichtigt unterdessen, die Stadt Gaza militärisch vollständig einzunehmen.

Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion

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Seit Beginn des Gaza-Kriegs vor fast zwei Jahren hat Israel bereits zahlreiche ranghohe Hamas-Anführer und Kommandeure im Gazastreifen getötet, unter ihnen Jihia al-Sinwar und Mohammed Deif. Den damaligen politischen Führer der Hamas, Ismail Hanija, tötete Israel bei einem Anschlag in Teheran.

pcl/mit dpa