Der umfangreiche Stromausfall im Südosten Berlins ist nach einer ersten Einschätzung der Polizei mutmaßlich durch einen politisch motivierten Brandanschlag verursacht worden. Hinweise darauf seien die Wahl der beiden Strommasten als Anschlagsziel und das Vorgehen der mutmaßlichen Täter, hieß es seitens der Polizei. Bisher unklar sei, aus welchem politischen Spektrum diese kommen könnten.

Der für politisch motivierte Straftaten zuständige Staatsschutz des Landeskriminalamts übernahm die Ermittlungen. Kriminaltechniker untersuchten am Morgen den Ort der mutmaßlichen Brandstiftung im Berliner
Stadtteil Johannisthal im Bezirk Treptow-Köpenick. 

Am Nachmittag teilte die Polizei mit, ein Bekennerschreiben zu prüfen. Der Text wurde auf der linksradikalen Internetseite Indymedia veröffentlicht. Darin hieß es, der Anschlag habe sich gegen den Technologiepark Adlershof im Südosten Berlins gerichtet.

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) teilte auf der Plattform X mit, der Stromausfall sei Folge eines gefährlichen Anschlags, der sich unmittelbar gegen die Berliner richte. „Mit diesem Angriff auf unsere Strominfrastruktur wurden bewusst Menschenleben und die Sicherheit unserer Stadt gefährdet.“

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Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD) kündigte an, dass noch am Dienstag zwei sogenannte Katastrophenschutz-Leuchttürme aufgebaut und in Betrieb genommen werden sollten. Diese sollen zum Beispiel bei flächendeckenden und längeren Stromausfällen Informationen und begrenzt auch Hilfsleistungen für Betroffene anbieten.

Notruf in einigen Gebieten nicht erreichbar

Etwa sieben Stunden nach dem mutmaßlichen Brandanschlag und Stromausfall im Berliner Südosten haben 15.000 von knapp 50.000 betroffenen Kunden wieder Energie, wie ein Sprecher von Stromnetz Berlin der Nachrichtenagentur dpa sagte. Für weitere 3.000 Haushalte habe es ab dem späten Nachmittag wieder Strom gegeben. Mehr als 30.000 Haushalte seien allerdings weiterhin ohne Strom. Der Strom rund um den S-Bahnhof Adlershof fließt den Angaben zufolge wieder.

© Lea Dohle

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Unklar bleibt, wie lange der Stromausfall insgesamt noch anhält. „Wir bereiten uns darauf vor, dass es länger dauern kann“, hatte ein Sprecher der Feuerwehr am Morgen gesagt. Im schlechtesten Fall werde die Wiederversorgung für alle betroffenen Kunden im Laufe des Donnerstags erfolgen, sagte ein Sprecher von Stromnetz Berlin. Der Netzbetreiber richte sich darauf ein.

Die Berliner Feuerwehr meldete am Mittag, dass in gewissen Bereichen des betroffenen Gebiets die Notrufnummern 110 und 112 nicht erreichbar seien. Es wurden mehrere Anlaufstellen für Notfälle eingerichtet. Notrufe können demnach in den betroffenen Gebieten derzeit auch über das BVG-Personal abgesetzt werden.

Im Bezirk Treptow-Köpenick bleiben dem Bezirksamt zufolge am Mittwoch mehr als zehn Schulen geschlossen. Ab Donnerstag soll der Unterricht wieder regulär erfolgen.

43.000 Haushalte ohne Strom

Um 3 Uhr in der Nacht war der Feueralarm eingegangen. Die Feuerwehr brauchte eine Stunde, um den Brand zu löschen. An den beiden hohen Strommasten am Königsheideweg waren Leitungen
durch das Feuer beschädigt und teilweise zerstört worden. Die mutmaßlichen Täter
setzten nach ersten Erkenntnissen einen Brandbeschleuniger ein.

Infolge des Brandes hatten 43.000 Haushalte seit der Nacht keinen Strom. 3.000 Firmen und Gewerbeeinrichtungen sowie zwei Pflegeheime waren nach Angaben der Feuerwehr ebenfalls betroffen. Auch Ampeln und Straßenbeleuchtung fielen aus. Polizisten regelten an Kreuzungen mit ausgefallenen Ampeln den Verkehr. 

In Berlin kommt es immer wieder zu Stromausfällen, allerdings ist das Ausmaß meist geringer. „Diese Dimension ist die absolute Ausnahme“, sagte ein Sprecher von Stromnetz Berlin.