E-Zigarette Mann

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zählt weltweit zu den führenden Todesursachen. Neben den klassischen Ursachen wie dem Zigarettenrauchen rücken zunehmend auch andere Inhalationsquellen, wie E-Zigaretten, in den Fokus der Forschung. Diese gelten vielfach als vermeintlich harmlose Alternative zur Tabakzigarette und werden auch als solche beworben bzw. im Rahmen von Entwöhnungsstrategien eingesetzt.

E-Zigaretten als neue Herausforderung für die Lungenmedizin

Die durch E-Zigaretten erzeugten Aerosole enthalten jedoch eine Vielzahl potenziell schädlicher Substanzen, darunter Formaldehyd, Acrolein, ultrafeine Partikel und Schwermetalle. Diese Bestandteile können inflammatorische Prozesse und strukturelle Lungenschäden auslösen – ähnlich wie beim konventionellen Tabakkonsum.
Die internationale Verbreitung von E-Zigaretten nimmt weiter zu, insbesondere unter jungen Erwachsenen und ehemaligen Rauchern. Vor diesem Hintergrund ist eine differenzierte Bewertung ihrer gesundheitlichen Auswirkungen dringend erforderlich. Eine aktuelle Metaanalyse hat nun erstmals systematisch untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen E-Zigarettenkonsum und der Diagnose einer COPD besteht.

Wie schädlich sind E-Zigaretten für die Lunge?

In der Metaanalyse wurden prospektive und querschnittliche Beobachtungsstudien mit quantitativen Risikoschätzungen berücksichtigt. Die Analyse basierte auf insgesamt 17 Studien, mit mindestens einem der drei Nutzertypen: aktuelle, ehemalige oder sogenannte „jemals“-E-Zigarettennutzer. Letztere umfassen alle Personen, die in ihrem Leben zu irgendeinem Zeitpunkt E-Zigaretten konsumiert haben – unabhängig von Häufigkeit, Dauer oder Zeitpunkt des letzten Konsums. Die COPD-Diagnose basierte überwiegend auf Selbstauskunft, in zwei Studien kamen spirometrische Kriterien (FEV1/FVC-Ratio) zum Einsatz.

Erhöhtes COPD-Risiko bei allen Nutzergruppen

Die Analyse zeigte für alle untersuchten Nutzergruppen eine signifikante Erhöhung des Risikos für eine COPD. Bei aktuellen E-Zigarettennutzern lag das Risiko um 47,3 % höher als bei Personen ohne Konsum. Den stärksten Anstieg wiesen ehemalige Nutzer auf, deren Konsum zum Zeitpunkt der Datenerhebung bereits beendet war. Hier war das Risiko um 76,6 % erhöht. Auch die sogenannten „jemals“-E-Zigarettenraucher hatten noch ein um 38,8 % höheres Risiko im Vergleich zu Personen ohne jede Nutzung.
In den meisten eingeschlossenen Studien wurde der Einfluss des Tabak-Zigarettenrauchens statistisch berücksichtigt, um den Effekt des E-Zigarettenkonsums isoliert zu bewerten. Da jedoch nicht alle Arbeiten hierfür adjustierten und Doppel- bzw. Wechselkonsum nicht immer klar abgegrenzt wurde, kann ein verbleibender Einfluss des Tabakrauchens nicht ausgeschlossen werden.

Variation abhängig von der Art der Studie

Die Subgruppenanalyse verdeutlichte, dass das Studiendesign einen Einfluss auf die Stärke der beobachteten Assoziation hatte. Querschnittsstudien, die auf einem einmaligen Erhebungszeitpunkt basierten, zeigten höhere Risikoschätzungen, was möglicherweise auf Selektionsverzerrungen oder eine höhere Anfälligkeit für Bias zurückzuführen ist. Kohortenstudien, die den Krankheitsverlauf über einen längeren Zeitraum verfolgten, bestätigten den Zusammenhang zwar ebenfalls, wiesen jedoch geringere Effektgrößen auf.

Vergleich mit konventionellem Zigarettenkonsum

Der in dieser Metaanalyse festgestellte Anstieg des COPD-Risikos durch E-Zigarettenkonsum ist laut den Autoren geringer als beim klassischen Zigarettenrauchen. Frühere systematische Übersichtsarbeiten und Metaanalysen weisen für konventionelle Zigaretten deutlich höhere Risikoschätzungen aus, mit einer Odds Ratio von 2,89 bei Personen, die jemals geraucht haben, und 3,51 bei aktuellen Rauchern. Ein fortgesetzter Konsum über mindestens zehn Jahre hinweg war mit noch höheren Werten assoziiert. Dennoch handelt es sich nach Ansicht der Forscher um klinisch relevante Ergebnisse, die verdeutlichen, dass E-Zigaretten keine sichere Alternative darstellen und der vollständige Verzicht auf inhalative Schadstoffexposition anzustreben ist.

Prävention und Aufklärung in den Fokus rücken

Die vorliegenden Ergebnisse liefern eine konsistente Evidenzbasis für ein erhöhtes COPD-Risiko bei Personen mit aktuellem oder zurückliegendem E-Zigarettenkonsum. Obwohl das Risiko im Vergleich zum klassischen Zigarettenrauchen geringer ausfällt, zeigen sich auch für E-Zigaretten signifikante Zusammenhänge mit respiratorischen Langzeitschäden.
Bemerkenswert ist, dass sich ein erhöhtes Risiko selbst bei früherem oder gelegentlichem Konsum nachweisen ließ. Dies ist ein Hinweis darauf, dass auch intermittierender Kontakt mit den Inhaltsstoffen von E-Zigarettenaerosolen potenziell schädlich ist und sie kein unbedenkliches Konsumprodukt darstellen. Vor allem vor dem Hintergrund einer wachsenden Nutzergruppe, insbesondere bei jungen Erwachsenen, gewinnen Prävention und Aufklärung über die potenziellen Langzeitfolgen des Dampfens zunehmend an Bedeutung.