Der Ukraine drohen wegen stockender Lieferungen aus den USA offenbar Engpässe bei Waffen zur Luftverteidigung. Das berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf Angaben von westlichen und ukrainischen Regierungsvertretern.
Als Grund für die verzögerten Waffenlieferungen wird eine umfassende Überprüfung der Militärhilfen durch das US-Verteidigungsministerium angegeben. Bereits seit Monaten seien die US-Waffenlieferungen an die Ukraine in einem geringeren und unregelmäßigeren Umfang als erwartet ausgefallen, berichten die Quellen. Angefangen haben die Unregelmäßigkeiten demnach bereits im Juni.
Flugabwehr-Insider warnt vor angespannter Lage
Regierungsvertreter und Analysten warnten zuletzt, dass die ukrainische Luftabwehr mit massiven Engpässen konfrontiert sei, sollte Moskau seine Raketen- und Drohnenangriffe weiter eskalieren oder das Angriffstempo erhöhen. Eine Person, die mit den US-Lieferungen von Luftabwehrmaterial an die Ukraine vertraut ist, betonte gegenüber der „Financial Times“, dass die Lage mehr als angespannt sei. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Munition ausgeht“, sagte die Quelle den Angaben zufolge.
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Die Verknappung komme ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem Russland seine Luftangriffe auf das Land verstärke, heißt es in dem Bericht weiter. Am Dienstag meldete der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen massiven, russischen Luftangriff auf Jarowa, ein Dorf in der Region Donezk. Bei dem Angriff auf Zivilisten, die in einer Schlange gewartet hätten, um sich ihre Rentenzahlungen abzuholen, seien mehr als 20 Menschen getötet worden, beklagte der Ukrainer.
Die Meldung, wir würden Kiew ,wichtige Munition zur Luftabwehr vorenthalten’, ist nachweislich falsch.
Sprecher des Weißen Hauses
Erst am Sonntag hatte Russland die Ukraine mit dem größten Luftangriff seit Kriegsbeginn vor rund dreieinhalb Jahren überzogen und dabei nach ukrainischen Angaben mehr als 800 Drohnen und 13 Raketen eingesetzt.
Verzögerungen sollen nach einem Pentagon-Memo begonnen haben
Dem Bericht zufolge hätten die Verzögerungen der US-Waffenlieferungen angefangen, als der oberste Pentagon-Beamte Elbridge Colby ein Memo an US-Verteidigungsminister Pete Hegseth verfasst habe. Colby erklärte darin, dass die Waffen-Forderungen der Ukraine die erschöpften US-Vorräte weiter strapazieren könnten. Der Experte für die US-Sicherheitspolitik forderte darin außerdem, man solle das US-Militär auf die Bekämpfung der wachsenden Bedrohung durch das aufstrebende China konzentrieren.
Ein Sprecher des Weißen Hauses erklärte gegenüber der „Financial Times“: „Die Meldung, wir würden Kiew ‚wichtige Munition zur Luftabwehr vorenthalten‘, ist nachweislich falsch. Das Kriegsministerium arbeitet sehr bewusst daran, die Anforderungen der Ukraine zu erfüllen, auch im Hinblick auf die Luftabwehr.“
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Der Beamte fügte hinzu, dass Präsident Donald Trump „das Töten stoppen“ wolle. Der Republikaner habe bereits entsprechende Anweisungen vornehmen lassen, um „Waffen an Nato-Verbündete zu verkaufen, die die Lieferungen europäischer Länder an die Ukraine ersetzen können“.