Die britische Regierung hat noch zum Jahresende 2024 ihren Clean Power 2030 Action Plan (CP2030) veröffentlicht. Darin enthalten sind die Maßnahmen, die bis zum Jahr 2030 sicherstellen sollen, dass 95 % des Stroms im Vereinigten Königreich aus sauberen Energiequellen erzeugt wird. Für österreichische Unternehmen bietet das vielfältige Geschäftschancen.
Ein erstes Ergebnis der Strategie ist eine Rekordsumme an Projekt-/Baugenehmigungen: Allein im zweiten Quartal 2025 wurden laut britischen Energieministerium (Department for Energy Security and Net Zero) 323 Projekte mit einer Gesamtkapazität von 16,1 GW genehmigt, ein Anstieg von 195 % zum selben Quartal des Vorjahrs. Besonders rasant sind dabei Genehmigungsanträge für Batteriespeicherprojekte (mehr als 100 mit Gesamtkapazität von 8,4 GW) gestiegen.
Wichtige Elemente des Clean Power 2030 Aktionsplans sind:
- Stromspeicherkapazität erhöhen: Für eine stabile Stromversorgung angesichts der Wetterabhängigkeit erneuerbarer Energiequellen sollen die Batteriespeicher bis zum Jahr 2030 von 4,5 GW (Stand 2023) auf 23-27 GW ausgebaut werden müssen. Auch bedarf es einer Kapazitätserweiterung der Langzeitenergiespeicher (z.B. Pumpspeicherkraftwerke) von 2,9 GW (Stand 2023) auf 4-6 GW.
- CO2-Intensität der Stromerzeugung senken: Im Jahr 2023 stammte rund ein Drittel der britischen Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen, ein weiteres Drittel aus Wind- und Solarenergie und der Rest in erster Linie aus Kernkraft sowie zu einem geringen Anteil Biobrennstoffen. Im Aktionsplan für 2030 zielt die Regierung auf eine Senkung der CO2-Intensität bei der Stromerzeugung von 171 g CO2/kWh (Stand 2023) auf unter 50 g CO2/kWh ab. Dafür soll sich der Strommix bis 2030 zu rund 80 % aus Wind- und Solarenergie zusammensetzen. Die Solarkapazität soll dafür von 16,6 GW auf 45 bis 47 GW ausgebaut werden. Weitere 5 % des Strombedarfs sollen nach wie vor mit Gaskraftwerken gedeckt werden, um die Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. Der restliche Anteil soll v.a. durch Kernenergie gedeckt werden.
- Mehr Windenergie: Das seit 2015 bestehende „de-facto Verbot“ für neue Onshore-Windanlagen wurde aufgehoben und die Onshore-Kapazitäten sollen von derzeit 14,2 GW auf 27-29 GW ausgebaut werden. Der noch stärkere Fokus bleibt jedoch bei der Erweiterung der Offshore-Kapazitäten von aktuell 14,8 GW auf 43-50 GW. Die Offshore-Windenergie soll bis zum Jahr 2030 einen Anteil von 50 % am britischen Strommix einnehmen und damit das Rückgrat der Stromversorgung bilden.
- Förderung neuer Technologien: Die Regierung setzt zur Senkung der CO2-Intensität auch auf die Entwicklung von CCUS-Technologien sowie von wasserstoffbasierter Stromerzeugung (Hydrogen to Power). Außerdem sollen die ersten kleinen modularen Kernreaktoren (SMR) 2032 in Betrieb gehen.
Im Zeitraum 2025-2030 sollen jährlich GBP 40 Mrd. in den Stromsektor investiert werden, der überwiegende Anteil davon von privaten Investoren. Staatliche Mittel sollen u.a. seitens des neu gegründeten staatlichen Energieunternehmen Great British Energy fließen, das außerdem den Aufbau lokaler Lieferketten fördern soll. Der Erfolg des Aktionsplans 2030 hängt vor allem vom drastischen Ausbau des britischen Stromnetzes ab. Vor diesem Hintergrund stehen 80 Netzwerk- und Infrastrukturprojekte vor der Umsetzung, in die pro Jahr durchschnittlich rund GBP 10 Mrd fließen sollen. Somit entfällt etwa ein Viertel der Gesamtumsetzungskosten des Aktionsplans auf den Ausbau der Stromnetzinfrastruktur. Erleichterungen bei Genehmigungsverfahren durch gewisse Einschränkungen von Mitsprache- und gerichtlichen Überprüfungsrechten sollen Projektumsetzungen beschleunigen.
Das AußenwirtschaftsCenter London berät Sie gerne zu allen Fragen zum britischen Markt.