Der DJK Sportbund Stuttgart startet zum ersten Mal mit einem Frauenteam in der zweiten Liga. Wie viel die Saison kostet und auf welchem Neuzugang die größten Hoffnungen ruhen.

Am Sonntag um 13 Uhr ist es soweit: Mit einem Heimspiel ausgerechnet gegen den sechsmaligen Europapokalsieger, achtmaligen deutschen Meister und haushohen Titelfavoriten TTC Langweid starten die Tischtennis-Frauen des DJK Sportbund Stuttgart in die erste Zweitligasaison ihrer Vereinsgeschichte. Zwar waren die Männer des Clubs in den 1950er- und 1960er-Jahren sogar erstklassig und spielten später insgesamt sieben Jahre in der zweiten Liga (zuletzt 2012). Im weiblichen Bereich wird nun aber ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen, nachdem die Verantwortlichen nach Platz eins in der dritten Liga Süd und kurzem Zögern entschieden haben, das Aufstiegsrecht wahrzunehmen.

„Das wird ein großes Abenteuer, aber eines, auf das wir uns riesig freuen“, sagt Thomas Walter, der sportliche Leiter und seit mehreren Jahrzehnten Macher in der Abteilung. Für die Premierensaison im aus zehn Mannschaften von Bayern bis Niedersachsen bundesweit eingleisigen Unterhaus sehen sich er und die Seinen durchaus gerüstet. Zumindest insofern, dass der angepeilte Klassenverbleib als realistisches Ziel erscheint. Mittelfristig soll eine Etablierung auf dieser Leistungsebene gelingen, die mit einem Etat im unteren fünfstelligen Euro-Bereich für den Sportbund auch gut zu finanzieren ist. „Wir wollen eine höherklassige Anlaufstelle für weibliche Talente aus dem gesamten Großraum Stuttgart sein, die ihre Zukunft im Leistungssport sehen“, sagt Walter. Irgendwann gar in die erste Liga zu kommen, hielte er dabei für Utopie. „Dafür müssten wir unser Budget vervier- bis verfünffachen“, weiß er. Das sei „extrem unrealistisch“ und auch gar nicht gewollt.

In seiner jetzigen Spielklasse sollte der Aufsteiger aber gut mithalten können, auch wenn sich das Toptalent Elisa Nguyen in der Sommerpause zum Erstligisten TTC Weinheim verabschiedet hat. Die 16-Jährige, die im vergangenen Herbst sogar schon bei der Europameisterschaft der Frauen im Einsatz war, war schlicht nicht zu halten, gleichwohl der Gang in die zweite Liga ursprünglich gerade für sie als optimale Entwicklungsmöglichkeit gedacht war.

„Wir werden auch in den nächsten Jahren vorwiegend ein Entwicklungsverein sein“, sagt Walter und denkt dabei an Fatme El Haj Ibrahim (16) und Lana Rack (17), die schon zum Aufstiegsteam gehörten, Letztere als Einspringerin, wenn aus der Stammvier jemand fehlte. Sie erhalten durch die 19-jährige Amelie Fischer vom bisherigen Ligarivalen TTC Süßen nun weiteren jungen Zuwachs.

Allein mit talentierten Teenagern würde es allerdings schwierig werden. Entsprechend wird das vorderen Paarkreuz künftig von zwei erfahrenen Kräften gebildet, die rein altersttechnisch durchaus die Mütter ihrer Teamkolleginnen sein könnten: Alexandra Schankula (vergangene Saison mit 27 Siegen in 33 Drittliga-Einzeln) und Mitsuki Yoshida bringen jede Menge Erstliga-Erfahrung an die Platte. Beide sind 41. Gemeinsam spielten sie mehrere Jahre für die SV Böblingen im nationalen Oberhaus. Aus dieser Zeit kannte und empfahl Schankula dann auch die Japanerin. Jene war zuletzt in Tschechien aktiv, spielte für Zagreb aber auch schon im Europapokal. „Sie lebt schon seit mehreren Jahren in Kornwestheim, und jetzt haben wir es geschafft, sie für die nächsten Jahren an unseren Verein zu binden“, sagt Walter.

Yoshida wird beim Sportbund einen 18-monatigen Bundesfreiwilligendienst absolvieren und zudem als Jugendtrainerin tätig sein, vorwiegend im weiblichen Bereich. Heißt: Sie ist die komplette Woche da und reist nicht nur zu den Punktspielen an, wie dies viele ausländische Spitzenspielerinnen in der Bundesliga praktizieren.

„Beim Blick auf die angegebenen Leistungsstärken und auch die finanziellen Möglichkeiten gibt es mehrere Mannschaften, die definitiv vor uns landen werden. Ein Schicksal wie Schönmünzach werden wir aber nicht erleiden; da bin ich mir auch sicher“, sagt Thomas Walter. Die Schwarzwälderinnen haben die vergangene Saison in der zweiten Liga mit nur einem Sieg und 17 Niederlagen beendet.

Eckdaten

Zugänge
Mitsuki Yoshida (Tschechien), Amelie Fischer (TTC Süßen).

Abgänge
Elisa Nguyen (TTC Weinheim), Rhea Zhu Chen (TTC Bietigheim-Bissingen).

Kader
1. Alexandra Schankula, 2. Mitsuki Yoshida, 3. Amelie Fischer, 4. Fatme El-Haj Ibrahim, 5. Lana Rack.

Trainer
Andras Krenhardt (2. Saison).

Spielstätte
Sporthalle Nord, Werner-Siemens-Schule (Heilbronner Straße 157, 70191 Stuttgart).

Saisonziel
Klassenverbleib (Platzierung in der vergangenen Saison: 1. dritte Liga Süd).

Meistertipp
TTC Langweid.