Es war ein langer Weg bis hin zur Einigung. Bereits Anfang Juli, also quasi mit Ausscheiden bei der Klub-WM in den USA, nahmen die Dortmunder Verantwortlichen Kontakt zu ihrem Wunschstürmer Fábio Silva (23) auf. Es begann ein Transfer-Poker, der sich über fast zwei Monate zog. Zum einen, weil Silva mehrere Wechsel-Optionen besaß. Allein aus der Bundesliga klopften vier Klubs an: Frankfurt, Stuttgart, Leipzig – und eben der BVB. Zum anderen, weil Wolverhampton, Silvas Ex-Verein, wenig bis gar kein Interesse daran hatte, den Stürmer schnellstmöglich zu verkaufen, um den Preis möglichst weit in die Höhe zu treiben.
Den Verantwortlichen gelang es über die Wochen, den Portugiesen von der Borussia zu überzeugen. Am Ende half der Stürmer selbst dabei mit, dass der Wechsel (22,5 Mio. Euro Ablöse) über die Bühne ging, indem er die Bosse des englischen Erstligisten bat, ihn ziehen zu lassen. Was zunächst nach einer sehr guten Management-Arbeit aussieht, hat jedoch einen Haken – und der sorgte in den Räumlichkeiten des BVB für mächtig Ärger.
Der Grund: Erst beim Medizincheck stellte sich heraus, dass Silva noch in diesem Sommer operiert worden war! Zwar war auch den BVB-Bossen bewusst, dass er sein bis dato letztes Spiel am 19. April absolvierte und danach aufgrund von Adduktorenproblemen ausfiel. Dass er deshalb jedoch unters Messer musste, überraschte den Klub. Trotz wochenlangen Kontakts zur Spielerseite. Silvas Berater-Agentur hielt es anscheinend für nicht notwendig, die OP zu erwähnen.
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Quelle: BILD09.09.2025
Als Silva am 28. August dann zum Medizincheck in Dortmund erschien, musste er sich – wie jeder normale Neupatient – einer Anamnese unterziehen. Heißt: Er musste seine Krankheitsgeschichte offenlegen. Erst zu diesem Zeitpunkt stellte sich heraus, dass seine Verletzung nicht konservativ behandelt werden konnte. Die Geschäftsführung des BVB wurde daraufhin von Mannschaftsarzt Dr. Markus Braun (59) informiert. Aus dem Klub ist zu hören, dass Sport-Boss Lars Ricken (49) daraufhin empört gewesen sei – und dies auch in aller Deutlichkeit äußerte. Was intern in diesem Zuge auch zum Thema wurde: Dass sich keiner der Verantwortlichen während der Verhandlungen persönlich mit dem Spieler traf, die Kommunikation stattdessen digital ablief. Andernfalls hätte man, so die anschließende Bewertung, die OP vielleicht eher in Erfahrung bringen können.
Gemeinsam mit Sportdirektor Sebastian Kehl (45) entschieden die Vereinsoberen nach dem Medizincheck, den Transfer dennoch durchzuziehen. Erstens, weil auf die Schnelle kein adäquater Ersatz parat stand. Zweitens, weil zu dem Zeitpunkt auch die AC Mailand ihre Bemühungen deutlich intensivierte. Und drittens, weil der BVB vor rund einem Jahr gute Erfahrung mit Serhou Guirassy (29) machte. Auch beim ehemaligen Stuttgarter, der für 18 Mio. Euro zum BVB kam, verlief der Medizincheck anders als erwartet. Beim Stürmer wurde während des Checks eine ältere Knieverletzung entdeckt. Erst nach intensiven Nachuntersuchungen entschied sich die Borussia dazu, Guirassy dennoch zu verpflichten. Sein erstes Liga-Spiel für Dortmund absolvierte er dann am dritten Spieltag. Eine Marke, die Silva nicht erreichen wird. Ein Debüt im September gilt als unwahrscheinlich.
Guirassy wurde nach seiner Genesung zu einer Art Lebensversicherung. Silva wurde auch deshalb verpflichtet, um einen möglichen Ausfall des Stamm-Stürmers abfedern zu können. Die Bosse waren sich einig: Für das System von Niko Kovac (53), das auf zwei Stürmer ausgerichtet ist, bedarf es dringend Optionen für die Offensive. Wann diese aber zur Verfügung steht, ist nach dem Silva-Knall fraglich.