Renovierung in Paris: Dunkles Holz, ausdrucksstarker Marmor und heller Quarzit ließen diese kleine Wohnung in neuem Glanz erstrahlen.

„Diese 61 Quadratmeter große Wohnung am Boulevard Richard Lenoir gehört mir selbst, ich habe sie vor zweieinhalb Jahren in einem klassischen Haussmann-Gebäude aus Quaderstein gekauft“, erzählt die Architektin und Innenarchitektin Juliette Rubel. „Ich wollte mich unbedingt gestalterisch mit dem Haussmann-Stil auseinandersetzen.“ Das Experiment begann zunächst mit der Neugestaltung der Raumaufteilung: anstelle von drei gibt es nun zwei Zimmer, wobei sich die Küche zum Wohnzimmer hin öffnet und im Stil einer Bar eingerichtet ist – ideal zum Empfang von Gästen. Dank des neuen Grundrisses konnte der Wohnbereich im Verhältnis zur Größe des Apartments maximiert werden. Eine bogenförmige Öffnung, die in die Küche führt, inspirierte die Architektin bei der Gestaltung der Badezimmertür und des Übergangs vom Eingangsbereich zum Wohnzimmer. Dieser wurde durch einen bogenförmigen Durchgang ergänzt, der an die Bogenfenster des Wohnzimmers anlehnt, „in einem eher zeitgenössischen Stil, der einen schönen Kontrast zu den Zierleisten, dem Kamin und den Gesimsen der Wohnung bildet“.

Der Essbereich wurde vor der Kücheninsel im Bar-Look platziert. Um einen von Juliette Rubel maßgefertigten Tisch stehen ein Bertoia-Stuhl, Kembo-Sessel und ein Vintage-„Tulip“-Stuhl von Eero Saarinen. Die Insel wird von der „Brumbury“-Leuchte von Luigi Massoni beleuchtet, während auf der maßgefertigte Bank, die entlang der Fenster der Fassade verläuft, eine Panthella-Leuchte steht. Die Wand schmückt eine farbenfrohe Lithografie von Wang Guangyi; rechts davon eine Leuchtskulptur des Künstlers Guy Bareff.

Yvan Moreau. Lichtskulptur: Guy Bareff/© VG Bild-Kunst, Bonn 2025Großzügiger Wohnbereich mit lässiger Küche

Juliette Rubel gestaltete das Interieur fast ausschließlich mit natürlichen Materialien. Sie setzte Stein in der Küche und im Badezimmer ein – Quarzit aus Brasilien und Calacatta-Marmor –, der sowohl für den Boden als auch für die Verkleidung der Einbaumöbel, wie etwa der Bar und der Badewanne, verwendet wurde. Wände und Decken wurden in einen beigefarbenen Allover-Look gehüllt, während Spiegelelemente das einfallende Tageslicht reflektieren. „Die Idee ist, auf dieser Seite mehr Tiefe zu erzeugen. Um den Eindruck zu erwecken, dass es sich um einen Durchgangsraum handelt.“ Das Fischgrätparkett wurde beibehalten und abgeschliffen. Der Parkettboden führt bis hin zur Küche, die vom Esszimmer aus wie eine Bar in einem kleinen Restaurant wirkt. „Und genauso war es auch gedacht! Mit einer, wie in einer Bar, abgehängten Deckenkonstruktion, deren Design linear und verspiegelt ist, um die Zierleisten der Decken zu reflektieren. Auf diese Weise wird auch der Schwere des Elements entgegengewirkt, das nichts anderes als ein zusätzlicher Stauraum für die Küche ist.“ Die Hängekonstruktion, die für mehr Dynamik und Leichtigkeit sorgt, wurde aus dunkler Eiche angefertigt, ebenso wie die von der Architektin maßgefertigten Beine des Esszimmertisches, die Regale der Wandbibliothek und die lange Sitzbank, die sich unter den Fenstern entlang der Wand des großen Wohnbereichs erstreckt – und auf dem begrenztem Raum wertvollen Stauraum bietet. Die unteren Fächer des Hängeregals über der Kücheninsel sind offen gestaltet, und zwar nicht nur, um diese mit Gegenständen zu dekorieren, sondern auch, um den Blick vom Eingangsbereich aus auf die drei Fenster im Wohnzimmer zu lenken und so das Raumgefühl zu verbessern.

Die Küche ist in einem Bar-Look offen gestaltet und bietet einen direkten Blick auf die Fenster des Wohnzimmers.

Yvan Moreau

Die bogenförmigen Öffnungen, die in den Wohnbereich führen, entsprechen den bogenförmigen Fenstern des Wohnzimmers.

Yvan MoreauHolz, Marmor und Quarzit

Die durchgehende Sitzbank bietet nicht nur Stauraum, sondern verbirgt auch die Heizkörper und bietet gleichzeitig zwanglose Sitzgelegenheiten für Gäste. Sie ermöglicht außerdem eine flexible Raumnutzung und dient im Hinblick auf den Esstisch als zusätzliche Sitzmöglichkeit, da dieser entlang der Bank verschoben werden kann. Die Platte des Esstisches wurde aus brasilianischem Quarzit in Grau- und Weißtönen gefertigt – derselbe Stein, der auch für die Kücheninsel und den Küchenboden verwendet wurde. Das Material eignet sich für die Küche ideal, da es im Gegensatz zu Marmor säurebeständig ist. Daher verkleidetet die Architektin alle Flächen der blockförmigen Insel mit Quarzit.

Während sich die Küche durch hellen Quarzit auszeichnet, verwendete Rubel für das Badezimmer Calacatta-Marmor in Beige- und Brauntönen. Die Innenarchitektin entschied sich bewusst für den Marmor, da häufig Platten des Materials aufgrund der ausgeprägten Maserung aussortiert werden. „Es handelt sich um eine Art Calacatta, die nicht besonders edel ist, die ich aber aufgrund ihrer Kontraste gerne mag. Es ging darum, diesen Stein zur Geltung zu bringen und den Rest darauf abzustimmen, also habe ich mit Spiegeln gearbeitet, die verschiedene Perspektiven verdoppeln und verändern.“ Für den oberen Bereich der Wände wählte die Designerin eine „ruhigere“ Lösung aus möglichst hellem Beton, da nur der untere Bereich der Badezimmerwände mit geädertem und strukturiertem Marmor verkleidetet ist. Die Armaturen sind kupferfarben, passend zu den Tönen der Waschtischplatte, der Badewanne und des Bodens. Für eine dezent orangefarbene Note sorgt ein leicht getönter Spiegel, der das Farbensemble reflektiert. Der runde Spiegel steht in Kontrast zu den geraden Linien der Einrichtung und greift die Rundbogenform des Durchgangs auf.