Am Freitag (19.30 Uhr) beginnt für die Nürnberg Ice Tigers die DEL-Saison 2025/26. Auf das Heim-Derby gegen die Augsburger Panther folgt am Sonntag (16.30 Uhr) ein Auswärtsspiel bei den Grizzlys Wolfsburg. Das Team steht jetzt auf dem Prüfstand.

Vorbereitung: Drei Turniere und ein Freundschaftsspiel mit fast ausschließlich knappen Ergebnissen lautet die Bilanz der Vorbereitung. Gegen DEL-Konkurrenz gewannen die Ice Tigers den Gäuboden-Volksfestcup (4:3 gegen Ingolstadt, 4:3 n. P. gegen Augsburg). Beim Südtirol Sommer Classic wurde Nürnberg auch aufgrund vieler Verletzter Letzter (1:2 n.P. gegen Bozen, 0:1 gegen Kloten). Der einzige Test in Nürnberg wurde gegen Pustertal mit 2:1 n.V. gewonnen. Zweiter wurden die Franken beim Warrior-Cup (5:1 gegen Kaufbeuren, 2:3 gegen München).

Nur sechs Abgänge und fünf Zugänge

Zu- und Abgänge: So wenig Kader-Veränderungen gab es vielleicht noch nie: Sechs Abgängen stehen fünf Neuzugängen gegenüber. Die Ice Tigers dürften also von Anfang an als eingespielte Einheit auftreten. Mit der Tormaschine Jeremy McKenna (EHC München) wiegt nur ein Abgang richtig schwer. Außerdem gingen Leon Hungerecker (Bremer-haven, DEL), Hayden Shaw (Mannheim, DEL), Ryan Stoa (Karriereende), Mark Rassell (Ravensburg, DEL2) und Lukas Ribarik (Bad Nauheim, DEL2). Die Produktivität von McKen-na sollen Tyler Spezia (Toledo Walleye, ECHL) und Greg Meireles (Nova Ves, Slowakei) so gut es geht abfangen. Mit Evan Fitzpatrick kam eine neue Nummer 1 sowie mit Jakob We-ber ein Offensivverteidiger (jeweils München, DEL). Für die Tiefe holten die Ice Tigers Timo Bakos (Lake Superior State University, NCAA), Sohn des Ex-DEL-Profis Michael Bakos.

Tor: Fitzpatrick und der gebürtige Nürnberger Niklas Treutle bilden das Goalie-Tandem. Treutle hatte in den vergangenen Jahren immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen und lief oft seiner Form hinterher. In einer Backup-Rolle dürfte der 34-Jährige nun dosiert eingesetzt werden. Für den Kanadier Fitzpatrick investierte Sportdirektor Stefan Ustorf sogar eine von neun Importspieler-Lizenzen. Der 27-Jährige soll nicht nur Pucks, sondern viele Siege und in den Playoffs auch Serien festhalten.

Defensive kaum verändert, McKenna hinterlässt Lücke

Verteidigung: Diese Mannschaftsteil blieb fast unverändert. Shaw konnte wegen Fitzpatrick nicht gehalten werden, dafür kam mit Jakob Weber (21) ein offensiv ausgerichteter, talentierter Verteidiger, der ein vielversprechendes Duo mit Routinier Constantin Braun (37) bildet. Owen Headrick (28) zählt zu den besten Abwehrspielern in der gesamten DEL und führt mit seinem Vorwärtsdrang auch das Powerplay an. Die in der Vorsaison oftmals anfällige Defensive soll vom neuen Torwart und hart zurückarbeitenden Stürmern an Stabilität gewinnen.

Sturm: Hier klafft ohne McKenna, der aus dem Nichts Tore schießen konnte, eine gähnende Lücke. Scoring-Potenzial ist dank Stürmern wie Evan Barratt (26), Cole Maier (30), Charlie Gerard (29), Will Graber (29) und Samuel Dove-McFalls (28) dennoch vorhanden. Nürnberg erhofft sich zudem deutliche Entwicklungsschritte bei Eigengewächs Roman Kechter (21) sowie den Jungen Josef Eham (23) und Thomas Heigl (22). Die größte Stärke der Abteilung Angriff dürfte das hohe Tempo sein. Hier fügt sich Neuzugang Spezia perfekt ein, Meireles überzeugte mit seinem harten Forechecking.

Trainer: Mitch O’Keefe geht mit einem großen Vorteil in seine zweite Saison als Ice-Tigers-Trainer: Er kennt jetzt die Liga und seine Gegner – seine Spieler wiederum sein System und seine Hockey-DNA. Diese sieht neben einer „Niemals aufgeben“-Mentalität auch überfallartige (Konter-)Angriffe und aggressives Forechecking vor. Nürnberg will erneut die Großen ärgern und sie mit Kampf und Spiel- und Lauffreude aufreiben.

Coach Mitch O’Keefe geht in seine zweite Saison in Nürnberg. – Foto: Imago/Zink

X-Faktor: Mit Fitzpatrick hoffen die Ice Tigers endlich wieder eine verlässliche Stammkraft gefunden zu haben, die konstant auf hohem Niveau fangen kann. Der Torwart kam offensichtlich nicht ganz austrainiert in Nürnberg an, strahlte in den Vorbereitungsspielen aber enorm viel Ruhe aus und zeigte blitzschnelle Reflexe. Fitzpatrick könnte zum ganz großen Unterschiedsspieler für die Franken werden.

Gegner: Meister Eisbären Berlin geht als Top-Favorit in die Saison 2025/26. Der EHC München und die Adler Mann-heim zählen naturgemäß zum Favoritenkreis, hinzu kommt Vize-Meister Kölner Haie. Der ERC Ingolstadt und die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven komplettieren die Top 6, allerdings sind beide in der CHL (Champions Hockey League) gefordert, müssen die Doppelbelastung wegstecken und könnten müde in das eine oder andere Ligaspiel gehen. Dahinter reihen sich die Straubing Tigers und Schwenninger Wild Wings als recht sicherere Playoff-Teams ein, zu denen auch die Ice Tigers zählen dürften. Ein Wörtchen um die Playoff-Plätze mitreden wollen auch neu erstarkte Augsburger Panther sowie als Aufsteiger die Dresdner Eislöwen, die sich prominent verstärkt haben und von großer Euphorie zehren dürften. Zu den Abstiegskandidaten zählen die Grizzlys Wolfsburg, die Iserlohn Roosters und allen voran die Löwen Frankfurt, die wichtige deutsche Spieler verloren haben.