Brauerei aus Stuttgart-Vaihingen: Die Macher trinken es selber gerne – in Vaihingen wird wieder Bier gebraut Patrick (links) und Pierre Schanzenbach an ihrer Brauanlage. Foto: Ferdinando Iannone

Drei junge Männer stellen in Stuttgart-Vaihingen eine Brauerei auf die Beine: „Birkenwäldle“ heißt ihr Bier. Wie es dazu kam – und welche Rolle Donald Trump spielte.

Es ist lange her, dass zuletzt in Stuttgart-Vaihingen Bier gebraut worden ist. Dem einen oder anderen ist es noch gut in Erinnerung, als es statt der heutigen Schwabengalerie an der Hauptstraße das Produktionszentrum von Schwaben Bräu gab, wo das flüssige Gold hergestellt wurde. Jetzt wird direkt neben der Alten Kelter am Kelterberg nicht Wein gekeltert, sondern Gerstensaft gebraut: „Birkenwäldle“ heißt das neue Bier, made in Vaihingen. Dahinter stecken drei Köpfe: Pierre Schanzenbach, sein Bruder Patrick und Vincenzo Bortolussi. „Vincenzo hatte die Idee“, erzählt Patrick (33), „wollte aber zuerst Schnaps machen.“ Mit einem Hobbybrauer-Geschenkset habe es dann angefangen. „Die Brauart hat uns interessiert, die Prozesse und Vorgänge beim Brauen.“

Und so ist das „Birkenwäldle“-Bier entstanden: ein frisches, leichtes Bier, in einer originellen schwarzen Flasche. Am Rezept haben sie lange getüftelt, aber die ersten zwei, drei Brauversuche waren vielversprechend. „Wir hatten sechs Monate für die Rezeptentwicklung eingeplant“, erzählt Pierre (35), „so lange haben wir gar nicht gebraucht.“ Schon der erste Brauversuch in der großen Anlage war so, wie sie es sich vorgestellt hatten.

Langes Warten auf die Brauanlage

Die Schanzenbach-Brüder sind in Vaihingen aufgewachsen, haben sogar eine ganz besondere Beziehung zu dem Haus am Kelterberg, in dem sie ihr Bier brauen: Es steht direkt neben dem Geburtshaus des Großvaters, die Großtante ist ihre Vermieterin. Von 1880 sei das Haus, erzählen sie, und innen haben sie es in jahrelanger Arbeit liebevoll renoviert, die Treppe mit den Birkenstämmen selbst gebaut, und alles bereit gemacht für die Brauanlage. Bis die ihren Weg zu ihnen gefunden hat, ist ziemlich viel Wasser den Nesenbach hinuntergeflossen: Im August 2024 haben sie die Brauanlage bestellt, mit dem Schweizer Hersteller ein genaues Konzept gemacht, wie die Anlage in das doch recht gemütliche Häuschen passen kann. Nach vier Monaten Produktionszeit in Asien war die Anlage im Dezember lieferfertig.

Dann wurde Donald Trump Präsident der USA, es gab Zölle und Tarife und „einfach nur Chaos“, berichten die beiden. Schließlich verbrachte ihre Anlage drei Monate auf dem Wasser, bevor sie schließlich in Hamburg ankam – wo das Chaos weiterging: Die anderen Container auf dem Schiff wurden zum Teil zurückgeschickt oder nicht abgeholt, ebenfalls durch das Zollchaos, und schließlich dauerte es noch drei Wochen, bis die Anlage in Stuttgart ankam und aufgebaut werden konnte.

In der Tradition von Robert Leicht Die Brüder in der größtenteils selbst renovierten und eingerichteten Brauerei. Foto: Ferdinando Iannone

„Wir legen Wert auf Rohstoffe“, berichten die Schanzenbach-Brüder. Hopfen und Malz kommen aus Süddeutschland, das Wasser natürlich vom Bodensee. Dass sie in Vaihingen kein Bier brauen können, ohne dass Robert Leicht und Schwaben Bräu im Raum stehen, ist ihnen klar: „Wir stehen in der Tradition von Robert Leicht“, sagt Pierre Schanzenbach, „wir wollen das aber auch, wir wollen das Handwerk wieder aufleben lassen und gleichzeitig unser eigenes Ding machen.“ Das „Birkenwäldle“ ist ein Bio-Bier mit zertifizierten Zutaten – „wir sind damit die erste Biobrauerei Stuttgarts“.

„Wir wollen die Produktion langsam hochfahren, denn wir müssen es ja auch leisten können“, sagen Patrick und Pierre Schanzenbach. Das müssen sie auch, denn alle drei Jungs arbeiten noch in ihren regulären Vollzeitberufen und widmen die Abende und Wochenende dem „Birkenwäldle“. Deshalb gibt es das Bier vorerst bei ihnen im Direktverkauf und über ihre Homepage. Zukünftig ist auch geplant, ausgewählte Gastronomien und Bierotheken zu beliefern, aber nun muss erstmal alles anlaufen.

Einmal im Monat wollen sie brauen, dann sind die beiden Tanks voll. Vier Wochen muss das Bier dann noch lagern, bevor es abgefüllt werden kann. „Nicht gefiltert, nicht pasteurisiert, einfach das reine Bier, das ist unser Anspruch“, sagt Pierre. Beim Probelauf bei einer Veranstaltung in Vaihingen ist das gut angekommen: In zwei Stunden schenkten die Jungs 200 Liter Bier aus, „wir mussten Nachschub-Fässer holen, wir hatten gar nicht so viel dabei.“ Es freut sie, dass ihr Bier so gut angenommen wird, „wir sind Genießer und trinken es ja selbst gerne!“ Dass viele andere Genießer das genau so sehen, darauf hoffen sie nun.